Für den Berufseinstieg/ als Studentenjob geeignet - langfristig umsehen
Arbeitsatmosphäre
Zu Beginn war die Arbeitsatmosphäre im Büro sehr angenehm. Man hat sich gegenseitig gerade während der Einarbeitungszeit geholfen. Ein wenig nervig war es jedoch, wenn ständig andere Personen ins Zimmer gekommen sind, um etwas zu fragen.
Während der staatlich verodneten Homeoffice-Pflicht wurde den Personen großes Vertrauen entgegen gebracht. Einige Personen konnten sogar aufgrund des fehlenden Platzes im alten Büro weiterhin von Zuhause aus arbeiten. Das war sehr angenehm.
Es gibt in Leipzig ein einmal im Monat stattfindendes After-Work (sofern Corona es möglich machte), wo gemeinsam draußen zusammen Bier getrunken wird. Durch die Dezentralisierung des Unternehmes (Werkstatt/Store in Kemmlitz, Logistik in Lommatzsch, Büro in Leipzig) war es leider nicht möglich, alle Mitarbeiter gleichermaßen zu integrieren.
Die Führungsriege lobt sehr oft und bedankt sich für den Einsatz der Mitarbeiter. Dies ist meistens sehr emotional auf Instagram zu beobachten, sofern man diesen Personen folgt. Ab und zu findet dies auch persönlich statt. Aber es wird aber auch viel Druck ausgeübt, wenn es ums Erreichen der Unternehmensziele geht.
Kommunikation
Die Kommunikation ist mal gut, mal weniger gut. Es kommt stark drauf an, in welcher Abteilung man arbeitet und wie abteilungsübergreifend man arbeiten muss. Gewisse Abteilungen reagieren im Chat oft tagelang nicht, bis man sie nochmals darauf anspricht oder auf die Dringlichkeit hinweist.
Die Kommunikation im Team das Customer Service beispielsweise klappt sehr gut. Trotz der unterschiedlichen Mentalitäten (FR, IT, DE) spricht man sich größenteils ab. Der Umgangston ist angenehm, oft witzig und locker, sofern Mails, Telefon und Chat händelbar sind.
Kollegenzusammenhalt
Von außen wird immer mit einer #maciagfamily beworben, Kritik oder Verbesserungsvorschläge sind erwünscht. Dies trifft leider nur bedingt zu. Es kommt sehr stark darauf an, mit welchen Personen man spricht. Hier sollte man vorsichtig abwägen und gerade das erste Jahr über ganz genau beobachten.
Gewisse Herausforderungen werden gemeinsam schnell angegangen, wenn es darum geht, den Umsatz zu steigern. Gibt es jedoch Probleme, die negative Auswirkungen für den Kunden haben, wie beispielsweise das ständige Nicht-Funktionieren von Gutscheinen, werden diese als nicht priorisiert eingestuft und man rennt anderen Kollegen monatelang hinterher.
Intern im Customer Service ist der kollegiale Zusammenhalt gut. Man versucht gemeinsam alle Ziele des Tages so schnell wie möglich zu erreichen und motivert sich gegenseitig mit ein paar witzigen Sprüchen im internen Gruppenchat des CS-Teams.
Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance ist verbesserungswürdig. Einzelne Abteilungen haben die Möglichkeit der Gleitzeit, eventuell sogar Mutti-Schichten. Der Customer Service arbeitet in Schichten von 7:30 bis 22 Uhr. Ab 18 Uhr ist man in der Spätschicht alleine, man hat die Eigenverantwortung für Chat, Telefon und Mails zusätzlich zu äußerst vielen Prüfaufgaben. Das ist auf Dauer eine große Belastung, die jedoch nicht zusätzlich vergütet wird.
Mal eben spontan frei haben aufgrund eines Termins ist kein Problem, dafür können auch Überstunden genutzt werden. Allerdings wird man häufig spontan gezwungen, noch mehr Überstunden abzubauen, obwohl diese anderweitig schon verplant sind. Überstunden werden nicht ausbezahlt. Schichten kurzfristig untereinander tauschen, ist möglich.
