Eine tolle Behörde mit enormem Verbesserungspotential
Gut am Arbeitgeber finde ich
Insbesondere das Aufgabenfeld. Es ist einfach einzigartig und erfüllt einen seelisch wie kaum ein anderes Feld.
Es gibt viele verschiedene Bereiche und jeder kann für sich etwas finden, in dem er seine Stärken ausleben und sich entfalten kann.
Weiterhin gut finde ich, dass mit den allermeisten, selbst mit Führungskräften, ein „per-du" Verhältnis besteht. Die Hemmschwelle mit Sorgen & Nöten zum Vorgesetzten zu gehen ist damit sehr gering.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Gehälter und Zusatzleistungen für einen Beruf der solch eine Hingabe und Verantwortung erfordert. Mit der freien Wirtschaft können wir leider schon lange nicht mehr mithalten und verlieren daher nicht wenige, gute Leute.
Verbesserungsvorschläge
- Bessere Gehälter & faire Ausbezahlung der Überstunden
- Erhöhung der Beihilfe
- Bessere Aufstiegschancen
- Führungskräfte nach
Führungskompetenz wählen (z.B.
Probezeit einführen)
- regelmäßigere praktische Aus- und
Fortbildungen
- Zusatzzahlungen für Praxisausbilder
- Einführung von Wasserspendern auf jeder Dienststelle
- Jährliches Budget für
Ausrüstungsgegenstände (z.B.
Handschuhe, Einsatzschuhe usw.)
- Laptop/Tablet in Fahrzeugen damit
Sachbearbeitung effektiver wird
- Entlastung des Schichtdienstes durch Personal, Aufgabenentlastung, effektivere Sachbearbeitung usw.
- Weitere Benefits z.B. Zuschuss für Fitnessstudios, Kaffee usw.
- Spürbare Personalsteigerung in der Wachpolizei oder Wiedereinführung des mittleren Dienstes
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist je nach Kollegenkreis besser oder schlechter, bei allen ist aber zu erkennen dass Personalmangel, Überstunden, die unterdurchschnittlichen Bezahlung, fehlenden Zusatzleistungen und das Verhalten von Vorgesetzten zu einer eher mittelmäßigen Atmosphäre führen.
Die Umständen zehren an den Kräften der einzelnen.
In meinem aktuellen Fall fühlt sich die Arbeitsatmosphäre allerdings oftmals wie im Freundeskreis an.
Kommunikation
Besprechungen durch direkten
Vorgesetzten zu jedem Dienstbeginn sind sehr gut. Alles darüber hinaus eher nur per E-Mail oder gar nicht.
Entscheidungen (z.B. die Beschaffung zu kleiner Fahrzeuge) sind immer wieder intransparent. Ansichten der „Basis" werden oftmals nicht berücksichtigt.
Kritik ist eher nur gegenüber den unmittelbaren Vorgesetzten möglich.
Kollegenzusammenhalt
In manchen Dienstgruppen sehr gut, in den meisten eher mittelmäßig bis schlecht. Die Zeiten in denen Dienstgruppen wie eine zweite Familie waren, sind eher selten noch vorhanden.
Auch geschuldet einer sehr hohe Fluktuation. Lästereien sind an der Tagesordnung. Konkurrenzdenken und Streitigkeiten sind immer öfter zu sehen.
Gute Zusammenarbeit ist eher 50/50.
Viele meiden zusätzliche Aufgaben und Belastungen so gut es geht.
Work-Life-Balance
Je nach Dienststelle unterschiedlich. Im Schichtdienst oftmals eher nicht gut. 12 Stunden Dienste die immer wieder auch mal 13 - 15 Stunden gehen können. In einem Jahr werden zwischen 100 - 200 Überstunden aufgebaut. Abbauen ist wegen Personalmangels nicht möglich.
Unplanbare und spontane Änderungen der Arbeitszeiten kommt regelmäßig vor.
Vorgesetztenverhalten
Gute Vorgesetzte sind leider in der Unterzahl aber es gibt sie. Beides schon erlebt. Von Cholerikern, Micro-Managern und respektlosen Egoisten bis hin zu völlig transparenten, respektvollen und kompetenten Vorgesetzten ist alles dabei. Man muss leider etwas Glück haben.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben und Arbeitsfelder an sich sind sehr interessant und das was diese Behörde zu einem tollen Arbeitsplatz macht. In meinem Fall kann ich meine Stärken vollends ausleben und mich entfalten.
Die Erfahrungen und menschlichen Kontakte sind sehr einprägsam und geben einen Sinn in der Arbeit.
