Tolles Image aber nichts dahinter
Arbeitsatmosphäre
Die Firma schreibt sich familiäre Atmosphäre auf die Fahne und flache Hierarchien. Leider merkt man sehr schnell dass es versteckte, unterschwellige Hierarchien gibt. Es wird kaum bis selten gelobt und man kriegt generell wenig Feedback, unterliegt aber fast durchgängig erhöhter Arbeitslast. Im Großen und Ganzen bekommt man den Eindruck, die Mitarbeiter wären überfordert und gestresst.
Meistens ist die Stimmung zwar doch freundlich, aber sobald die Stimmung kippt, kommt es teilweise zu Streits wo sich angeschrien wird, zu Anfeindungen, Beschuldigungen und Tränen.
Man vermischt hier sehr stark auch privates mit beruflichem, was gut gehen kann, aber häufig dafür sorgt dass es bei einem Arbeits-Konflikt sehr schnell persönlich wird. Ein professionelles Arbeitsumfeld ist das für mich nicht.
Kommunikation
Mehrarbeit aufgrund von fehlender oder falscher Kommunikation ist normal.
Es gibt viele verschiedene Kanäle, stundenlange zahlreiche Meetings, Mails, Ticketsysteme, aber irgendwie fehlt am Ende doch immer eine Info oder ein Kollege hat was nicht mitbekommen etc.
Dass Kollegen anderen Kollegen auch gezielt Infos vorenthalten, um sie vorzuführen, oder im Alleingang Dinge durchgezogen werden ohne die Kollegen zu informieren, kommt vor.
Kollegenzusammenhalt
Manchmal Weltuntergangsstimmung, die zusammenschweißt. Vor allem unter den jüngeren Kollegen herrscht freundschaftlicher Umgang und bringt eine nette Dynamik rein.
In manchen Abteilungen wird sich in Teambesprechungen angeschrien. Die Stimmung steigt und fällt mit der Arbeitslast und geht dabei aber häufig ins Extreme.
Work-Life-Balance
Überstunden sind völlig normal und stehen an der Tagesordnung.
Homeoffice wird teilweise gemacht, wird aber von der Geschäftsleitung nicht gern gesehen. Man bekommt den Eindruck, den Mitarbeitern wird nicht vertraut.
Es gibt Gleitzeit mit groben Kernzeiten.
Vorgesetztenverhalten
Kommt sehr stark auf die Abteilung an. Es gibt Führungskräfte, die eher sich für ihre Mitarbeiter einsetzen, als andere, und hier ist die Beziehung der Führungskraft zur Geschäftsleitung sehr entscheidend.
Neue Kollegen werden häufig mit neuen Aufgaben allein gelassen und müssen sich selbst durchkämpfen, weil alle zu viel zu tun haben. Auch die Azubis und Praktikanten werden viel allein gelassen.
Interessante Aufgaben
Dadurch dass man eher wenig angelernt bekommt, muss man sich viel selbst aneignen, was je nach Abteilung auch Spaß machen kann Bzw eine tolle Herausforderung sein kann, wo man sehr viel dazulernt. Ein positiver Nebeneffekt, wenn man aus dieser Firma rauskommt, fühlt man sich ein bisschen als hätte man jetzt wirklich alles mitgemacht.
Gleichberechtigung
Unter den „normalen Kollegen“ also denen, die keine Führungskräfte sind, herrscht ein bunter Mix aus Geschlechtern, Nationalitäten und Alter. In den Führungsebenen allerdings ist der Großteil männlich, deutsch und mittelalt. Die, die in der Leitung des Unternehmens etwas zu sagen haben, erinnern an einen Herrenclub, der die Damen unter sich delegiert und über sie hinweg entscheidet.
Man wird in dieser Firma nicht offen diskriminiert, aber man bemerkt unterschwellig ein Machtgefälle, auch in Verbindung mit der unsichtbaren Hierarchie.
Umgang mit älteren Kollegen
Hatte nicht das Gefühl, dass ältere Kollegen diskriminiert werden, eher dass die älteren Kollegen den jüngeren gegenüber besser behandelt werden aufgrund von Betriebszugehörigkeiten, Lebenserfahrung etc.
Habe aber mitbekommen dass Frauen im Bewerbungsprozess abgelehnt wurden, weil sie in einem bestimmten Alter waren und eventuell in den nächsten Jahren ein Kind bekommen könnten.
Arbeitsbedingungen
Sind in Ordnung. Die Büroräume werden häufig zugestellt mit Kartons oder Musterwaren und es sind sehr viele Kollegen in einem Großraumbüro, dementsprechend ist der Laustärkepegel sehr hoch. Die Küche ist für die vielen Kollegen zu klein und sehr unhygienisch. Putzpläne werden teilweise von manchen Kollegen (größtenteils Mitglieder des Herrenclubs) verweigert.
Die technische Ausstattung ist gut.
Die Einrichtung des Büros ist sehr schön.
Im Sommer ist es relativ warm, es gibt keine Klimaanlage, aber wenn man die Fenster aufmacht zieht es schön durch. Freibadlärm inklusive, hat mich nie gestört, aber kann ablenkend sein.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Ist ok. Im Büro wird nur manchmal Müll getrennt. Der Geschäftsführer pendelt, meistens mit dem Flugzeug. Die Ware wird in Asien hergestellt, über die Arbeitsbedingungen dort weiß ich nichts.
Gehalt/Sozialleistungen
Für das, was man leistet, absolut unverhältnismäßig. In der Branche der Online Startups aber leider normal.
Image
Das Image ist nach außen hin super, hippes familiäres lokales Unternehmen aufgrund von ordentlicher Öffentlichkeitsarbeit, aber von innen ein brodelnder Kessel. Ungeklärte Zuständigkeiten, unterschwelliges Unter-Druck-Setzen durch Führungskräfte, Überarbeitung und Kommunikationsprobleme zerstören leider das Bild, das so schön passen würde.
Karriere/Weiterbildung
Man kann aufsteigen, wenn man viele viele Überstunden macht, und sich mit dem Herrenclub gut hält. Ein Mann zu sein, hilft auch. Gibt aber auch Frauen, die aufgestiegen sind.
Es werden keine Fortbildungen oder Kurse angeboten. Man muss von Anfang an ein Overperformer sein, um hier Karriere machen zu können.
Kollegen, die mit ihrer Arbeitsleistung nicht mithalten können, aufgrund von fehlender Einarbeitung, Überforderung, etc, werden rausgeschmissen oder rausgeekelt.