Die ausgelebte Version des Maria-Montessori-Prinzips "Hilf mir es selbst zu tun".
Gut am Arbeitgeber finde ich
Durch meinen Arbeitgeber bzw. mein mit dem Job verbundenes Aufgabengebiet kann ich an der Schule sehr selbstständig und eigenverantwortlich handeln und habe viele Freiräume in Bezug auf meine Aufgabengestaltung.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Es gibt keine Aufstiegsmöglichkeiten, die Bezahlung ist unter dem pädagogischen Tarif, es gibt immer Stress wegen der Parkmöglichkeit im Büro. Außerdem erfährt man wenig Wertschätzung. Es gibt zu viel Stress durch nicht zielorientierte Nebenkriegsschauplätze.
Verbesserungsvorschläge
Man könnte hinterfragen und prüfen:
1. ob Lob bei Mitarbeitern eine Steigerung der Motivation bewirken kann.
2. ob an allen Ecken und Enden zu sparen (Parkkarte streichen, 4 Monate mit dem Einkauf eines neuen Akkus für einen Laptop zögern, Mitarbeiter keine Getränke
zur Verfügung zu stellen) ein förderliches Betriebsklima erzeugen.
3. ob man einen Mitarbeiter, der von sich aus mit einem Weiterbildungswunsch auf jemanden zukommt, ernst genommen und entsprechend gefördert werden kann.
4. ob es bei nicht durchführbaren Arbeitsaufträgen Sinn macht, die persönlichen Umstände in Entscheidungsprozess einzubeziehen.
5. ob es Sinn macht, neue Mitarbeiter grundlegend über eine Phase von mindestens vier Wochen einzuarbeiten, um ein zufriedenstellendes On-Boarding-Ergebnis zu erhalten und dadurch zu bewirken, dass der Mitarbeiter länger an
Bord bleibt.
Arbeitsatmosphäre
Schlecht eingerichtete Arbeitsplätze, schlechte technische Ausstattung. Wartezeit für einen neuen Laptop Akku betrug vier Monate. Wartezeit auf die Ausstellung eines Arbeitszeugnis aufgrund eines Vorgesetztenwechsels betrug 14 Monate. Sehr hohe Personalfluktuation: in 4,5 Jahren 28 Mitarbeiterwechsel inkl. 4 Einrichtungsleitungen erlebt. Kontrolle der Arbeitszeit zusätzlich zum "normalen" Arbeitszeitnachweis durch An- und Abmeldegruppe des Teams via Signal. Wer sich selbst loben kann, ist gut beraten und kann motiviert arbeiten. Es gibt ähnlich wie bei anderen Trägern ausschließlich zeitlich befristete Verträge, meistens über 12 Monate. Festanstellungen sind meistens Sozialpädagog*Innen vorbehalten.
Kommunikation
Die Kommunikation auf der Mitarbeiterebene ist freundlich, hilfsbereit und angenehm. Konflikte können im Team offen angesprochen werden. Ein Austausch mit der Geschäftsführung findet nicht statt, außer es gibt Hinweise für neue Regeln und Pflichten, die es einzuhalten gilt.
Dies wird per E-Mail kommuniziert.
Ein eigener Vorschlag für eine berufliche Weiterbildung bzw. Qualifizierungsmaßnahme wurde abgelehnt. Die Auswahl der Mitarbeiter,
die dafür in Frage kommen findet statt; die Hintergründe für die Einzelentscheidungen verbleiben aber unklar. Um sich Ärger zu sparen ist man gut beraten, die strengen Kommunikationslinien einzuhalten und nicht direkt mit der Geschäftsführung in Kontakt zu treten. Umgekehrt verweist die Einrichtungsleitung in vielen Fällen darauf, sich mit Problemen direkt an die Geschäftsleitung zu richten.
Kollegenzusammenhalt
Teambuilding-Maßnahmen finden wenig bis keine Unterstützung bzw. Förderung durch die Geschäftsführung.
Work-Life-Balance
Urlaube werden ausschließlich in den Schulferien ermöglicht, da die Schulen dann geschlossen sind. Ausnahmen hiervon sind in Absprache vereinzelt möglich, aber nicht erwünscht. Die Arbeitszeiten sind festgelegt und richten sich nach der vertraglich vereinbarten Stundenzahl. Flexible Arbeitszeitmodelle finden keine Anwendung.
Tätigkeiten im Home Office unterliegen der schriftlichen Dokumentation gegenüber der Geschäftsleitung mit Tagesdatum und Bemerkung, welche Arbeit erledigt wurde. Die erledigten Aufgaben mussten hierbei im 15-Minuten-Takt in einer Excel-Tabelle dokumentiert werden. Die gesetzlich vorgegebenen Home Office Pflicht wurde nicht im Einzelfall geprüft.