Die Arbeitsbelastung ist im Schichtdienst allerdings eher zu hoch. Neben allem was „draußen" an Aufträgen anfällt muss überdurchschnittlich viel auch noch „drinnen" durch die selben Beamten zu Ende bearbeitet werden. Dadurch kommen oftmals präventive Felder (z.B.
Kontrollen) zu kurz und werden durch die meisten vernachlässigt.
Gleichberechtigung
Frauen werden bei selber Qualifikation bevorzugt. Männer sind häufiger in Aufstiegspositionen vertreten.
Umgang mit älteren Kollegen
Die Erfahrung langjähriger Kollegen wird oft mündlich wertgeschätzt allerdings spiegelt sich das weder in Bezahlung, Leistungen, Arbeitsbelastung oder sonstigen, messbaren Bereichen merklich wieder. Entsprechend schwer ist es gute, erfahrene Kollegen zu halten.
Dadurch herrscht ein spürbarer Mangel an erfahrenen Kollegen.
Viele Kollegen überlegen daher nach einigen Jahren zu kündigen und in die freie Wirtschaft zu gehen oder bewerben sich auf Funktionsstellen in anderen
Präsidien. Beförderungen allein wegen der Erfahrung kommen selten bis gar nicht vor.
Arbeitsbedingungen
Sehr unterschiedlich je nach Dienststelle.
Manche Gebäude haben tolle, moderne Räumlichkeiten, Fitnessräume, Ruheräume, moderne Arbeitsplätze.
Andere Gebäude sind veraltet, teils unhygienisch, haben keine zusätzlichen Räume wie Fitness, Ruhe usw. und sind heruntergekommen.
Kantine wurde leider abgeschafft.
Kleinigkeiten wie Kaffeeautomaten oder
Wasserspender müssen durch die Mitarbeiter eigenfinanziert beschafft und betrieben werden.
Technik entwickelt sich immer mehr, ist aktuell aber eher mittelmäßig gut. Vieles was technisch zu lösen wäre, wird weiterhin auf Papier ausgedruckt.
Fahrzeuge werden immer moderner und besser ausgestattet nur gibt es hier immer wieder Fehlbeschaffungen.
Ausrüstung lässt in Teilen eher zu wünschen übrig sodass viele jährlich viel Geld für eigenbeschaffte Ausrüstung ausgeben.
Insgesamt leider eher schlechter als in der freien Wirtschaft.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es wird im Jahr 2023 weiterhin alles doppelt und dreifach ausgedruckt. Da ist viel Luft nach oben. Müll wird getrennt. Flaschen mittlerweile nicht mehr in den Müll geschmissen.
Gehalt/Sozialleistungen
Beamtentum, sicheres Gehalt und regelmäßige Zahlungen sind die Vorteile.
Unterdurchschnittlich geringes Gehalt für die Branche, hohe Ausgaben für private Krankenversicherung, lediglich
50% Beihilfe, kein 13. Gehalt, keine Zusatzzahlungen für Zusatzleistungen wie z.B. Praxisausbilder oder weitere Qualifikationen, keine faire Ausbezahlung der Überstunden (deutlich weniger als Stundenlohn), kein Zuschuss für Ausrüstungsgegenstände und all das bei den teuersten Lebensunterhaltungskosten mitten im Rhein-Main-Gebiet.
Nicht wenige Kollegen überlegen deshalb zu kündigen und in die freie Wirtschaft zu gehen oder arbeiten bereits in einem Nebenjob.
Image
Image in der Öffentlichkeit ist sehr gut.
Innerhalb der Behörde eher mittelmäßig.
Viele Dinge, die sich bewährt hatten, wurden abgeschafft nur um später festzustellen, dass sie doch nötig waren. Eine Rückkehr zum vorherigen Zustand passiert selten oder wird nur stiefväterlich umgesetzt.
Karriere/Weiterbildung
Die Karriere-Perspektiven sind eher nicht gut. Befördert wird man nach 4 Jahren in die A10. Alles danach sind
Führungspositionen in die man oftmals nur durch das Erbringen von Zahlen und weniger durch Führungskompetenz gelangt. Bis dahin vergehen i.d.R. 10+ Jahre. Für viele, kompetente Beamte heißt es daher bereits nach der ersten Beförderung „Karriere-Ende".
Möglichkeiten zur
Persönlichkeitsentwicklung sind in meinem Fall sehr gut, allerdings die Seltenheit. Oftmals kämpft man hierfür gegen gefestigte Behördenstrukturen und braucht etwas Glück.
Theoretische Weiterbildungen gibt es sehr viele, gute. Praktische
Weiterbildungen sind leider sehr wenige vorhanden und wären regelmäßiger nötig.