Mit nur 24 Urlaubstagen pro Jahr liegt man im Verhältnis zur Konkurrenz deutlich drunter. Urlaubstage müssen innerhalb des Kalenderjahres genommen werden und können nicht ins neue Jahr übernommen werden. Es gibt 2 Karenztage pro Halbjahr. Ist man innerhalb des halben Jahres nicht krank, erhält man für das laufende Kalenderjahr einen zusätzlichen Urlaubstag. Dies gilt jedoch nur, wenn man auch exakt zum 01.01./01.07 beginnt.
Vorgesetztenverhalten
Das Vorgesetztenverhalten im CS war bis zum Wechsel größtenteils in Ordnung. Schade ist, dass der direkte Vorgesetze durch ständige Meetings mit anderen Abteilungen aus dem Tagesgeschäft herausgerissen wird und den Blick für die Kunden verliert, auch wenn hin und wieder nach Feedback gefragt wird. Wünschenswert für die Zukunft wäre das wieder stärkere Einsetzen für die unterstellten Kollegen sowie die Reduzierung der ständigen Ja-Sagerei.
Interessante Aufgaben
Die interessanten Aufgaben schwanken je nach Abteilung. Im Customer Service hat man hauptsächlich mit der Bearbeitung von Mails, Telefonanrufen und Chats zu tun.
Ab und zu gibt es Sonderaufgaben. Zu Beginn war es noch so, dass man als MXer oder MTBer in kreativere Projekte einbezogen wurde. Durch eine starke Mitarbeiterfluktuation hat die Einbindung jedoch nachgelassen. Ein gewisser Teil an Social Media Arbeit (Prüfen, Beantworten/Liken von Kommentaren und markierten Beiträgen) ist vom Customer Service zu erledigen. Das sorgte für Abwechslung im Tagesgeschäft, wobei dies auch die inzwischen wieder vorhandene Social Media Abteilung problemlos selbst übernehmen könnte. Die Nachrichten auf Social Media sind meist für den CS irrelevant. Unglücklicherweise werden immer mehr Aufgaben aus anderen Abteilungen auf den CS abgewälzt wie der Kontakt mit Lieferanten bei fehlenden Artikeln.
Gleichberechtigung
Männer und Frauen werden gleichberechtigt. Wichtig ist jedoch nur, dass man sich gut mit den richtigen Personen im Unternehmen stellt, um Aufstiegschancen zu haben.
Umgang mit älteren Kollegen
Maciag bezeichnet sich als junges, dynamisches Unternehmen. Der Altersschnitt liegt daher zwischen 22 und schätzungsweise 40 Jahren. Ältere Kollegen gibt es eher nicht.
Arbeitsbedingungen
Das alte Büro lag im Hinterhof in der Innenstadt, war jedoch überraschend ruhig. Es gab im alten Büro mehrere kleine Räume mit 3 bis 5 Mitarbeitern je nach Größe. So war ein angenehmes Arbeitsklima vorherrschend. Allerdings wurden Meetings und MA-Gespräche in der Küche abgehalten, sodass diese besonders gern während der Mittagszeit blockiert war und man nicht Pause machen konnte.
Das neue Büro wird jedoch ein Großraumbüro. Die Abteilungen sitzen wie im Hühnerstall in Reih und Glied. Auch wenn die Mitarbeiter durch geplante Schallschutzwände voneinander separiert werden, bleibt das Gefühl eines Call-Centers bestehen. Aber es gibt einen Fahrstuhl.
Die Technik des Unternehmens lässt im Office leider zu wünschen übrig. Die Bildschirme flimmerten oft, mein Rechner musste bereits zweimal getauscht werden. Auch die Kopfhörer mussten schon mehrmals getauscht werden. Laptops gab es nur für gewisse Personen. Ging etwas kaputt oder ließ die Arbeitsleistung eines Geräts nach, sodass man seiner Arbeit nicht mehr richtig nachgehen konnte, musste man monatelang betteln und warten, bis man vielleicht angemessenen Ersatz bekam.
