Ein hervorragender Arbeitgeber
Gut am Arbeitgeber finde ich
Wie bereits erwähnt, wird an Streitigkeiten nicht ewig herumgekaut.
Gleich zum Anfang hatte ich ein weniger schönes Sturzereignis bei einem Patienten zuhause, bei dem sogar der Notarzt anrücken musste. Ich habe ein geschwollenes Auge davongetragen und die Chefin hat mich natürlich aus dem Fahrdienst genommen. Ich war am Folgetag dann die "Bürotante". Aber wenn ich zuhause geblieben wäre, dann wäre das für sie auch okay gewesen. Mehrmals hat sie mich an diesem Tag auf mein Befinden angesprochen, während sie "meine" Tour gefahren ist. Es war meine eigene Entscheidung nicht krank zu machen. Ich konnte nur nicht einäugig Auto fahren, aber mich anderweitig nützlich machen:-)
Was ich auch sehr an den beiden Vorgesetzten schätze, dass sie sich nicht in private Lebensangelegenheiten einmischen. Wobei durchaus schon mal Privates gesprochen wird, aber man versucht mir weder Dinge einzureden noch auszureden.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die geleisteten Stunden werden nicht, wie rechtlich gefordert am Ende in die SOLL - und IST - Spalte auf dem Dienstplan eingetragen, sondern nur unter die Namen hingekritzelt. Das macht den Arbeitgeber jetzt nicht wirklich schlecht, aber manchmal kommt der Gedanke auf, dass das aus einer bestimmten Bestrebung heraus so gehandhabt wird. Alles weitere wäre jetzt Mutmaßungen
Verbesserungsvorschläge
Nun, mit der Außenwirkung ist das schwierig. Es kann hier eigentlich nur in aller Deutlichkeit auch einmal der Rückzug von der Chefin empfohlen werden. Telefonate oder Gespräche, bei denen vorher schon klar ist, dass sie auf sachlicher Ebene knifflig sein werden, sollten dann ggf. von einem anderen Mitarbeiter geführt werden.
Arbeitsatmosphäre
Wir sind nicht viele, aber wir arbeiten zusammen und springen füreinander in die Bresche, wenn es die Situation verlangt.
Kommunikation
Naja, man muss mit der Seniorchefin auskommen, die in 17 Jahren Vollzeitbusiness ein recht dickes unnahbares Fell bekommen hat. Sollte es tatsächlich einmal krachen, weiß die Chefin aber auch wann Schluss ist.
Kollegenzusammenhalt
Noch niemals so erlebt wie hier. Man hört keine schlechten Worte über einen Kollegen.
Work-Life-Balance
Hin und wieder 2 - 3 x Jahr veranstaltet die Chefin ein ... wie nenne ich es "Mitarbeiterfest", dass man schon auch getrost als Kostenaufwendig ansehen kann. Alles kann, nichts muss. Es wird penibel darauf geachtet, dass dein Dienstplan so bleibt wie er war oder dass weggenommene freie Tage (weil du eben freiwillig eingesprungen bist) ganz zeitnah auch wieder zurückgegeben werden. Die Chefin und die Vize scheuen sich nicht davor, Dienste auch selbst zu übernehmen, wenn jemand krank ist. Das ist zum Einen positiv, weil die Realität ständig beobachtet werden kann (wieviele PDL'er haben längst vergessen, was in der Pflege eigentlich los ist) und zum Anderen werden Kollegen sehr selten um Einspringen gebeten. In einem Jahr war das vielleicht 3 x, wenn es hochkommt.
Ich hatte einmal starkes Kopfweh. Da hat mich die Chefin. in einen Wellnesssessel gesetzt und mir ein Gerät in die Hand gedrückt, das mit Frequenzen solche Beschwerden lindert. Eigentlich hätte ich etwas arbeiten müssen, aber für die Chefin war es wichtig, dass zunächst meine Beschwerden gelindert sind. Das war eine echt tolle uneigennützige Sache von ihr.
Vorgesetztenverhalten
Mit direkter Konfrontation muss man umgehen können. Chefin besitzt hier "kein glückliches Händchen" und donnert dir schon auch mal richtig einen in die Flanke. Man braucht die Gabe, das an einem abprallen zu lassen. In einigen Fällen bemüht sich die Vize um Beschwichtigung. Generell aber ist Zeit der beste Faktor, solche "Gewitterfronten" hinter sich zu lassen. Man kann schon sehr deutlich davon sprechen, dass eine ausgeprägte Strenge und Unnahbarkeit abschreckend sein können.
