Ganz schlimm - nie wieder!
Gut am Arbeitgeber finde ich
Hier musste ich sehr lange überlegen und kann nur sagen, dass ein paar Ausnahmen im Team gab, die in dieser Zeit wirklich für einen da waren.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Einfach viel zu viel.
Dieser Arbeitgeber hat mich so viel Lebenszeit gekostet, sowohl während der Arbeit als auch nach der Arbeit. Ganz zu schweigen von der Zeit nach meinem Ausscheiden, um das alles richtig zu verarbeiten.
Und um hier gleich einem möglichen Kommentar vorzugreifen: "Ich hätte dir gerne geholfen, aber leider können wir erst aktiv werden, wenn wir davon erfahren/einbezogen werden." -- HR konnte mir keine Fragen zu meinem Fall beantworten bzw. die Rechtslage richtig einlesen, war also bereits involviert.
Verbesserungsvorschläge
Genau prüfen, wen man befördert und ob diese Person das Führungspotenzial hat. Nicht jeder, der fachlich gut ist, bringt auch die Voraussetzungen für eine Führungsposition mit.
Keine zweifelhaften Deals anbieten. Entweder wird ein Mitarbeiter nach der Probezeit übernommen oder nicht. Keine Drohungen aussprechen, dass "sonst morgen die Kündigung per Kurier im Briefkasten liegt" oder in die Enge treiben.
Arbeitsatmosphäre
Wer gerne mit 50 - 60 Kollegen auf einer Fläche ohne Trennwände arbeitet, narzisstische Vorgesetzte sucht und keine Widerworte gibt, ist hier genau richtig.
Kommunikation
Die Kommunikation des Managements war stets transparent, es gab regelmäßige Updates zur aktuellen Situation und einen Ausblick auf die next steps.
Allerdings ist die Kommunikation mit dem Managing Partner bzw. Group Lead mehr als fragwürdig. Managing Partner sitzt an einem anderen Standort und ist für einen nicht wirklich ansprechbar und aus heiterem Himmel bekommt man das sprichwörtliche Messer in den Rücken gerammt. Der Director sitzt nur auf seinem Posten und ist nicht wirklich greifbar/ansprechbar. Und dank der Psychospielchen des direkten Vorgesetzten kann man sich direkt therapeutische Hilfe holen, um das alles zu verarbeiten und seinen Selbstwert nicht komplett zu verlieren. Es ist wirklich ein widerlicher Umgang, der dort geherrscht hat.
Selbst nach Beendigung meines Arbeitsverhältnisses musste ich noch Wochen/Monate hinterherlaufen, um alle Bescheinigungen (korrekt!) ausgestellt zu bekommen. Lohnabrechnungen, Sozialversicherungsnachweise, Arbeitsbescheinigungen etc. alles nicht korrekt - absolut unprofessionell.
Kollegenzusammenhalt
Es gab nur eine Ausnahme, die mir gezeigt hat, was kollegialer Zusammenhalt bedeutet. Ansonsten hat kaum einer nach links oder rechts geschaut und so die typische Ellenbogenmentalität an den Tag gelegt. So war man vom ersten Tag an dem hohen Arbeitspensum alleine ausgesetzt und sammelte Überstunden ohne Ende.
Work-Life-Balance
Man hat seinen klassischen 40-Stunden-Vertrag, in dem alle Überstunden abgegolten sind. Aber man geht nie mit 40 Stunden / Woche raus.
Oft sind es eher 50, 55 bis 60 Stunden die Woche.
Wenn man dann mal einen Arzttermin hat, heißt es: "Wir haben ja flexible Arbeitszeiten", dann kommt man eben etwas später, arbeitet aber trotzdem hinten raus. Es ist für mich unverständlich, warum man Arzttermine zeitlich "nicht gutgeschrieben bekommt".
Ein pünktlicher Feierabend ist also quasi nicht möglich, abgesehen davon, dass man auch ziemlich schief angeguckt wird, wenn man mal pünktlich geht. Ergo, das Privatleben und die privaten sozialen Kontakte bleiben auf der Strecke.
Vorgesetztenverhalten
Dazu kann ich wirklich nur sagen einfach unmenschlich. Sowohl Gruppenleiter als auch Director.
Es hat mich Monate gekostet, diese ganzen teils traumatischen Erfahrungen und Psychospiele meiner narzisstischen Vorgesetzten zu verarbeiten.
Man wurde einfach nur nieder gemacht, Mails wurden kontrolliert, jedes Wort wurde auf die Goldwaage gelegt ("Warum hast du das so geschrieben und nicht so formuliert?"), in Meetings wurde einem über den Mund gefahren und das Selbstwertgefühl wurde komplett zerstört. Nur damit man einen Tag später wieder für Banalitäten gelobt wurde, damit kurz darauf wieder alles eingerissen wurde.
Außerdem werden einem dubiose Vertragsverlängerungen anboten, um Mitarbeiter aus der Probezeit nicht direkt zu übernehmen, sondern um sie noch länger mit fragwürdigen Faktoren an das Unternehmen zu binden, um sie jederzeit von 2 Wochen kündigen zu können. Dafür wird man degradiert, herunter gestuft und selbstverständlich wird einem auch das Gehalt gekürzt.
Auf meine Rückfragen, das Ganze gesetzlich zu belegen, konnten mir weder die Personalabteilung noch meine Vorgesetzten antworten. Ein Traum an professionellem Auftreten! (Achtung Ironie)
Interessante Aufgaben
Die Kunden sind groß und bekannt, somit wird einem der ein oder andere Einblick ermöglicht, der so vielleicht nicht möglich wäre.
Gleichberechtigung
Wahrscheinlich waren sogar mehr Frauen in Führungspositionen. Das muss aber an sich noch nichts heißen, da hier jeder unabhängig von seinem Geschlecht und erst recht unabhängig von seiner Qualifikation befördert werden kann.
Umgang mit älteren Kollegen
Das typische Agenturklischee wird hier voll erfüllt. Alle "jungen, coolen, hey wir duzen uns alle hier, locker flockig, Feierabendbier ist Pflicht am Freitag und in den Pausen zocken wir auf der Playstation" Klischees sind vertreten.
Ältere Kollegen findet man hier eigentlich nicht. Die meisten sind zwischen Anfang 20 und Anfang 30, maximal Mitte 30. Kollegen, die 40 Jahre oder älter sind, kann man an zwei, drei Händen abzählen.
Arbeitsbedingungen
Was soll man sagen. Großraumbüros, wohin das Auge reicht. Eine enorme Geräuschkulisse und nur wenig Raum, um sich mal zurückzuziehen, um dort fokussiert arbeiten zu können.
Gehalt/Sozialleistungen
Wenn man bedenkt, dass man kein Privatleben hat, alles für die Agentur gibt, Überstunden ohne Ende anhäuft (die natürlich ausbezahlt werden), ist das Gehalt ein Witz.
Karriere/Weiterbildung
Da es viele Hierarchieebenen gibt, gibt es auch Aufstiegsmöglichkeiten. Weiterbildungsmöglichkeiten werden angeboten, aber man kann nicht ohne schlechtes Gewissen daran teilnehmen, weil es so viel zu tun gibt.