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Raisin
Bewertung

Vom Toparbeitgeber zu einem intransparenten Corporate

2,8
Nicht empfohlen
Hat zum Zeitpunkt der Bewertung bei Raisin gearbeitet.

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

Kommunikation bei den Entlassungen, Entlassungen wird es immer geben, jedoch sollte man das auch klar kommunizieren. Jetzt sind wir einfach nur alle verunsichert.

Arbeitsatmosphäre

Ich arbeite seit vielen Jahren bei Raisin und aktuell ist die Stimmung in der Firma am Nullpunkt. Aktuell herrscht ein Einstellungsstopp und wohlverdiente Mitarbeiter werden gekündigt oder gefragt, ob sie sich vorstellen können zu kündigen.
Wir, die es noch nicht getroffen hat, sind enorm verunsichert und jeder schaut nach Alternativen, weil keiner Vertrauen in die Aussagen des Managements hat, dass keine weitere Welle kommen soll.

Das ist zum ersten Mal in der Geschichte von Raisin, dass Mitarbeiter aus dem Kerngeschäft gekündigt werden. Zum Anfang der Pandemie wurden auch einige entlassen, jedoch waren das keine Jobs aus dem Kerngeschäft.

Durch die Fusionierung mit Deposit Solutions ist auch alles sehr corporate und undurchsichtiger geworden ist.

Ohne mehr zu wissen, denke ich nicht dass der Standort in Hamburg noch länger als 2-3 Jahre offen bleiben wird. Man ist daher am "sichersten" in Berlin.

Kommunikation

Früher war wirklich alles sehr transparent und ebenfalls waren die Town Halls sehr bodenständig und nahbar. Man kann Fragen stellen, die immer vom Management beantwortet wurden. Mittlerweile ist man übergegangen zu den "Top 3" - Fragen ohne die verbleibenden Fragen gesehen zu haben. Ich habe die anonymen Fragen auch gelegentlich benutzt und diese wurden auch beantwortet. Offiziell heißt es, dass die restlichen Fragen schriftlich beantwortet werden. Das stimmt jedoch nicht, weil es auch nur noch
ausgewählte Fragen sind. Meine Fragen sind verschwunden (es waren ein paar Fragen zum Produkt) und auch bei anderen Kollegen wurden die Fragen weggelassen.

Früher hatten auch mehr Leute spontane Fragen gestellt, jedoch werden jetzt gefühlt nur noch die "bequemen" Fragen beantwortet und dadurch spüren alle dass spontane Fragen keine Chance hätten.

Die Kommunikation zu den Entlassungen war miserabel. Man hat von Vereinfachungen gesprochen und Budgetkürzungen, jedoch wurden die Entlassungen nie angesprochen. Ich habe gehört, dass selbst innerhalb der betroffenen Teams nicht die Kollegen informiert wurden und so verbreitet sich diese Info nur über den Flurfunk und verströmt Nervösität.

Kollegenzusammenhalt

Jeder unterstützt jeden und man hilft gerne aus. Es gibt auch keine Ellenbogenkultur. Viele bleiben hier wegen den tollen Leuten, die man in der Firma hat. Man hat wirklich klasse Kollegen auch über die Teamgrenzen hinweg.

Work-Life-Balance

Ich arbeite jeden Tag immer etwas mehr, jedoch nie länger als 19.00. Überstunden werden nicht ausgezahlt noch getrackt, so dass vermutlich jeder immer >8h täglich arbeitet. Für eine junge Firma noch im Rahmen.

Vorgesetztenverhalten

Die Teamleads unterstützen viel und sind sehr zugänglich. Alle Stufen oberhalb der Teamleads haben in meinen Augen den Bezug zu den MitarbeiterInnen verloren. Durch die Fusionierung haben wir jetzt so viele Management-Positionen, wo man sich fragt wer was managt und wer am Ende überhaupt arbeitet. Im Vergleich zu früheren Zeiten ist auch alles so geheim und undurchsichtig geworden.

Leider sind die internen Prozess immer sehr manuell (in Bezug auf das Produkt). Das heißt es gibt viele Aufgaben und bedeutet gleichzeitig, dass wir enorm hohe operative Kosten dadurch haben. Diese Probleme sind seit Jahren bekannt. Nur wurde enorm auf Wachstum gepusht und jetzt zahlen einzelne Mitarbeiter für die Versäumnisse des Managements. Der Automatisierungsgrad könnte bei vielen Dinge viel höher sein.

Interessante Aufgaben

Auf der Arbeit ist es immer sehr spannend und man kann sich viel einbringen. Wir sind nicht mehr so jung wie früher, dadurch kommen viele Themen wegen Compliance dazu und der Fokus liegt mehr auf der Dokumentation wie in größeren Firmen üblich. Es wird definitiv nicht langweilig und es gibt genügend Arbeit und Projekte, die man vorantreiben kann.

