Eine Balance aus Gutem und Schlechtem
Gut am Arbeitgeber finde ich
Eine riesige Offenheit auch für kleine Belange und Wehwehchen, sowie eine ordentliche Vertrauensbasis sind tolle Grundlagen für Spaß bei der Arbeit und miteinander. Viele Mitarbeiter sind auch kumpelhaft und sogar freundschaftlich miteinander. Auch die Versorgung im Bürokomplex ist super. Hier gibt es eine Wasser-Filteranlage, frisches Obst, Snackboxen, ordentliche Kaffeevollautomaten und jede Menge Tee.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das sehr starke Involviertsein des Vorstands in tägliche Prozesse ist eine enorme Bremse. Es kam nicht selten vor, dass Vorschläge (meist redaktioneller Art) von der Vorstandsebene abgeblockt wurden, ohne diese argumentativ sinnvoll zu diskutieren. Hier beherrscht oft Impulsivität und Bauchgefühl das tägliche Treiben, sobald der Vorstand involviert ist.
Die Klimaverhältnisse sind im Sommer nicht gut. Es wird in östlichen Gebäudehälfte derartig warm, dass ich schon leichte Kreislaufprobleme bekam. Lüften ist nicht effektiv. Hier wird nach wie vor nicht nachgebessert.
Verbesserungsvorschläge
Ich verfasse diese Bewertung hier vor allem, weil es in dieser Firma keine Plattform für derartiges Feedback an die Management-Ebene bzw. den Vorstand gibt, das sollte erwähnt sein. Prinzipiell muss die Firma sich schleunigst ein Konzept erarbeiten, wie man mit der Post-Corona-Zeit umgehen möchte. Derzeit können Mitarbeiter zuhause arbeiten wie und wann sie mögen. Das erschwert die Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitern, die vom Büro-Arbeitsplatz aus arbeiten. Ein solcher, permanenter Mischbetrieb kann nicht im Sinne des Managements sein, da die Abstriche bei Kollegenzusammenhalt und Effizienz der Abteilungen zu stark sein dürften.
Arbeitsatmosphäre
Sowohl im Büro oder zu Corona-Zeiten im Home-Office ist die Atmosphäre am Arbeitsplatz stark von den Personen abhängig, mit denen man zu tun hat. Hier gibt es zahlreiche Charaktere, mit denen man lernen muss umzugehen. Dabei fällt auf, dass die Lust auf neue Arbeitsfelder parallel mit der Betriebszugehörigkeit abnimmt. Der Grund? Weiter unten...
Ein weiterer klarer Nachteil ist die fehlende Akzeptanz für Feedback, sowohl auf Mitarbeiter- als auch auf Führungsebene. Momentan wird genau daran gearbeitet, sichtbare Erfolge gibt es jedoch nicht, denn das Problem liegt in den Mitarbeitern selbst, die sich Feedback verweigern, wo es nur geht. Auch einige Führungskräfte können noch kein Feedback geben, vergreifen sich dabei im Ton und werden respektlos – fühlen sich aber im Gegenzug bei kleinstem konstruktivem Feedback persönlich angegriffen.
Kommunikation
Durchaus eine der größten Schwächen ist die Kommunikation. Die Firma ist in zahlreiche Arbeitskreise, Arbeitsgruppen, Projektgruppen und Schnittstellen strukturiert. Das geschieht alles, um möglichst Agilität in die Prozesse zu bringen. Das gelingt aber nicht. Oft werden Beschlüsse nicht kommuniziert, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen teilweise gar nicht, was in diesen Arbeitskreisen geschieht und selbst in den Kreisen untereinander weiß man oft nicht, woran man ist. In der Firma wird Slack verwendet, ohne dieses Tool effizient einzusetzen. Für jede kleine Angelegenheit werden neue Channels angelegt, Pflicht-Channel müssen abonniert werden, auch wenn die Infos darin für Viele belanglos sein dürften.
Kollegenzusammenhalt
Eigentlich 5 Sterne, unter Corona aber 1 Stern Verlust. Es gab vor Corona regelmäßige Firmenevents, die auf den Zusammenhalt einzahlten. Weihnachtsfeier, Sommerfest, Abteilungsevents und innerhalb einzelner Teams auch separate Events, die die Teams eigenständig organisieren. Das ist unter Corona alles weggefallen, logisch. Hier wird zwar gedanklich viel getan, um Abhilfe zu schaffen – die Lösungen, eine digitale Weihnachtsfeier in etwa, sind allerdings dürftig organisiert. Insgesamt stört das den Zusammenhalt der Kollegen jedoch wenig.
