Vom Wettbewerb abgehängt? - Mit Unsicherheit in die Zukunft
Gut am Arbeitgeber finde ich
Grundsätzlich spannende Branche
Gutes Arbeitszeitmodell
Auf dem kurzen Dienstweg gute Zusammenarbeit
Hohes Potential für Dienstleistungen und Produkte
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das "hohe Potential für Dienstleistungen und Produkte" bleibt oft leider ungenutzt
Änderungen lassen sich nur recht träge umsetzen
Das Gehalt ist verhältnismäßig niedrig
Träge Firmenkultur, geprägt von der "glorreichen Vergangenheit", die man mit allen Mitteln zu bewahren versucht. Dabei vergrault man Kollegen, die etwas Neues wollen, bewusst oder unbewusst.
Verbesserungsvorschläge
Mit offenen Augen den Wettbewerb und die Kunden analysieren.
Offensiv neue Geschäftsmodelle und Technologien evaluieren und in kurzen(!) Zyklen am Markt erproben. Dadurch mittelfristig neue Produkte/Dienstleistungen etablieren und zu marktüblichen Preisen anbieten um dadurch marktübliche Gehälter zahlen zu können.
Mitarbeiter stärker einbeziehen und Entscheidungen nicht nur von Führungskräften abhängig machen.
Entscheidungen auf Fakten basierend treffen und nicht aus dem Bauch heraus.
Mehr Möglichkeiten für mobiles Arbeiten schaffen. Großraumbüros und Besprechungsräume ohne Möglichkeiten für gemeinsames Entwickeln oder kreatives Arbeiten sind nicht mehr zeitgemäß.
Mehr Diversität! Im Unternehmen arbeitend überwiegend männliche Mitarbeiter mit technischem Hintergrund. Ein wenig Durchmischung könnte hier frischen Wind mit sich bringen.
Feste Bereichsstrukturen aufbrechen um wieder Zusammenarbeit zu ermöglichen
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist geprägt von "wellenartigen" Episoden. Mal denkt man, es hat "Klick" gemacht und geht vorwärts, eine Woche später findet man sich in einem trägen, innovationsfeindlichen Umfeld wieder, das alles zu versuchen scheint, an den bisherigen Strukturen festzuhalten. Die fehlende oder unklar kommunizierte Strategie und gemeinsame Vision wird in solchen Episoden besonders dramatisch sichtbar.
Kommunikation
Umsatzzahlen werden mit Ausnahmen nicht zugänglich gemacht. Die Informationsbeschaffung läuft oft zäh und auf Zuruf. Das Wissensmanagement hier ist definitiv ausbaufähig. Auf direkte Anfragen hin erhält man jedoch meist Informationen, solange der Datenschutz dies zulässt. Mit "Misserfolgen" oder Krisen wird idR gar nicht öffentlich umgegangen. Diese Informationen verbreiten sich meist unter der Hand im "Flurfunk".
Kollegenzusammenhalt
In der Regel ist die direkte Zusammenarbeit gut. Natürlich gibt es hier (wie in jedem Unternehmen) Ausnahmen, aber wenn man Hilfe benötigt, bekommt man die auch. Sofern man sich direkt an Kollegen wendet und den kurzen Dienstweg wählt. Offizielle Gesuche und "Ressourcenanfragen" über Bereichs- und Teamleiter enden häufig in Meeting-Marathons ohne Ergebnis. Ständig präsent ist aber die Gerüchteküche. Der "Flurfunk" ist der vermutlich am besten funktionierende Kommunikationskanal im Unternehmen und Tuscheleien sind an der Tagesordnung.
Work-Life-Balance
Urlaub kann jederzeit genommen werden, sofern er im Team abgesprochen wurde. Die Arbeitszeiten sind absolut im Rahmen und das Arbeitszeitmodell ist flexibel. Home Office ist für entsprechend geeignete Tätigkeiten möglich.
Vorgesetztenverhalten
Das Führungsverständnis der meisten Führungskräfte scheint noch aus der Zeit der Industrialisierung zu stammen. Es gibt vereinzelte Lichtblicke, aber die Kultur lässt ein "Ausbrechen aus der Norm" mal implizit, mal explizit nicht zu.
Teilweise herrscht ein katastrophales, nicht zeitgemäßes Menschenbild bei einigen Führungskräften. (Menschen sind faul und arbeiten nur gegen explizite Belohnung, wenn man ihnen keine Arbeitsaufträge erteilt, arbeiten sie sowieso nicht, etc.)
