Ein Unternehmen der maximalen Gegensätze
Gut am Arbeitgeber finde ich
Flexible Arbeitszeiten und gute Home-Office-Regelung. Der Transfer aus engen Pandemieregeln in eine Art Normalbetrieb läuft gut, die Kommunikation dazu wahr für mein Empfinden und allem, was ich vorher erlebt habe, wirklich gut. Es ist stark bemerkbar, wie sehr einzelne Kollegen und Abteilungen (v.a. GF-Assistenz, HR und vereinzelte Führungskräfte) bemüht sind, das schaukelnde Schiff zu beruhigen. Der Einfluss auf die betroffenen Bereiche reicht aber anscheinend nicht aus.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ich habe das Gefühl, das aktuell bei wichtigen Entscheidungen gezögert wird, bzw. interne Themen zu niedrig priorisiert werden. Manager sind aber Manager, weil sie (auch schwierige) Entscheidungen treffen sollten. Natürlich ist Wirtschaftlichkeit wichtig und ich bin glücklich, dass wir auf einem guten Weg in dieser Hinsicht sind. Der Weg dahinter, der ist beängstigend. Ich bin mir sicher, dass das auch anders gegangen wäre und der Weg auch in die Zukunft gesehen anders laufen könnte. Mit den aktuell vorhanden Grundvoraussetzungen scheint mir das aber schwierig. Mir fehlt hier einfach die Bereitschaft, auch an sich zu arbeiten. Er ist mir zu einfach Veränderungsbereitschaft von anderen zu verlangen und es selbst nicht zu machen.
Verbesserungsvorschläge
Wir müssen dringend über Führung, Vertrauen, Umgangsformen und das eigene Selbstverständnis im Umgang miteinander sprechen. Einfachste Regeln und Ideen des menschlichen Miteinanders werden im Führungsverhalten von Teilen des Top-Managements vernachlässigt. Die gute Nachricht: Es gibt genau dort auch sehr gute Beispiele. Vielleicht sollten man dort voneinander lernen.
Arbeitsatmosphäre
Ich gebe hier ein Gesamtergebnis und habe bewusst "Sonstiges" als Bereich gewählt. Nicht ohne Grund. Bei mir wäre es eine 4-5 mit den üblichen Einschränkungen. Ich habe eine wertschätzende Führungskraft und tolle Kolleginnen und Kollegen. Wir haben aktuell eine starke und immer präsentere HR-Abteilung, die gewillt ist, voran zu gehen, und auch den Konflikt nicht scheut. Mit dem, was ich in ein bis zwei Bereichen aber gerade wahrnehme, kann ich diese Note aber nicht guten Herzens geben. Vor allem das nach außen getragene Wertschätzung findet in manchen Bereichen bzw. Abteilungen einfach nicht mehr statt. Vor allem zwischen Top-Management und operativen Kräften ist es teilweise eine Vollkatastrophe. Hier ist dringender Handlungsbedarf.
Kommunikation
Auch hier teilt sich das Bild. Ich bin, glaube ich, gut informiert. Die zur Verfügung gestellten Materialien und Infos reichen zur Einordnung völlig aus. Meine Führungskraft rundet das gemeinsam mit der Kommunikation au dem Personalbereich ab.
Kollegenzusammenhalt
In meinem Team großartig, ich könnte es mir nicht besser wünschen. Vor allem die Fehlertoleranz und Hilfsbereitschaft sind auch im Vergleich zu meinen vorherigen Stationen herausragend. Je höher Druck und Ängste allerdings in einem Bereich sind, desto weniger scheint Vertrauen in andere zu sein und das ist natürlich schade. Wenn man erlebt, wie in einem Bereich teilweise über Kollegen aus anderen Bereichen gesprochen und geurteilt wird, dann muss man sich schon wundern. Und diese Art wirkt natürlich auch in die anderen Bereiche rein. Gesamt also "nur" 3 Sterne.
Work-Life-Balance
Vertrauensarbeitszeit bei 40h. Wünschenswert wäre es, wenn das ein wenig reduziert würde, aber das ist natürlich kein Muss. In Zeiten mit hoher Arbeitslast ist es auch mal deutlich mehr, was vermutlich nie ganz ausgeglichen wird. Aber das ist für mich kein Problem.
Vorgesetztenverhalten
Die für mich schwierigste Frage. Meine Führungskraft leistet alles, was sie muss. Es ist für mich aber offensichtlich, dass wir vor allem in den höheren Führungsschichten Manager haben, die zwar Führungserfahrung haben, das allein macht sie aber nicht gleichzeitig zu guten Leadern. In der Summe mögen es mehr gute als weniger gute Manager sein, die (negative) Wirkkraft der zweiteren nimmt für mich aber in der Gesamtbetrachtung gerade Überhand. Fassade und Schein nehmen aber mittlerweile ganz beträchtlich Schaden. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät.
Interessante Aufgaben
Das Unternehmen, der Markt, der Wettbewerb und die Herausforderungen sind unvergleichbar. Als vergleichweise kleiner Player gegen die ganz großen Fische, mir macht so etwas Spaß, auch in der Niederlage.
Gleichberechtigung
In mehrfacher Hinsicht schwierig: Top-Management ist sehr homogen in Alter, Geschlecht und Hintergrund. Auch die darunter liegende Ebenen zeichnen sich nicht durch Vielfalt aus, das ist schade. Aber auch ein anderer Aspekt ist nicht gegeben: Auf operative Fachkräfte wird nicht gehört, für mich auch ein Aspekt der Gleichberechtigung beim Versuch, ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.
Umgang mit älteren Kollegen
Vom Alter her gesehen, vermutlich einwandfrei. Langjährige Kollegen wurden zuletzt aber im bereits thematisierten Bereich nicht gut behandelt.
Arbeitsbedingungen
Für mich völlig okay, ich lege aber auch keinen Wert auf Eckbüro, Fensterglas und Palmen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Nimmt gerade wieder Fahrt auf u.a. dank deutlicher Anstrengungen in #HR und neu belebtem CSR-Management. Luft nach oben ist hier immer, das Engagement dahinter ist aber deutlich spürbar.
Gehalt/Sozialleistungen
Bei mir okay, nicht mehr, nicht weniger. Allerdings reicht es.
Karriere/Weiterbildung
Ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht, allerdings setzt das System sehr auf Eigenverantwortung im Verhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeiter. Für mich ist das gut, für andere eventuell nicht.