Abgesehen davon verfügen beide GF'innen über ein umfangreiches Repertoire an Kompetenzen in allen Bereichen. Nicht wie bei Blau, wo keiner weiß, was der Andere macht. Vorschläge werden hier im Übrigen interessiert zur Kenntnis genommen und in gemeinsamen Gesprächen erörtert.
Interessante Aufgaben
Man bekommt die Verantwortung, die man sich selbst zutraut und wird dahingehend unterstützt. Man hat endlich einmal das Gefühl auch jemand zu sein und nicht nur "irgendein Mitarbeiter" oder gar eine Nummer
Gleichberechtigung
Absolut. Pflegehelfer dürfen auch Dienstpläne schreiben, wenn sie möchten. Sie dürfen sich an fachlichen Arbeiten und Ideen beteiligen, weil auch ihr Wort gewichtig ist. Das finde ich schön
Umgang mit älteren Kollegen
Wir sind alle so im selben Alter.
Arbeitsbedingungen
Es handelt sich um einen ambulanten Pflegedienst, daher sind die Büroräumlichkeiten eher zweitrangig. Aber wir fahren Smart (aus dem Hause Mercedes) und wir fahren alle dieselben Modelle. Das ist deshalb so bemerkenswert, weil die Automatikgetriebe ein ganz anderes, komfortableres Fahren darstellen. Und so einen Smart hat eben auch nicht jeder. Die Autos werden jede Woche umfangreich gecheckt. Sie fallen auf und sind im Stadtverkehr nicht zu toppen.
Ich habe einer Freundin empfohlen, sich zu bewerben. Sie hat es getan, hat an einem Tag hospitiert und war so sehr begeistert, dass sie mir um den Hals gefallen ist und Zitat: "Mann Danke Danke, ich bin soo glücklich. Is das cool da!"
Defacto macht man sich nicht wirklich krumm hier. Weder als Helfer noch als Examinierter. Das muss man einfach so klar sagen. Im Vergleich zur Buckelei in stationären Einrichtungen hat man hier noch Zeit und Muße und kann eine besondere Bindung zu den Patienten und seinen Angehörigen aufbauen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Der Müll wird getrennt. Auf den Straßen festkleben tun wir uns aber nicht. Eine Umstellung auf E - Fahrzeuge konnte nicht umgesetzt werden, weil das Anbringen von Ladesäulen untersagt wurde.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt musste nicht einmal mühsam verhandelt werden. Es ist auf jeden Fall nicht tarifgebunden und fällt somit höher aus. Einen Stern gibt es aber Abzug, weil Weihnachtsgelder hier mal ausgezahlt wurden, beim anderen kam widerum nichts und so blieb dieses Benefit nur einigen wenigen Mitarbeitern vorbehalten. Eine Erklärung dafür gab es nicht. Leider.
Image
Oftmals kollidiert das Außenbild mit der Tätigkeit eines selbstständigen Unternehmers. Die Leitung zieht dieses "Baby" seit 17 Jahren mit aller Emsigkeit auf und trägt eine große Verantwortung. Es ist bedauernswert, dass man das hin und wieder mit Boshaftigkeit verbindet (man hört und liest von solchen Beschwerden). Jede Firma muss budgetorientiert handeln. Wir, die Pflegemitarbeiter spielen eine zentrale Rolle und wir wünschen uns, dass man auch diese Komponente einmal bewertet, bevor man die Hartnäckigkeit der Chefin als "Leistungsverweigerung" oder ähnlich lautenden Begriffen deklariert. Man darf die Verantwortung nicht außer Acht lassen, die die Chefin trägt. Und tatsächlich oder eben genau deshalb bescheinige ich ihr eine Führungskompetenz, die nur hin und wieder etwas ruppig rüber kommt. Sie hat ein unglückliches Händchen, im Thema Kommunikation nicht herablassend zu erscheinen und den Anderen ausreden zu lassen. Das stösst oft auf entsprechende Gegenreaktionen.
Karriere/Weiterbildung
Ich selbst habe mich in einem Thema "reanimiert", dass ich vor vielen Jahren heißblütig angegangen bin und worauf ich nach jahrelanger Selbstständigkeit keine Lust mehr hatte. Die Chefin hat es irgendwie hingekriegt, dass ich mich heute erneut dafür begeistere und mich mit Herzblut um das Qualitätsmanagement kümmere. Hierfür wurden bzw. werden mir Arbeitsräume, Fachliteratur, Hard- und Software, sowie ausreichend Zeit, die ich im Übrigen selbst gestalten darf, grenzenlos zur Verfügung gestellt. Ich muss nur sagen was ich will.