Interessante Aufgaben
Das Potential der Firma ist unfassbar groß. Leider besteht eine Fixierung auf bisherige Geschäftsfelder und Produkte. Weiterentwicklungen bzgl. neuer Geschäftsmodelle finden nicht in der Geschwindigkeit statt, in der sie für das Mithalten mit dem Wettbewerb nötig wären. In einigen Arbeitsbereiche müssen Kollegen mit völlig veralteten Methoden "digitale Fließbandarbeit" ableisten, was für die Motivation nicht grade förderlich ist.
Das Evaluieren neuer, relevanter Technologien im Unternehmen wird durch viele Richtlinien und Bestimmungen erschwert.
Fazit: Großes Potential, das aber nicht oder zu träge freigesetzt wird.
Gleichberechtigung
Mir ist nicht bekannt, dass Frauen und/oder Menschen mit Behinderungen hier benachteiligt werden.
Ein wenig mehr "Diversität" im Hinblick auf die fachlichen Hintergründe der Mitarbeiter würde dem Unternehmen aber gut tun.
Umgang mit älteren Kollegen
Das Alter ist idR kein Problem hier. Langdienende Kollegen werden geschätzt, für meinen Geschmack manchmal ein bisschen zu ausgiebig und ohne ein kritisches Auge.
Arbeitsbedingungen
Die Desktop-Hardware ist soweit zeitgemäß. Ein paar Laptops mit Dockingstations für mobiles Arbeiten würden aber niemandem schaden. Besprechungsräume sind in ausreichender Anzahl vorhanden. Es fehlen allerdings Räume zum gemeinsamen Entwickeln oder kreativen Arbeiten. Im Großraumbüro ist das oft entweder nicht möglich oder stört Kollegen.
Die Lüftung in beiden Gebäuden ist seit Jahren ein Problem, aber damit scheinen sich die Kollegen mittlerweile abgefunden zu haben. Dafür gibt es überall Tageslicht und der Lärmpegel ist für ein Großraumbüro in aller Regel erstaunlich angenehm.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Der Müll wird leider nicht getrennt. Ansonsten wird aber allgemein darauf geachtet, Geräte nicht im Stand-By zu hinterlassen und nur die Notfallbeleuchtung angeschaltet zu lassen.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Gehälter werden immer pünktlich bezahlt, es gibt ein anteiliges 13tes Gehalt und vermögenswirksame Leistungen. Das Gehalt an sich ist jedoch grade für neue Kollegen, die nicht schon seit Jahren in der Firma arbeiten absolut unter dem marktüblichen Durchschnitt und selbst für die Region Nordhessen nicht konkurrenzfähig. In Kassel sind für vergleichbare Positionen ohne Weiteres 500€ Brutto mehr aus dem Stand und ohne größere Anstrengungen zu bekommen. Darüberhinaus ist völlig intransparent, wie es überhaupt zu Gehaltserhöhungen kommt und wie die Beträge dafür entschieden werden, wenn es welche gibt. Mein Eindruck dazu: Willlkür und/oder Gießkannenprinzip. Ein Zusammenhang zwischen erbrachter Einzel- oder Teamleistung und der Änderung in der Entlohnung scheint nicht zu bestehen.
Image
Intern und "unter der Hand" wird viel getuschelt und bemängelt. In Terminen mit Führungskräften ist dann aber oft "Friede, Freude, Eierkuchen" an der Tagesordnung. Dinge, die gepredigt werden, werden selten tatsächlich eingehalten.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt ein Karrieremodell, dieses ist jedoch (offiziell) nicht an Gehalt gekoppelt. Eigentlich ist es auch noch gar nicht fertiggestellt, die Voraussetzungen für die letzte Stufe in der Fachkarriere sind bis heute nicht definiert. In der Theorie gibt es neben der Fachkarriere auch eine Option der Führungskarriere, aber die meisten Führungspositionen sind entweder gesetzt oder man weiß vor der Ausschreibung ohnehin schon, wer besetzt wird. Oft hat das wenig mit fachlicher oder zwischenmenschlicher Kompetenz zu tun, sondern einfach damit, wer schon am längsten auf dem Stuhl sitzt oder grade gut mit den Entscheidern kann.
Immerhin: Weiterbildungen werden, wenn sie fachlich relevant sind, bezahlt. Das geht in der Regel auch recht konfliktfrei.
Durch die starke Fokussierung auf die Eigenentwicklungen ist allerdings die Frage, wie zukunftsfähig die in diesem Hinblick erworbenen Fähigkeiten sind. Jemand, der 10 Jahre im Unternehmen ausschließlich interne Prozesse/Projekte bedient hat, wird weitaus weniger relevantes Fachwissen haben, als jemand, der sich mit allgemein gültigen, (quell)offenen Standards beschäftigt hat.