Unglaublicher Absturz
Gut am Arbeitgeber finde ich
Man bekommt ein Notebook und muss nicht täglich in das Büro.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Manager ohne technisches Verständnis, die sich in Gesprächen mit Phrasen über Wasser (zu) halten (versuchen).
Kein aktives Projektmanagement, keine übergeordneten Zeitpläne oder Priorisierungen. Ohne die Zahlen aus dem Einkauf und der Produktion wüssten wir in R&D überhaupt nicht, wo wir eigentlich gerade stehen.
Eigentlich sollten R&D Mitarbeiter laut Management für Innovationen sorgen. Gleichzeitig wird mangels Alternativen das Produktmanagement,
Supply Chain Support und Wartung von Produktionstools von Entwicklern übernommen und erwartet, dass jede Innovation von einem Businesscase begleitet wird.
Es ist sehr traurig und frustrierend, hier zu arbeiten.
Verbesserungsvorschläge
Ehrliche Feedbackgespräche und Personalentwicklung wären notwendig, um die frustrierten Mitarbeiter zu halten.
Es wäre schön zu sehen, wo die Projekte stehen und wie die Organisationsstruktur am Ende aussehen soll. Oder gar ein Zeitplan mit Milestones, aus dem hervorgehen könnte, was bis wann was fertig werden soll. Zumindest erwarte ich das von einem internationalen Unternehmen mit einem funktionierenden Projektmanagement.
Es wäre wundervoll, wenn auf Lob keine Kündigungen folgen würden und es wenigstens Erklärungen geben würde für die Kündigungen statt leere Phrasen.
Mehr technisches Verständnis und weniger Phrasen von Seiten der Vorgesetzten wären wünschenswert.
Im Moment kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass der Standort aus R&D Perspektive in einem Jahr so noch existiert. Wir sind alle relativ jung und gut ausgebildet, wir finden einen neuen Job- aber es wäre fair, eine Timeline zu nennen, wann der Standort für R&D geschlossen wird, damit sich alle rechtzeitig etwas Neues suchen können.
Allgemeine Info über die Geschäftszahlen wären interessant und das R&D Budget oder eine Übersicht über die laufenden Projekte.
Arbeitsatmosphäre
Die letzten engagierten Mitarbeiter versuchen verzweifelt und fassungslos, das Vertrauen und die Arbeitsatmosphäre zu retten. Das Vertrauen zur Führungsebene sinkt rapide. Wir versuchen, alle Änderungen positiv aufzunehmen, aber die Strategie und die Ziele bleiben leider unklar. Wir würden uns gerne verbessern, aber es kommt keine Kritik oder gar Verbesserungsvorschläge aus dem Management. Es ist wirklich schwierig, zu erraten, was das Management denn möchte. Außer natürlich keine Probleme.
Kommunikation
Feedbackgespräche mit dem Management: Alles super. Folge: Kündigung. Projekt: Erfolgreich. Folge: Kündigung.
Wir bekommen regelmäßig News über erfolgreich umgesetzte Projekte und Lob für gutes Teamwork trotz Covid und Krieg über alle Grenzen hinweg. Im nächsten Moment wird wieder jemand wegen schlechter Geschäftslage gekündigt. Wiederholt wird plötzlich ein neuer Kollege in Dänemark auf der gleichen Position vorgestellt (männlich, weiß, 40+), zudem meist aus dem Netzwerk eines Vorgesetzten.
Gerüchte gibt es viele, weil es keine Aussagen gibt.
Die Projektmanager geben keinen Input, die Gruppenleiter sollen managen und keinen technischen Input geben.
Organisatorisch ist die gesamte Struktur ein Desaster. Theoretisch gibt es eine ganz tolle Projektstruktur, die noch nicht ganz umgesetzt ist. Auf Nachfrage nach dem Projektstand, Zielen oder Milestones kommen immer die gleichen Phrasen und gut gelaunte Slogans ohne Inhalt.
Kollegenzusammenhalt
Sehr viele geben auf und suchen sich etwas anderes. Sehr sehr traurig für eine Firma, in der das Arbeiten früher jeden Tag so viel Spaß gemacht hat. Es waren alle so sehr motiviert, dass sie sich auch außerhalb ihrer Arbeitszeit getroffen haben und es sind viele Freundschaften entstanden. Jetzt ist die Stimmung sehr sehr schlecht. Ich beglückwünsche jeden, der eine neue Stelle hat.
Statt Begeisterung, Offenheit für Neues, Freude auf die Zukunft, Interesse ander Arbeit der anderen hat sich nun Resignation und Verzweiflung breit gemacht.
Work-Life-Balance
Home Office ist normal
Vorgesetztenverhalten
Das Management will nichts wissen, was über "hey, how are you-what a beautiful weather today" hinaus geht.
