Nicht alles Gold, was glänzt (Management Consultant (MC)).
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Gehalt
- Branchen
- Ausrichtung
- überschaubare Größe
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Was man Kunden predigt, das sollte man selber leben
- Unternehmenswerte sollten gelebt werden (ergo Partnerschaftlichkeit, Menschlichkeit, Entwicklung, Fairer Umgang)
- Overhead (50% Führungskräfte auf 50% Consultants zur zugrundeliegenden Zeit)
- Kommunikation oft dringend optimierbar
- Auslastung/Reiseanteil von >90% in der Konstellation (s.o.) nicht nachhaltig
- Transparenz im Bewerbungsprozess was Arbeitsbedingungen betrifft
- Umgang mit Kritik (man beachte die auffällig dichte Anhäufung von positiven Bewertungen hier in den letzten Monaten, teilweise am gleichen Tag)
Verbesserungsvorschläge
Die dargelegten Kritikpunkte überarbeiten, sofern das nicht bereits passiert ist.
Arbeitsatmosphäre
Die Atmosphäre war an guten Tagen gut, an anderen Tagen auch mal sehr gestresst. Das fängt am Empfang an und zieht sich durch. Ansonsten ist keine besondere Abweichung nach oben oder unten hin feststellbar.
Eine Abwanderung von 50% des Teams innerhalb weniger Monate sowie eine durchschnittliche Verweildauer im Unternehmen von max. 1-2 Jahren bei 95% der Consultants spricht aber auch nicht unbedingt für die Arbeitsatmosphäre.
Ein besonders von Fairness und Vertrauen geprägtes Klima konnte nicht konstatiert werden.
Kommunikation
Im Bewerbungsprozess wurden bereits Dinge unzutreffend dargestellt, insb. was Weiterentwicklung, Einarbeitung und Travel-Management-Aufwand anging. Bei einem gegebenen Reiseanteil-Ziel von >90% (kommunziert: 80%) und täglich/halbtäglich unterschiedlichen Kundenterminen quer durch die Republik ist auch letzteres erheblich für die Entscheidung, dort anzufangen. Wenn aber erst von 3-4 Monaten Einarbeitung die Rede ist und dann bei Einstieg 6-8 Wochen, ist spätestens das eine erhebliche Abweichung/unzutreffende Darstellung in der Kommunikation.
Zwar gab es mehrere Feedbackgespräche nach dem Einstieg. Jedoch innerhalb 7-14 Tagen völlig widersprüchliche Inhalte und weit von dem proklamierten "partnerschaftlichen" Umgang entfernt.
Auch ein Teil der Geschäftsführung stellte Dinge in Aussicht, die nicht eingehalten wurden. Auf gleicher Ebene gibt es Kollegen, die nicht direkt sondern lieber übers Eck nach oben kommunizieren.
Auf Projektleiterebene gab es auch Feedbacks mit kritischen Hinweisen zu Verbesserungspotenzial (trotz guten Kundenfeedbacks), aber auf konstruktiv-interessierte Nachfrage, wie es besser gemacht werden könnte, kam dann ein "weiß ich nicht". Das hilft dann sehr weiter.
Kollegenzusammenhalt
Im Consulting-Team war er schlecht, evtl. auch, weil man als "einsamer Wolf" bei Automotive meist alleine unterwegs ist. Tipps wurden teilweise nicht weitergegeben, neue Kollegen wurden u.U. eher als lästig angesehen beim Mitlaufen für das "training on the job". Oder gar als unliebsame Konkurrenz, da die eigene Auslastung als Consultant bei den Kunden selbst akquiriert werden musste und so im selben Jagdgebiet gewildert bzw. Termine und damit Auslastung abgegeben wurde. Offene Gespräche (bei stundenweisem gemeinsamen Reisen in der Einarbeitungszeit per Auto/Bahn/Flugzeug) sollten wohl überlegt oder unterlassen werden, da sie ggf. nach oben gegen einen verwendet werden.
Emails (1-2 Zeiler) mit Hinweisen zu Anhängen wurden oft nicht mal überflogen, und dann wurde sich gewundert, was in den Anhängen enthalten ist.
Work-Life-Balance
Reiseanteile von 80% sind im Management Consulting (=MC) üblich. Dann ist man üblicherweise einen Tag im Office, vier unterwegs beim Kunden. Soweit, so gut.
Reiseanteile von 90% und höher sind schon seltener, aber in Kombination mit bis zu halbtäglich wechselnden Kunden (auch mal 150 km und mehr entfernt, so dass in der Mittagspause 2 h Fahrt per Auto zu bewerkstelligen sind) ist das schon spezieller.
