Forschungssozialismus statt Innovation
Gut am Arbeitgeber finde ich
Bisher war das KUZ ein sicherer Arbeitsort, da vor allem staatliche und europäische Forschungszuschüsse regelmäßig wie süßer Brei geflossen sind. So hielt sich der Arbeitsstress in Grenzen, und die wirtschaftlichen Krisen der letzten Jahre sind bisher fast spurlos an der Einrichtung vorbeigegangen. (Nur Corona hat tiefere Wunden gerissen.) So konnte sich eine stabile Work-Life-Balance mit so einigen Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten herausbilden, was sich Industrieunternehmen nicht auf Dauer hätten leisten können (vielleicht Großkonzerne). Auch das Arbeitsklima zwischen den Kollegen war zum großen Teil recht angenehm.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Dauerhaft nachteilig hat sich die Führungsebene auf die Entwicklung des KUZ ausgewirkt. Seit gut 2 Jahrzehnten hat es Geschäftsführer gegeben, die maximal das Geschehen verwaltet, aber nie wirklich vorangetrieben haben. Die Ebene darunter („Fachbereichsleiter“) haben auch kein Konzept, wie sie die inzwischen sehr desolate wirtschaftliche Lage in den Griff bekommen sollen. Die hohe Fluktuation an hoch qualifizierten und auch meist langjährigen Mitarbeitern ist eine Folge der momentanen Situation. Bisher hat man wieder neue Fachkräfte gewinnen können, deren Motivation aber nach kurzer Zeit deutlich nachlässt, wenn sie das System durchschaut haben.
Besonders die wissenschaftlichen Mitarbeiter empfinden ihre Tätigkeit immer mehr als Beschäftigungstherapie, da die forlaufende Bearbeitung von Forschungsprojekten in einer Dauerschleife erfolgt. Inhalte und erst recht die Ergebnisse stoßen bei der Geschäftsleitung auf sehr geringes Interesse. Forschung und Entwicklung klingt erstmal toll, aber wirkliche Innovation findet so gut wie nicht mehr statt. Man versucht, jedem Trend hinterher zu rennen und erfindet stattdessen jede Schraube neu. Hauptsache, aktuelle Schlagwörter finden Verwendung.
Einen Betriebsrat gibt es auch, der aber kürzlich aufgrund von Querelen aufgelöst und neu gewählt wurde.
Momentan findet wieder mal ein Austausch des Geschäftsführers statt. Man kann nur hoffen, dass diese langjährige Orientierungslosigkeit und Lethargie endlich ein Ende findet.
Verbesserungsvorschläge
Man sollte beginnen, dem eigenen Motto wirklich konsequent zu folgen: „Mit der Industrie - für die Indistrie“. Die Abhängigkeit von staatlichen Fördergeldern wird als gemeinnützige Forschungseinrichtung immer bestehen bleiben, aber es sollte dennoch eine beginnende Loslösung vom staatlichen Helikoptergeld hin zur praxisorientierten Industrieforschung durch zunehmende Akquirierung von Industrieaufträgen erfolgen. Mehr unternehmerisches Denken und Handeln würde dem KUZ eine stabilere Position bescheren, da der Staat immer mehr Leistungen kürzen wird, wovon auch die Forschung nicht verschont bleiben wird.
Arbeitsatmosphäre
"Kein Tadel ist auch ein Lob"
Kommunikation
Zum Glück funktioniert der Buschfunk. Vieles erfährt man nur hintenrum.
Kollegenzusammenhalt
Zumindest klappt das weitestgehend. An einigen Stellen gibt es leider Unstimmigkeiten, was die Geschäftsführung gewähren lässt.
Work-Life-Balance
Das hat sich erfreulicherweise sehr gut entwickelt, z. B. Gleitzeit, Gleittage, unkomlizierte Arbeitszeitverschiebung; teilweise ist auch Homeoffice möglich; ab und zu gibt es Events, die aber die aber Mitarbeiter anregen und organisieren
Vorgesetztenverhalten
unprofessionell, orientierungslos, schlechte Kommunikation; Mitarbeitergespäche finden nicht statt (nur wenn es notwendig ist)
Interessante Aufgaben
eher selten; meist monotone Tätigkeiten in Dauerschleife
Gleichberechtigung
funktioniert
Umgang mit älteren Kollegen
funktioniert sehr gut
Arbeitsbedingungen
sind weitestgehend ok; bei besserer finanzieller Lage könnte man noch mehr verbessern
Umwelt-/Sozialbewusstsein
man tut, was man kann; hier bestimmen aber die Mitarbeiter (also "von unten"), was passieren soll
Gehalt/Sozialleistungen
Bezahlt wird nach einem speziellen Tarif, der zwar regelmäßig kommt, aber der Tätigkeit in einem ingenieurwissenschaftlichen Umfeld nicht gerecht wird. Großforschungseinrichtungen, wie z. B. die Fraunhofer-Gesellschaft, zahlen wesentlich mehr. Auch tariflich vereinbarte Zusatzleistungen, wie die Jahresendleistung, können seit mehreren Jahren nicht mehr gezahlt werden.
Image
Nach außen versucht man, das Bild einer hochwissenschaftlichen, professionellen und produktiven Forschungseinrichtung aufrecht zu erhalten. Wer das Haus von außen besser kennt, rümpft gern mal die Nase ...
Karriere/Weiterbildung
Für die persönlichen Entwicklungen gibt es nahezu keine Perspektiven. Wenn man einmal seine Stelle hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man diese auch die nächsten Jahrzehnte behält. Höhere Positionen werden fast ausschließlich nur von außen besetzt. Weiterbildungen für das eigene Personal finden nicht statt.