Seit dem Management-Wechsel noch deutlicher keine Menschen mehr, sondern "Roles"
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das Team vor Ort, die Arbeit grundsätzlich auch, so lang keine Hürden von oben in den Weg gestellt werden.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die amerikanische Ideologie, die Behandlung der Mitarbeiter ausschließlich als Ressourcen, das jährliche Zittern um den Arbeitsplatz.
Verbesserungsvorschläge
Auslagerungen in Billiglohnländer realistischer planen, den Kunden weiterhin Projektmanager vor Ort zur Verfügung stellen und nicht nur einen überforderten PM, der die Arbeit nicht mehr selbst machen darf, aber alle Schelte einstecken muss, persönliche Bereicherung hinter sozialen Gesichtspunkten zurückstellen (wenn die Zahlen gut sind, muss man auch keine Auslagerung in Angriff nehmen). Außerdem kann an dem verschleiernden Kommunikationsstil gearbeitet werden (Beispiel: Unter dem Schlagwort "Simplification" wird erst durch schwammige Parolen um die Unterstützung der Mitarbeiter geworben und es dauert einige Wochen, bis man als Einzelner durchschaut, dass eigentlich "Auslagerung" und "zentrale Zusammenfassung der Arbeit in einzelnen Ländern" gemeint ist).
Arbeitsatmosphäre
Sehr gutes Team, in dem man alles ansprechen kann, auch eher harsche Äußerungen gegen die Firmenpolitik oder das Management, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.
Kommunikation
Innerhalb des Teams sehr gut, von Amerika allerdings gruselig. Man hat den Eindruck, alle Manager hätten den gleichen Kommunikationskurs besucht, und zwar bei einer Firma, die auch Politiker trainiert. Neuerdings darf man in Meetings direkt Fragen an das oberste Management richten. Die Antwort beginnt stets mit "That's a (really) good question". Anschließend beginnt ein Sermon, der vollständig inhaltsleer ist und nichts mit der Frage zu tun hat - wohl in der Hoffnung, der Fragesteller habe bis zum Ende, abgelenkt von dem Versuch zu folgen, sein ursprüngliches Anliegen wieder vergessen.
Kollegenzusammenhalt
Sehr gut, ein solches Team wünsche ich mir auch in Zukunft.
Work-Life-Balance
Gleitzeit, jedoch nicht immer möglich, private Termine wahrzunehmen. Seit einigen Jahren von Amerika gewollte anhaltende und extreme Unterbesetzung, die nur mit einer "Dienst-nach-Vorschrift"-Einstellung eine Work-Life-Balance zulässt.
Vorgesetztenverhalten
Mit dem direkten Vorgesetzten kann man in der Regel über alles sprechen, es wird Verständnis gezeigt und es wird sich für Interessen des Teams eingesetzt. Es herrscht ein eher freundschaftliches Verhältnis. Aufgrund von Amerika bleibt jedoch jede Bemühung ohne Erfolg.
Interessante Aufgaben
Wenn man das Glück hat, an großen Accounts mitzuarbeiten, wo man auch für den Workflow und Prozessoptimierungen zuständig ist, hat man interessante Aufgaben, kann mitdenken und sich einbringen. Wenn man eher bei Kleinstaccounts eingesetzt wird, wo es um die Worddatei-Übersetzung von jetzt auf gleich geht, hält es sich in Grenzen.
Gleichberechtigung
Ob es auch hier den typischen Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen gibt, ist mir nicht bekannt. Im Arbeitsalltag wird man gleich behandelt.
Umgang mit älteren Kollegen
Keine altersabhängigen Unterschiede
Arbeitsbedingungen
Von Amerika werden so viele Hürden in den Weg gelegt, dass es schwer ist, einen guten Job zu machen. Häufig ein Kampf gegen Windmühlen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Sozialbewusstsein existiert in dieser Firma nicht. Es herrscht die amerikanische Ideologie vor. Jeder ist durch jeden ersetzbar, einmal im Jahr gibt es das große Zittern, ob der Kündigungsschub an der eigenen Position vorübergeht, und in der Sprache zeigt sich bereits die Einstellung zu den Mitarbeitern: Menschen sind wir erst nach Arbeitsschluss. Für das Management sind wir "Rollen" (und hier ist auch das Verb richtig gewählt: "sind", nicht "haben"). Mir scheint, dass auch bei Kündigungen die Sozialauswahl nicht eingehalten wird. Jedenfalls kam es vor, dass Personen mit befristeten Verträgen vom Management übernommen werden sollten, während langjährige Mitarbeiter mit den gleichen Qualifikationen auf der "Abschussliste" standen.
Gehalt/Sozialleistungen
Liegt ungefähr beim deutschen Durchschnitt.
Image
Mitarbeiter reden offen und kritisch über die Firma, oft mit einem gewissen Zynismus in der Stimme, der Resignation ausdrückt.
Karriere/Weiterbildung
So gut wie keine Aufstiegsmöglichkeiten. Mir persönlich macht das jedoch nichts aus, zumal in dieser Firma lange Jahre galt: Je höher die Position, desto schneller wird man ausgetauscht.