Besonders schön sind Wochen, bei denen Sonntagabend um 18 Uhr der Weg zum Flughafen angetreten werden muss und man nach fünf Tagen unterwegs am Freitag um 22.30 Uhr zuhause ist. Aufgrund der bis zu halbtäglichen Reiserei kommt man auch durchaus erst um 21 Uhr im Hotel an. (Reisezeit ist nicht - auch nicht anteilig - Arbeitszeit oder fakturierbar. Generell war eine Arbeitszeit über 10h/Tag gar nicht abrechenbar)
Das ist kumuliert dann schon auch für MC nicht mehr üblich.
Sport / Ausgleich (wie es bei anderen MCs durchaus machbar ist) sind so unter der Woche gar nicht möglich.
Eine Abwanderung von 50% des Teams innerhalb weniger Monate sowie eine durchschnittliche Verweildauer im Unternehmen von 1-2 Jahren bei 95% der Consultants spricht auch nicht unbedingt für die Work-Life-Balance.
Vorgesetztenverhalten
Die Kommunikation (s.o. dazu bereits) war eine Baustelle.
Die Art der Feedbackgespräche und ihre Basis eine weitere. (Sich ständig widersprechendes Feedback bspw.)
Zusagen oder Inaussichtstellen von Dingen, die nicht eingehalten wurden ebenfalls.
Wenn dann noch die Führungskräfte teilweise eigentlich psychologisch ausgebildet sind, versteht man den fehlenden partnerschaftlichen Umgang bzw. das fehlende Interesse an einer konstruktiven Basis besonders wenig.
Auch das Verhältnis von "Indianern" zu "Häuptlingen" von ca. 50:50 war deutlichst zu "kopflastig".
Die o.g. Nachteile des Business Models könnten wenigstens klar im Voraus kommunziert werden.
Interessante Aufgaben
Es gibt interessantere, und weniger interessante Projekte und innerhalb derer interessantere und weniger interessante Arbeitspakete.
Wer Themen im Automotive-, Supplier-, Financial Services-Bereich spannend findet, ist zumindest mit den Projekten gut aufgehoben dort.
Gleichberechtigung
Durchschnittlich - Keine besondere Abweichung nach oben oder unten feststellbar.
Umgang mit älteren Kollegen
Durchschnittlich - Keine besondere Abweichung nach oben oder unten feststellbar.
Arbeitsbedingungen
Es wird damit ausdrücklich geworben, dass man als Consultant einen Dienstwagen, Diensthandy und Dienst-Notebook erhält.
Mein Diensthandy (iPhone) hatte ich in funktionsfähigem Zustand nach 3 Monaten noch nicht. Ein anderes Diensthandy war wohl in dieser Zeitspanne nicht aufzutreiben. In der Zwischenzeit mussten sämtliche Akquise- und sonstigen Telefonate vom privaten Handy geführt werden (Thema Datenschutz). Für das Firmenhandy mussten 30 € monatlich gezahlt werden, unabhängig davon, ob man bereits ein privates Handy nutzte. Im Bereich MC ist das ein eher unprofessioneller Umgang.
Der Dienstwagen bestand in einem Sixt-Unlimited-Account, der ohnehin aufgrund der Kundentermine für das Unternehmen notwendig und am ökonomischsten war (s.o. dazu).
Das Dienst-Notebook (HP Elitebook) war solide, aber konnte auch zur Selbstverteidigung genutzt werden.
Büro und dessen Räume waren angemessen, wurden aber selten genutzt aufgrund Reiseanteil (s.o.).
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Auf Umweltschutz oder Soziales wurde keinen nennenswerten Wert gelegt.
Gehalt/Sozialleistungen
Durchschnittlich - Keine besondere Abweichung nach oben oder unten feststellbar.
Image
Durchschnittlich - Keine besondere Abweichung nach oben oder unten feststellbar.
Karriere/Weiterbildung
Eine Abwanderung von 50% des Teams innerhalb weniger Monate sowie eine durchschnittliche Verweildauer im Unternehmen von 1-2 Jahren bei 95% der Consultants spricht nicht unbedingt für die Gesamtbedingungen.
Gerade persönliche Weiterentwicklung, Weiterbildung, Personalentwicklung fand nicht bemerkbar statt.
Eine 1-2 stündige Online-Schulung bei der Einarbeitung waren das Höchste der Gefühle. Zugesagte andere Schulungen wurden über Monate verschoben bis sie irrelvant wurden.