Work-Life-Balance
Dank flexibler Arbeitszeit kann ich als Spätaufsteher so arbeiten, dass ich mich wohlfühle. Genauso als Frühaufsteher... eine große Einschränkung ist dabei die Tatsache, dass die tägliche Arbeit vieler Mitarbeiter inzwischen aus zahlreichen Besprechungen und Meetings besteht. Es herrscht chronische Kalender-Knappheit, was nicht selten dazu führt, dass Projekte oder Besprechungen einen zwingen, seine Arbeitszeit am Ende danach zu richten. So bleibt die flexible Arbeitszeit auf dem Papier eine enorm starke Sache, die aktuell in der Praxis nicht mehr frei ausgelebt werden kann.
Vorgesetztenverhalten
Ich habe unterschiedliche Dinge erlebt. Extrem nette Vorgesetzte, Vorgesetzte, die ihrer Arbeit und Verantwortung nur spärlich nachkommen und jene, die schlicht und ergreifend nicht für ihre Position geeignet sind.
Interessante Aufgaben
Hier gibt es viel Fließbandarbeit, aber aufgrund der zahlreichen Arbeitsgruppen und -kreise auch Möglichkeiten, sich (leicht) in andere Bereiche zu entwickeln. Bei dem Wunsch nach Weiterbildungen hat die Firma stets ein offenes Ohr. Unterm Strich ist die Arbeit hier allerdings Dienst nach Vorschrift und sobald man in anderen Bereichen involviert ist, wird der Arbeitstag stressig.
Gleichberechtigung
Gefühlt besteht die Belegschaft zu 75% aus Männern, was je nach Abteilung sicher leicht variiert. Damit habe ich jedoch kein Problem.
Arbeitsbedingungen
Seit Corona befindet sich der Großteil der Belegschaft im mobilen Arbeiten und muss daher Besprechungen über Videokonferenz-Tools durchführen. Hier muss die Firma absolut nachbessern. Die Technik ist schlecht, Notebooks sind selbst für MS Teams zu schwach, Headsets von billigster Qualität wurden an die Mitarbeiter ausgeteilt. Wenn wieder mehr Kollegen vor Ort arbeiten, fehlt es an guter Konferenztechnik im Bürokomplex selbst. So werden Meetings zur Nervensache. Positiv ist, dass Wert auf Ergonomie am Arbeitsplatz gelegt wird.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Ökologische Aktivitäten werden aufgrund von privatem Interesse vieler Mitarbeiter gefördert. Radfahr-Challenges über ein ganzes Jahr sind beispielhaft zu nennen. Zur BVG/VBB-Umweltkarte gibt der Arbeitgeber nichts dazu – schade.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehaltssprünge sind in der Regel nicht möglich. Es gibt kleine Anpassungen im Zuge eines Inflationsausgleiches. Prinzipiell soll man sich Erhöhungen durch proaktive Mitarbeit und Entwicklung verdienen. Das ist aber nicht Jedermanns Sache. Der Bildungshintergrund wird nicht berücksichtigt und es gibt nach wie vor eine Lücke zwischen langjährigen Mitarbeitern, die unter anderen Gehaltsstrukturen angefangen haben und neueren Mitarbeitern. Hier muss in jeder Hinsicht nachgebessert werden. Auch, um die in den letzten Jahren eingetretene Mitarbeiterfluktuation einzudämmen und Mitarbeiter wieder länger zu binden.
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Testberichte ist kein wirklicher Name im Netz. Man sieht sich hier als etwas Größeres als man tatsächlich ist.
Karriere/Weiterbildung
Karriere kann man in diesem Unternehmen schlicht nicht machen, ohne interne Beziehungen zu haben. Es gibt eine sehr flache und strenge Hierarchie ist Mitarbeiter, Teamleitung, Abteilungsleitung und Vorstand. Da Fluktuation erfahrungsgemäß nur auf der untersten Ebene existiert, ist ein Aufstieg nicht möglich. Man kann allerdings leitende Tätigkeiten auf Projektebene übernehmen bzw. sich dort anbieten. Weiterbildungen kann man vorschlagen und werden auch (selten) von oben angesetzt. Wer an seine Zukunft und Karriere denkt, ist hier falsch aufgehoben.