Ziele ergeben sich aus früheren Plänen und den Bedürfnissen aus der Produktion. Auf die Frage nach dem Budget, dem übergeordneten Zeitplan oder einer Priorisierung gibt es keine klare Antwort. Hier ergibt sich viel Spielraum für Eigenverantwortung.
Bei dem Versuch, mit den Managern über die Situation zu reden und eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen, haben wir wiederholt auf socialising events gesetzt. Dabei ist mir aufgefallen, dass unsere Vorgesetzten darüber scherzen, dass die jungen Leute ja so gut feiern und kochen könnten. Kein Wort von den kritischen Auseinandersetzungen. Wir versuchen jedes Mal, so viele Informationen wie möglich herauszubringen. Dann kommen nur allgemeine Phrasen, die langsam schon jeder auswendig kennt.
Am Ende trifft jeder seine Entscheidungen irgendwie selbst oder aus der Diskussion mit Kollegen. Alles, was nach Problem klingt, wird vom Mangement mit Phrasen beantwortet.
Interessante Aufgaben
Generiert das sofort Gewinn? Wo ist da der Business Case? Ist das nicht riskant? Puh, dann machen wir das lieber nicht.
Wenn nicht einer seinen Kopf für ein mögliches Projekt riskiert und astronomische (unrealistische) Gewinne prognostiziert, wird da nicht investiert.
Gleichberechtigung
Sehr sehr wenige Frauen in der Chefetage. Es war früher sehr international, jetzt mehr und mehr binational.
Umgang mit älteren Kollegen
Das Problem ist hier eher der wenig wertschätzende Umgang von älteren Kollegen mit jüngeren Mitarbeitern. Die Firma wurde von innovativen jungen Leuten aufgebaut, die jahrelange Arbeitserfahrung auf ihrem Gebiet haben. Jetzt wird so getan, als wären sie alle unwissende kleine Kinder. Die Arbeit von kompetenten Studenten werden nicht wertgeschätzt.
Arbeitsbedingungen
IT Infrastruktur: Hilfsbreite und kompetente Kollegen.
Das Gebäude verkommt mehr und mehr. Es sehen immer mehr Kabel aus der Wand. Die Fenster werden nie geputzt und schon mit Spinnweben besetzt. Die Küche ist schmutzig.
Es gibt keine Kantine. In der Townhall gibt Hochstühle an einer Bar und Holzbänke ohne Lehne.
Immerhin: Die Dartscheibe ist noch da und ein Müsli-Spender.
An sich gibt es eine Liste mit Mitarbeitern, die einmal in der Woche Küchendienst haben und Leergut wegbringen etc. Was für ein Startup völlig okay wäre (sind wir aber nicht mehr). Leider sind so viele Mitarbeiter aus dieser Liste nicht mehr Teil dieses Unternehmens, dass die Liste sich erübrigt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es sollen die Sustainability Goals 2030 nach Zertifizierung umgesetzt werden. Allerdings liegt die Verantwortung dabei im MARKETING und nicht in QUALITY Mangagement.
Branchenbedingt ist das Umweltbewusstsein sicher höher als in anderen Bereichen. An sich war das mal ein Haufen technisch versierter Idealisten, die auch weniger Gehalt und ein höheres Risko durch die Beschäftigung eines Start-Ups auf sich genommen haben, um etwas Sinnvolles im Bereich erneuerbare Energien zu machen. Es stellt sich schon die Frage, in wieweit man überhaupt noch CO2 einspart, wenn die Komponenten mehrfach um die Welt geflogen werden.
Gehalt/Sozialleistungen
Es gibt keine Gehaltsstufen mehr, was für wenig Transparenz sorgt. Laut Vertrag darf man nicht über sein Gehalt sprechen, was aber illegal ist. Gehalt wie in einem Startup ohne die Vorteile eines Startups. Im direkten Vergleich verdienen die direkten dänischen Kollgen fast doppelt so viel. Weihnachtsgeld und sonstige Zuschläge gibt es keine.
Image
Die Mitarbeiter sind sehr unzufrieden und reden durchweg schlecht über die Firma
Karriere/Weiterbildung
Es gibt sicher den ein oder anderen, der sich eine bessere Position erhofft. Bisher changenlos-leider wird nicht intern weitergebildet oder befördert, sondern von extern jemand mit langjähriger "internationaler" Erfahrung gesucht (dänisch, 40+, weiß, männlich, am Besten von Bang&Olufsen).
Es gibt keine Personalentwicklung. Karrierewege gibt es nur für Personen aus oben genanntem Personenkreis.
Feedbackgespräche lassen keine Rückschlüsse über den weiteren Verbleib im Unternehmen zu.