Nicht wirklich empfehlenswert
Gut am Arbeitgeber finde ich
Sein zentrales Tool ist schön, die Flexibilität beim Home Office ist nett, die vielen Restaurants in der Umgebung sind fein.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Zentral ist da wohl die bereits erwähnte völlige Streichung von Tausenden von Überstunden bei der gesamten Belegschaft in den letzten 12 Monaten, unter fadenscheinigen Begründungen, die vielen Mitarbeitern nach ihren extremen Mühen zugunsten der Firma ihre völlige Machtlosigkeit gegenüber dem Management verdeutlicht hat. Auch die personelle Unterbesetzung und die kalten, unsympathischen Räumlichkeiten sind ein großes Problem.
Verbesserungsvorschläge
Die französische Mutter sollte den deutschen Mitarbeitern selbständiges Arbeiten und Entscheidungen erlauben. Es ist kaum möglich, etwas zu beschließen, das Geld kostet. Es ist nicht möglich, das zentrale Tool (ein Computerprogramm) selbst und flexibel zu bedienen; man muss sich alles in Paris einstellen lassen. Die deutschen Manager sollten die Mitarbeiter nicht weiter durch fröhliche Durchhalte-Rhetorik über akute Krisen im Unklaren lassen, sondern Dinge offen ansprechen. Überstunden müssen bezahlt werden, ohne Rumgeschacher oder die dreiste Streichung unter fadenscheiniger Begründung.
Arbeitsatmosphäre
Diese Firma wird von französischen Managern geleitet, die vom deutschen Personal nicht viel halten -- und das auch vermitteln. Das deutsche Management fällt vor allem durch Untätigkeit auf: Es reagiert auf so gut wie keine Eingaben. Die Belegschaft selbst ist in Cliquen zerfallen, die sich nicht leiden können. Fast alle Mitarbeiter haben sich durch die enorme Arbeitslast förmlich aufgerieben, aber keine Überstunden bezahlt bekommen. Ein großer Teil des Personals hat 2018 die Flucht aus der Firma angetreten.
Kommunikation
Entscheidungen werden in der Regel vom Management nicht an die Belegschaft kommuniziert. Es wird erwartet, dass letztere alle relevanten Dinge telepathisch errät. Oft kommt es zu Aussprüchen wie "Das hatten wir doch so gesagt", die sich jedoch nicht auf real stattgefunden habende Dialoge beziehen. Auch sehr negativ ist die Behandlung brennender interner Problem durch das Management: Es reagiert mit Chacka-Wir-schaffen-das-Rhetorik darauf, anstatt einmal mit der Belegschaft offen zu sprechen und die Probleme gemeinsam anzugehen.
Kollegenzusammenhalt
Die Belegschaft ist in Cliquen zerfallen, die einander nicht leiden können. Einige gehen miteinander mittags essen oder abends einen trinken, andere werden mehr oder minder absichtlich ausgeschlossen.
Work-Life-Balance
Sehr schlechte Work-Life-Balance, da es viel zu viel Arbeit gibt, aber viel zu wenig Mitarbeiter, die diese Arbeit erledigen können oder dafür richtig qualifiziert sind. Es kommt zu sehr großen Mengen an Überstunden, die aber GAR NICHT bezahlt werden.
Vorgesetztenverhalten
Eingaben per E-Mail werden in der Regel gar nicht beantwortet, noch nicht einmal ihr Empfang bestätigt. Bei Konferenzen ist ein persönlicher Kontakt möglich, er ist dann auch freundlich, doch sollte man sich nicht einbilden, dass dann irgendetwas, was da abgenickt wird, auch umgesetzt wird. Die Manager aus der Zentrale in Paris machen gerne auch immer wieder Beschlüsse der Deutschen zunichte, meist unter Hinweis auf ökonomische Zwänge.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben sind durchaus interessant. Es gibt eine Audio-Video-Beobachtung, einen Online-Monitoring-Dienst und eine Print-Beobachtung; allerdings ist die Arbeitseinteilung chaotisch und die Mitarbeiter oft völlig von der Arbeitslast überfordert.