Eventuell ändert sich dies mit dem neuen Büro und deren Ausstattung.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Maciag Offroad ist ein Shop für Mountainbike und Motorcross. Man weiß, dass es sich hierbei um einen "dreckigen" Sport mit hoher Umweltbelastung handelt.
Gehalt/Sozialleistungen
Eine betriebliche Altersvorsorge ist in Planung. Wann sie kommt, ist jedoch noch unbekannt. Es gibt diverse Mitarbeiter-Benefits bei Kooperationspartnern aus einem Programm. Allerdings gibt es weder Urlaubsgeld noch Weihnachtsgeld, was bei einem der größten Onlineshops aus diesem Bereich doch sehr ungewöhnlich ist. Es gibt keine Bezuschussung des ÖPNV Ticktes oder einen Tankgutschein. Zum Geburtstag gibt es allerdings einen 15 Euro Gutschein für den eigenen Onlineshop.
Die Entlohnung der Mitarbeiter ist sehr knapp budgetiert. Das Gehalt ist im Verhältnis zur direkten Konkurrenz unterdurchschnittlich und nicht angemessen, besonders für Personen, die fachspezifisches MX- und/oder MTB-Wissen mitbringen. Selbst höhere Positionen, die fälschlicherweise als „Manager“ ausgeschrieben werden, sind gleichzusetzen mit einem CS-Mitarbeiter, Fachwissen ist hierfür aber notwendig. Das passt einfach nicht zusammen. Leider.
Mit der Einführung des neuen Mindestlohns ab Oktober 2022 werden viele Vollzeit-Mitarbeiter mit einer Gehaltsaufstockung rechnen können. Eventuell wird man zu Gunsten der Mitarbeiter allg. aufstocken, um eine Mitarbeiterfluktuation zu verhindern.
Image
Maciag Offroad ist sehr beliebt bei Kunden, sofern diese keine Probleme mit Gutscheinen haben. 2022 landete das Unternehmen auf Platz 5 bei den "mtb-news Awards" in der Kategorie bester Onlineshop. Mit dem Hashtag #wewaretheoffroadcommunity und #maciagfamily wirkt man von außen betrachtet wie ein Vorzeigeunternehmen des 21. Jahrhunderts. Schwierig wird es, dieses Konstrukt langfristig aufrecht zu erhalten, wenn nur rund 40% der Mitarbeiter Motocross und/oder Mountainbike fahren.
Innerhalb der Firma ist das Lager z.T. gespalten. Laut letzter Mitarbeiterbefragung ist der Großteil der Mitarbeiter jedoch zufrieden, wenn man von der Anzahl der Teilnehmer ausgeht, die bei gut der Hälfte der Gesamt-MA-Anzahl lag.
Karriere/Weiterbildung
Aufstiegschancen sind eher gering oder davon abhängig, wo man im Unternehmen beginnt. Es gibt ganz klare Hierarchien, deren Macht gerne auch mal ausgenutzt wird, auch wenn von außen mit flachen Hierarchien geworben wird.
Weiterbildungen waren bisher auch nicht bekannt. Es gibt keine Hersteller bezogenen Schulungen von Experten, wie man das von anderen Global Playern aus dieser Branche kennt. Es gibt sehr viele Mitarbeiter, die überhaupt keine Ahnung von den MX- und MTB Produkten haben.
Für den Berufseinstieg nach der Ausbildung oder dem Studium ist die Firma sehr gut geeignet, um erste Berufserfahrung zu sammeln. Langfristig sollte man sich gerade als Studierter nach besser bezahlten Arbeitsstellen umschauen.
Aktuell wird daran gearbeitet, Ausbildungsplätze für Schulabgänger in diversen Bereichen zu ermöglichen. An sich eine sehr coole Idee und lobenswert. Fraglich ist jedoch, ob es sinnvoll ist, dass nur das HR Management die Prüfung für den Ausbilderschein ablegt und nicht auch Personen aus Marketing, Einkauf und Verkauf. Das Vermitteln von fachspezifischem Wissen in diesen Bereichen ohne Ausbilderschein ist wie das Waschen ohne Seife. Uneffektiv.