Vorgesetztenverhalten
Hier ist die Bewertung nicht leicht, da aufgrund der Leitungsfluktuation eigentlich vier Personen bewertet werden müssten. Generell gilt: Es wird wenig auf die einzelnen Belange der Mitarbeiter eingegangen. Entscheidungen werden von Oben nach Unten weitergegeben, ohne eine davon in Frage zu stellen. Es gibt keinerlei Bestrebungen, Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden, oder eine Identifikation mit dem Unternehmen herzustellen - außer als On-Boarding-Geschenk Schlüsselanhänger mit Firmenaufdruck zu verschenken. Mitarbeitergespräche finden meistens jährlich statt und führen nicht zu den gewünschten förderlichen Zielen.
Interessante Aufgaben
Jeder Mitarbeiter kann sehr selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten. Man hat sehr viel Gestaltungsraum was die eigenen Aufgaben und Zeitpläne betrifft und kann seine Verantwortung sowie Selbstständigkeit nach eigenem Ermessen in alle Aufgabengebiete einbringen.
Das Aufgabengebiet ist sehr umfassend: man ist Bildungsbegleiter, Ausbilder und Sozialpädagoge in einer Person, bekommt dafür aber keine drei Gehälter. Es entsteht mit Sicherheit keine Langeweile, sondern zu Stoßzeiten eine gute Auslastung der eigenen Arbeitskapazitäten.
Gleichberechtigung
Die Aufstiegsmöglichkeiten beschränken sich auf die Leitung einer Einrichtung, unabhängig, ob Mann oder Frau. Ist dieser Posten besetzt, gibt es keine weiteren Möglichkeiten.
Umgang mit älteren Kollegen
Ältere Personen werden aufgrund ihrer langjährigen Berufserfahrung und den Vertragsvorgaben der Arbeitsagentur in Bezug auf die Qualifikationsvoraussetzungen bzw. die beruflichen Mindestanforderungen der Mitarbeiter (Meister, Fachwirt oder Dipl. Sozialpädagog*In) gerne eingestellt. Sie dürfen nur nicht länger erkranken. Eine Förderung langjähriger Mitarbeiter ist nicht vorgesehen.
Arbeitsbedingungen
Ein büronaher Parkplatz war und ist immer noch ein Problem. Es gibt einen Mitarbeiterparkplatz und eine Parkkarte für ein nahegelegenes Parkhaus, also 2 Parkmöglichkeiten für 7-8 Mitarbeiter, was vorwiegend in den Schulferien - wenn viele Mitarbeiter im Büro und nicht an der Schule sind - temporär Konflikte produziert. Seitens Vorgesetzte sollte es aber kein Problem darstellen, täglich 1,3km hin- und zurück von einem weiter entfernten Firmenstandort zum Büro zu laufen. Hat man am einem Tag drei Termine, verbringt man alleine 1,5 Stunden damit, hin- und her zu laufen.
Die technische Ausstattung der EDV entspricht den minimalen Anforderungen.
Sich in Corona-Zeiten einen Raum mit anderen zu teilen, der ohne Frischluftzufuhr und ohne Heizung ausgestattet ist, stellte für mich oft ein Problem dar.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Mülltrennung erfolgt (Papier, gelber Sack, Restmüll). Die Mitarbeiter wurden aufgefordert, Fair Trade Kaffee und Tee auf eigene Kosten zu kaufen, da Getränke generell nicht seitens Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden. Einige Zeit gab es einmal im Monat frisches Obst, was aber dauerhaft daran scheiterte, dass die Mitarbeiter sich um den Einkauf desselben selbst kümmern sollten.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist unter dem Mindestlohntarif für pädagogische Angestellte. Es gibt kein 13. Gehalt und kein Urlaubsgeld. Je nach Firmenzugehörigkeit wird ein jährlicher, anteiliger Bonus ausgezahlt.
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"KOLPING versteht Arbeit als Möglichkeit zur persönliche Entfaltung, als Beitrag für die Gesellschaft und als Schöpfungsauftrag zur Gestaltung der Welt. Persönliche und berufliche Bildung und ständiges Lernen sind Voraussetzung für eine eigenverantwortliche und dem Gemeinwohl verpflichtete Lebensgestaltung."
Die Realität: Die Möglichkeit der persönlichen Entfaltung hörte bei mir da auf, wo ich nach einer Qualifizierungsmöglichkeit fragte, ist begrenzt auf strenge Dokumentation im Home Office, wird weitergeführt über die zweifache An- und Abmeldung von Arbeitszeiten per Signal und
der Vorgabe welchen Kaffee man auf eigene Kosten zu kaufen hat.
Die Mitarbeiterzufriedenheit ist gering und untereinander wird sich oft nicht positiv über den Betrieb geäußert. Äußerungen über Missstände treffen meistens auf taube Ohren. Demnach stimmt für mich das Leitbild nicht mit der gelebten Realität überein.
Karriere/Weiterbildung
Die Karriereleiter endet strukturbedingt bei der Einrichtungsleitung. Auf begründete Vorschläge zur Weiterbildungsmöglichkeit wurde in meinem Fall nicht eingegangen. Eine Vertragsanpassung auf 80% war aber kein Problem, nachdem ich mich entschied, ein pädagogisches Fernstudium auf eigene Kosten durchzuführen.