Patriarchalismus und das Gefühl der Demütigung
Arbeitsatmosphäre
In den Teams der externen Geschäftsstellen eine gute und zielführende Arbeitsatmosphäre. Die Atmosphäre im Verlagshaus empfand ich als befremdlich, kontrollierend und insbesondere von einer in mir immer größer werdenden Angst vor Arbeitsplatzverlust behaftet.
Kommunikation
Die Kommunikation im Team und teamübergreifend, war immer einwandfrei! Auch die Hilfsbereitschaft der Kollegen, die Weitergabe von Erfahrungen und Wissen empfand ich immer als bereichernd. Die Kommunikation mit den Vorgesetzen war zu Beginn meiner Tätigkeit sehr vielversprechend, teilweise locker, persönlich und sogar auf Augenhöhe. Meiner Meinung nach war das wohl einem vermeintlichen "Welpenschutz" geschuldet, und der Tatsache das auch ich gelegentlich Erfolgserlebnisse vorweisen konnte. Aber in der Nachbetrachtung, kann ich aus meinem Empfinden, in einem doch sehr schwierigen Arbeitsspektrum nur von Momentaufnahmen sprechen. Die daraus resultierende und nachhaltige Negativdynamik in der Kommunikation, empfand ich als als demütigend und menschlich äusserst fragwürdig.
Kollegenzusammenhalt
Innerhalb der Teams in den externen Geschäftsstellen, war der Zusammenhalt stets positiv, der den m.E. doch sehr harten Arbeitsalltag hier und da etwas angenehmer erscheinen ließ. Auch im Verlagshaus lernte ich eine Reihe liebenswerter und hilfsbereiter Menschen kennen. Leider wurde ich sporadisch mit Gerüchten und den damit verbundenen Rechtfertigungen konfrontiert, die nach meiner Interpretation nur mit einem sogenannten "Flurfunk" zu erklären waren.
Work-Life-Balance
Die Anzahl der Urlaubstage war fair, die dahingehende Planung schwierig zu gestalten, ganz nach dem Motto "wer zuerst kommt, malt zuerst". Familiäre Belange fanden aus meiner Erfahrung heraus keine Berücksichtigung.
Vorgesetztenverhalten
Den Leistungs- und Umsatzdruck empfand ich als erdrückend und demütigend. Umsatzziele, Planzahlen und Terminvorgaben erschienen mir unrealistisch und damit nicht erfüllbar. Wo ich mit der Illusion der beruflichen Selbstverwirklichung begann, zog ich rasch meinen Antrieb durch den immer stärker werdenden Druck und der Tonalität aus der Angst heraus. Wertschätzung oder Lob, waren für mich selbst bei Erfolgen nicht hörbar.
Interessante Aufgaben
In diesem Unternehmen habe ich leider keine für mich erweiternden interresanten Aufgaben kennenlernen dürfen. Ausschließlich jede Aufgabe und Anforderung, waren meiner Meinung nach uneingeschränkt von der Umsatzmotivation geprägt.
Gehalt/Sozialleistungen
Im Zeitraum der Einarbeitung eine faire Vergütung, die in meinem Fall allerdings nach 6 Monaten in ein Provisionsmodell inkl. Grundgehalt umgewandelt wurde. Ab dem Zeitpunkt kann ich aus meiner Sicht durchaus von einem Existenzminimum sprechen. Freiwillige Weihnachtsgratifikation oder Urlaubsgeld wurde an mich zu keinem Zeitpunkt herangetragen. Geleistete Überstunden wurden aus meiner Wahrnehmung heraus vorausgesetzt, aber nicht vergütet.
Image
Das Image des Unternehmens ist für mich schwer zu beurteilen, da hier vorwiegend das Produkt (Zeitung) im Vordergrund steht. Dahingehend habe ich das Image als seriös, informativ und glaubwürdig wahrgenommen, wenn auch vorwiegend bei älteren Menschen. Die Relevanz bei der jüngeren Zielgruppe, war nach meinen Erfahrungswerten sehr gering ausgeprägt.
Karriere/Weiterbildung
Karrierechancen waren für mich nicht wahrzunehmen, da alle Führungspositionen weitgehend innerfamiliäre besetzt waren. Weiterbildungen fanden aus meiner Sicht nicht statt, hier kann ich mich lediglich an interne umsatzorientierte Einschwörungen erinnern. Darüber hinaus fühlte ich mich stark dazu genötigt Hörbücher von aus meiner Sicht sehr fragwürdigen Verkaufs- und Persönlichkeitscoaches zu konsumieren. Auch wurde ich im Rahmen meiner Tätigkeit dazu eingeladen deren Bühneninszinierungen auf vorwiegend eigene Kosten am Wochenende zu besuchen. Der Begriff der "freiwilligen Pflichtveranstaltung" wurde in mir eindrucksvoll wiederbelebt.