Der Versuch eines agilen Unternehmens mit guten Ansätzen führt zu Mitarbeiterüberlastung und viel Optimierungsbedarf
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das gute Gehalt. Die Mission des Unternehmens und die abwechslungsreichen und interessanten Arbeitsaufgaben.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Sehr hoher Zeit- und Leistungsdruck in den operativen Bereichen: Die Ursachen sind häufige Änderungen in der Planung sowie unzureichende Kommunikation zum Einen. Zum Anderen das Festhalten an bekannterweise nicht zu haltenden Terminplänen sowie eine halb-professionelle Abwicklung von Projekten mit unerfahrenen Personen in Schlüssel- und Leitungsfunktionen: PowerPoint Engineering und Learning-by-doing kann sich ein Unternehmen bei so engen Zeitplänen in komplexen Großprojekten mit neuer Technologie nicht leisten. Da zudem die Richtlinien des Mutterkonzerns eingehalten werden müssen, gibt es viele zu aufwändige, umständliche und unzureichend dokumentierte Unternehmensprozesse bei wenig Gestaltungsfreiheit und einem hohen Maß an Kontrolle und Nachbesserung. Um all dies zu bewältigen wurde ein engmaschiges und dokumentationsintensives Steering eingeführt, was zu weiterem Arbeitsaufwand führt. Diese von manchen als "Agilität" bezeichnete Zerfahrenheit führt zu einer Überlastung der Mitarbeiter im operativen Bereich und steigender Personal-Fluktuation. Einige berichten von Burnout Symptomen. Obwohl das Unternehmen viel Kritik aufgreift und auch bearbeitet, wird dieses Thema weggewischt und tabuisiert.
Verbesserungsvorschläge
Kommunikationsverfahren: Systematisches Verfahren für schnelle Information über wichtige Entscheidungen einführen.
Zeitdruck minimieren: Realistischere Arbeitsplanung für operative Bereiche entwickeln.
Abteilungsübergreifende Kooperation: Team-Building-Aktivitäten und Workshops durchführen, um den Zusammenhalt zu stärken.
Urlaubsflexibilität: Starre Werkurlaubsbindungen überdenken und Flexibilität erhöhen.
Zuständigkeiten klären: Rollen und Aufgabenbereiche transparent definieren.
Unternehmensprozesse vereinfachen und für alle nachlesbar dokumentieren.
Arbeitsatmosphäre
Im Grunde sind die allermeisten Kollegen positiv, motiviert und freundlich eingestellt. Im Unternehmen besteht jedoch ein langanhaltender hoher Zeit- und Leistungsdruck, der viele Mitarbeiter in den operativen Bereichen sehr stark belastet und sich auf die Umgangsweise auswirkt. Dort wird das hohe Arbeitspensum, das die Mitarbeiter leisten nicht gesehen. Der Arbeitsalltag ist in allen Hierarchien durch eine intensive Zeit- und Kraftraubende Mikropolitik geprägt.
Kommunikation
In vielen Facetten hat die Kommunikation sich merklich verbessert. Es gibt mittlerweile viele gute, professionell aufgesetzte Newsletter, Intranetseiten, Videos, Marketingauftritte, virtuelle Townhall-Meetings etc. Leider besteht im wichtigsten Bereich noch erheblicher Verbesserungsbedarf: Aufgrund der hohen Agilität im Unternehmen werden täglich bis wöchentlich wichtige Entscheidungen getroffen, die nicht systematisch kommuniziert werden. So bekommen auch direkt Betroffene von maßgeblichen Richtungsänderungen erst sehr spät etwas mit. Hier wurde schon mehrfach Besserung angekündigt, was leider noch auf sich warten lässt.
Kollegenzusammenhalt
Innerhalb von Abteilungen ist der Kollegenzusammenhalt in der Regel gut. Abteilungsübergreifend sind stetiges Absichern, Druck weitergeben und immer häufiger auch Fingerzeigen an der Tagesordnung.
Work-Life-Balance
Es gibt ein modernes Home-Office Modell, das Mitarbeiter in Abstimmung mit dem Vorgesetzten nutzen können. Dies geht recht flexibel, ist unproblematisch und wird von vielen genutzt. Urlaub wird i.d.R. gewährt. Zudem bietet die PowerCo mehrmals im Jahr an, die Arbeitszeit korrelierend mit dem Gehalt anzupassen. Diese Modelle sind gut und durchdacht. Leider tragen sie zur Work-Life-Balance dennoch oft nicht bei, da viele Mitarbeiter in den operativen Bereichen stark überlastet sind, was sich sehr auf die Arbeitszeiten auswirkt. Was bringt eine Arbeitszeitreduzierung wenn das erwartete Pensum dann nicht schaffbar ist? Unschön ist die Bindung an den 3-wöchigen Werkurlaubszeitraum des Mutterkonzerns VW. In diesem Zeitraum, der meist in den Sommerferien liegt, müssen Mitarbeiter Urlaub nehmen. Dies ist kaum nachvollziehbar, da die PowerCo keinerlei Beziehung zu den jährlichen VW-Werkstillständen hat. "Dringende betriebliche Belange" gibt es für diesen Pflichturlaub jedenfalls nicht.
Vorgesetztenverhalten
Wie in den meisten Unternehmen gibt es gute und weniger gute Vorgesetzte. Aufgrund des hohen Zeit- und Leistungsdrucks haben auch Vorgesetzte kaum eine andere Wahl als diesen an die Mitarbeiter weiterzugeben. Darunter leidet auch die Zeit für nicht-operative Themen wie Reflektionsgespräche. Zudem sind viele Zuständigkeiten noch nicht geklärt oder ändern sich oft. Es herrscht Gerangel und obwohl die PowerCo hier eine andere Kultur einführen wollte, ist das Motto "Ober sticht Unter" sehr stark gelebt. Im operativen Bereich werden Mitarbeiter nur selten in Entscheidungen eingebunden.
Interessante Aufgaben
Ein Konzern Start-up zur Einführung einer neuen Technologie im wichtigen Automobilbereich im großen Stil. Hier gibt es eine Vielzahl interessanter und ambitionierter Aufgaben in allen Bereichen. Das Unternehmen setzt hierbei sehr umfassend auf hohe Digitalisierung, was ebenfalls viele interessante Aufgabenstellungen und das Auseinandersetzen mit moderner Software beinhaltet.
Arbeitsbedingungen
Die IT-Ausstattung ist passabel, leider kann nicht ohne weiteres einfaches, von der Norm abweichendes Equipment bestellt werden, z.B. wenn ein ohrumschließender Kopfhörer oder eine ergonomische Maus benötigt werden. Die Arbeitsplätze der Mitarbeiter sind derzeit leider sehr verstreut. Im Headquarter in Salzgitter, sitzen die Mitarbeiter teils in Bürocontainern teils in alten VW-Büros. Einige Abteilungen sitzen isoliert. Einige Bereiche sind in Braunschweig und Wolfsburg angesiedelt. Was mich überrascht hat: Die Reinigung einiger Bürobereiche ist unzureichend.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Unternehmen befindet sich im Aufbau und ist derzeit überwiegend planerisch tätig. Es entstehen erste gute Ansätze zu diesen Themen, die sich nun entwickeln müssen.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist sehr gut. Weitere Leistungen wie betriebliche Altersvorsorge sind noch in Entwicklung.
Karriere/Weiterbildung
Hierzu gibt es bislang noch keine Abläufe. Es dauerte Wochen um überhaupt herauszufinden, wie eine externe Weiterbildung gebucht und bezahlt werden kann.