Gleichberechtigung
Männer und Frauen sind auf alle Fälle völlig gleichberechtigt. Die Männer sind nur ein klein wenig benachteiligt, da es nur ein einziges Sitzklo gibt, für (in besten Zeiten) rund 10-15 Mann in der Firma. Besonders nach dem Mittagessen kommt es zu lästigen Engpässen. Die einzige echte Ungleichheit besteht in der zwischen Mitarbeitern der französischen Zentrale und den deutschen Angestellten, auch den höheren. Die Deutschen dürfen eigentlich gar nichts, noch nicht einmal die Sitzordnung ändern.
Umgang mit älteren Kollegen
Ältere Kollegen werden von den französischen Firmenmanagern nicht sonderlich gut behandelt: Die Firma will halt krampfhaft "jung, dynamisch, erfolgreich" sein. Unter den deutschen Angestellten ist die Situation entspannter; hier spielt das Alter kaum eine Rolle, wenn auch die Älteren und die Familienmütter oder -väter mehr oder minder von den Freizeit- oder Abendaktivitäten von Teilen der Belegschaft ausgeschlossen sind, da sie mit ihrem Familienleben daran nicht teilnehmen können.
Arbeitsbedingungen
Die technische Ausstattung ist ziemlich schlecht; entweder handelt es sich bei den genutzten Computern um Uralt-Apples aus Zeiten alter Selbständigkeit oder um neuere, Billig-PCs, die von den neuen französischen Managern nachgekauft wurden und dabei nicht sonderlich alltagstauglich sind. Die Telefonanlage funktioniert größtenteils gar nicht; die Firma hat es seit ihrem Umzug in die neue Halle nicht geschafft, eine funktionierende Türklingel zu installieren. Die Herren müssen sich zu 10-15 Mann (bei voller Bürobesetzung) ein einziges Sitzklo und ein Pissoir teilen. Die Fabrikhalle, die zum Großraumbüro ausgebaut worden ist, ist schallmäßig unerträglich laut, zugig und kalt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Sozialbewusstsein beschränkt sich bei dieser Firma auf Vertreter, die immer wieder vorbeikommen, um den Mitarbeitern Riester-Renten-artige Produkte aufzuschwatzen. Einige Kollegen haben sich die ständigen E-Mails und Belästigungen verbeten. Umweltbewusst ist diese Firma nur in dem Maße, dass sie großzügig Home Office erlaubt. Der Müll wird nicht getrennt, die Thermik der Bude ist eine Katastrophe.
Gehalt/Sozialleistungen
Hier kommt es sehr auf das Team an; die Mitarbeiter werden je nach Team ganz gut oder eher schlecht bezahlt. Da sollte man knallhart verhandeln. Gehören die Riester-Renten-Geschichten zum Thema Sozialleistungen? Bei Linkfluence gibt es Vertreter, die immer wieder vorbeikommen, um den Mitarbeitern Riester-Renten-artige Produkte zu vermitteln. Viele Kollegen wollen das aber nicht.
Image
Das Image der Firma scheint unter den Arbeitnehmern suboptimal zu sein, da in den letzten 12 Monaten ein riesiger Teil der Belegschaft das Weite gesucht hat. Auch viele Kunden sind abgewandert. Die französische Mutter ist auf ihr selbst entwickeltes Flaggschiff-Programm zur Social-Media-Überwachung sehr stolz; es ist in der Tat nicht übel, wenn auch schwer zu bedienen und wird nicht in Deutschland verwaltet, womit ein flexibler Umgang der hiesigen Bediener nicht möglich ist.
Karriere/Weiterbildung
Eine Weiterbildung findet nicht statt. Punkt. Was den Karriere-Aufstieg anbelangt, so kann man sich über beeindruckende Titel freuen, die jedoch weder etwas über den Gehaltslevel besagen noch mit den Titeln anderer Firmen kompatibel sind. Sie sind mehr Schein als Sein. Aber das gilt ja für so ziemlich alle Firmen in der Privatwirtschaft.