Gleichberechtigung

Für ein FinTech sind hier wirklich sehr viele Frauen und viele sind auch Teamleads etc. Allerdings sieht man nur eine Frau im Management und mein Gefühl ist, dass es nach wie vor eine gläserne Decke gibt. Auch wenn ich eher denke, dass man für Management aus der Beratung kommen muss, weil alle Berater waren. Es gibt dennoch einige Programme zu Förderung von Frauen und Raisin hat auch ein paar Preise deswegen gewonnen.

Es gibt viele internationale Kollegen. Wie international, hängt natürlich vom Bereich wo man arbeitet ab.

Ein großer Minuspunkt, ist dass das brandneue Büro in keinster Weise behindertengerecht ist. Die Türen sind schwer aufzubekommen und ebenfalls sind die Toiletten nicht behindertengerecht. Schon mit einem gebrochenen Bein stelle ich es mir sehr schwer vor - mit Rollstuhl unmöglich. Das steht im Widerspruch mit der "Inclusiveness" die immer wieder heraufbeschworen wird.

Umgang mit älteren Kollegen

Das ist schwer zu beurteilen, weil im Schnitt die Firma ca. 30-35 Jahre alt sein sollte. Das finde ich teilweise auch negativ, weil ich bei anderen Firmen durchmischtere Altersschichten gesehen habe.

Arbeitsbedingungen

Das Büro in Berlin ist komplett neu und in einer sehr guten Lage. An jedem Platz gibt es zwei Monitore und auch Stehplätze. Durch die Einsparungen wird auch das Home Office zurückgebaut. Ich habe noch einen Monitor, Tastatur und Bürostuhl nach Hause geschickt bekommen, jedoch weiß ich nicht, ob das immer noch möglich ist. Hier würde ich im Bewerbungsgespräch genau nachfragen.

Bestimmt wird Recruiting mit der Auswahl zwischen Mac und Windows werben. Das wurde auch eingespart. IT-Leuten steht die Option noch offen, die anderen müssen mit Thinkpads arbeiten. Fairerweise sind diese immer sehr neu. Man kann auf einen Mac drängen und ihn auch bekommen nur weiß ich nicht, ob man sich direkt beliebt machen will und außerdem bekommt man dann ebenfalls nicht die neueste Generation.

Umwelt-/Sozialbewusstsein

Teilweise ist mein Eindruck, dass man sogar zu viele soziale/ politische Themen als Raisin lösen will und daher den Fokus für die Firma verliert.

Durch die Aktivitäten einzelner führender Köpfe auf LinkedIn mache ich mir immer etwas Sorgen um meine russische Kollegen. Es werden Artikel gelikt, dass z.B. jede Russin/Russe der nicht protestiert automatisch den Krieg gut findet. Ich würde mir hier vom Management mehr Neutralität wünschen, weil wir Ukrainer und Russen in der Firma haben. Es ist ein sehr emotionales Thema und trotzdem sollte man sich Verantwortung gegenüber allen Mitarbeitern bewusst sein.

Es geht immer viel um "Inclusiveness", "social responsiblity" etc. Das machen im Prinzip alle Berliner Startups. Ich habe damit keine Probleme, jedoch sollte man sich mit einem konservativeren Mindset hier bewusst sein, dass diese Themen sehr oft kommen werden.

Gehalt/Sozialleistungen

Das Gehalt ist nicht gut. Aufgrund der Situation schaue ich nach Alternativen und mir wurde immer ca. 25% - 30%. Raisin spricht gerne vom Marktstandard, jedoch meinen sie vielleicht den Standard von 2015.

Image

Früher hätte ich 5 Sterne gegeben, was hier bei den Kündigungen abläuft ist jedoch überhaupt nicht in Ordnung. In den alten Zeiten hätte ich ohne Probleme sagen können, ob es Raisin gut oder schlecht geht. Jetzt kann ich das nicht mehr beantworten, weil es einfach keiner außer Management weiß.

Karriere/Weiterbildung

Der Aufstieg innerhalb der Firma ist sehr schwer. Ich habe nicht den kompletten Überblick, jedoch ist mein Eindruck, dass man sich nur bis zum Team Lead hocharbeiten kann und danach in den meisten Fällen Schluss ist, weil die höheren Stellen von Externen besetzt werden.

Das Trainingsbudget ist 1700€ und damit top. Die Firma veranstaltet auch viele Workshops mit externen Anbietern (zählt nicht in das Trainingsbudget, also noch mehr Möglichkeiten).

Die Karriere hängt sehr von der Saisonalität der Firma ab. Manchmal machen sie einen Einstellungsstopp und lassen die Leute gehen und in einem halben Jahr stellen sie wie verrückt für teuer Geld ein und zahlen hohe Prämien, wenn man einen neuen Mitarbeiter werben kann. Das ist keine konstante Personalpolitik und auf Dauer sehr teuer. Vielleicht kommt dieser Druck von den Investoren und da fragt man sich schon manchmal.

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