Schattiger Schwarzwald
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das Unternehmen scheint in der Region tief verankert zu sein und ist vor allem für Personen aus dem Schwarzwald offenbar ein beliebter Arbeitgeber.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Selten habe ich in einer Firma das Wort „modern“ so häufig gehört wie hier. Es ist das, was man erreichen möchte, aber irgendwie nicht hinbekommt. Man ist in vielem im 20. Jahrhundert steckengeblieben. Mitarbeiter sind seit Ewigkeiten im Haus, es fehlt ein frischer Wind. Jüngere, hochqualifizierte Kräfte, die neue Perspektiven reinbringen würden, könnten sich positiv auf die gesamte Unternehmensentwickung auswirken. Auch Strategiegruppen („Wo stehen wir in 5 Jahren?“) bzw. Runden, die sich ganz allgemein mit der Zukunft beschäftigen, wären Optionen. Ansonsten reproduziert man die Probleme von Generation zu Generation weiter.
Verbesserungsvorschläge
Mehr Kommunikation. Viel mehr. Bei Mitarbeitern viel stärker die Fähigkeit fördern, über den eigenen Tellerrand hinauszusehen, ohne anderen in die Parade zu fahren (Empathie und Kompetenzverteilung). Mitarbeiterstrukturen kräftig auffrischen und ins 21. Jahrhundert bringen.
Arbeitsatmosphäre
Ist nicht schlimm. Als Arbeitnehmer wird man unterstützt. Man begegnet sich mit einem Lächeln. Man bekommt das Gefühl, in seinen Kernkompetenzen nicht komplett allein gelassen zu werden.
Kommunikation
Es gibt keine regelmäßigen Meetings, weder einen täglichen noch einen wöchentlichen Austausch. Nur bei Bedarf, wenn konkrete Punkte geklärt werden sollen, finden Sitzungen statt. Eine moderne Form von Unternehmens- und Gesprächskultur ist hier Fehlanzeige. Transparenz rund um die Geschäftsführung oder die Abteilung bzw. Informationen darüber, was in und um das Unternehmen herum passiert, gibt es überhaupt nicht. Die Mitarbeiter sitzen in ihren Einzelzimmern und brüten vor sich hin. Es ist allerdings auch nicht ganz klar, ob eine offene Gesprächskultur von den Mitarbeitern überhaupt gewünscht wird.
Kollegenzusammenhalt
Es gibt Licht und Schatten. Wie überall. Sehr subjektiv halt. Mit manchen kommt man gut zurecht, aber die Ausfälle nach unten sind schon besonders krass. Kein Wunder. Es gibt Mitarbeiter, die im Unternehmen unzufrieden sind, aber den Absprung nicht schaffen. Diese seltsame Mentalität prägt die ganze Unternehmenskultur. Wer ähnlich drauf ist und vielleicht noch aus der Region stammt, wird hier möglicherweise glücklich. Schade ebenfalls, dass Kollegen gern über ihren eigenen Bereich hinaus Einfluss ausüben. Man fühlt sich manchmal wie in einem ZDF-Fernsehfilm. Die gesamte Teamstruktur wirkt im Vergleich mit anderen Unternehmen reichlich angestaubt. Die Hilfsbereitschaft einzelner Kollegen ist allerdings wirklich astrein und angenehm zu erleben.
Work-Life-Balance
Die Regelungen zu den Arbeitszeiten sind nicht gerade State of the Art. Kleine Schritte in Richtung Liberalisierung werden schon als große Nummer empfunden. Dabei hinkt man anderen Unternehmen eher hinterher. Die erste Pause muss man gleich morgens kurz nach Arbeitsbeginn (!) machen. Die Flexibilität beim Arbeitsbeginn variiert von Fachbereich zu Fachbereich und hat auch mit externen Gründen zu tun. Wo es geht, wird sie ermöglicht. Überstundenabbau ist bestens geregelt. Freitagnachmittags darf man früher gehen. Sehr gut: Es gibt eine Obergrenze für Plusstunden. Das Unternehmen achtet auf ausreichend Erholungszeit.
Vorgesetztenverhalten
Bei Vorgesetzten trifft man immer auf ein Lächeln. Offenheit für Neues und eine sehr produktive Gesprächsatmosphäre machen die Zusammenarbeit sehr angenehm. Zielvorgaben werden sehr gut gemeinsam mit dem Mitarbeiter definiert. Die Tür steht immer offen - brillant. Auch im Ton genau richtig. Schade: Stellenweise vermisst man eine gewisse Konsequenz: Dass Kollegen ohne Führungsfunktion Aufgaben verteilen und sich wie Vorgesetzte verhalten, spielt hier leider mit rein. „Hier gibt es viele Chefs“, sagte mir mal jemand in Bezug auf die Kollegen. Obwohl das weitere Vorgehen dadurch komplett ins Schlingern gerät, gehört das Vorgesetztenverhalten noch mit zum Besten am gesamten Job.
Interessante Aufgaben
Wie in kleinen Unternehmen üblich muss man auch schon mal völlig andere Aufgaben übernehmen. Aufgaben, von denen man vorher vielleicht noch nie gehört hat. Darauf sollte man sich einstellen. Dafür herrscht im eigenen Tätigkeitsbereich wiederum große Gestaltungsfreiheit.
Gleichberechtigung
Kennen sich Frauen mit Kinderthemen besser aus als Männer? Muss man selbst Kinder haben, um hier zu arbeiten? Solche Ansichten schwingen in Gesprächen unter Kollegen durchaus unausgesprochen mit. Wie in vielen anderen Punkten auch herrscht auf Chefebene größere Offenheit.
Umgang mit älteren Kollegen
Hier scheint es alles in allem keine größeren Probleme zu geben.
Arbeitsbedingungen
Das Gebäude ist uralt und besitzt eine absolut deprimierende Ausstrahlung. Der Pausenraum (keine Kantine) scheint unter Mitarbeitern eine No-go-Area zu sein und wird von fast niemandem aufgesucht. Es gibt keine Klimaanlage. Im Produktionsbereich ist die Luft eine Katastrophe. Unglaublich, wie die Kollegen das aushalten. In der Pause wird aus Umweltgründen das Licht ausgeschaltet. Die Kollegen sitzen dann im Dunkeln - mit einem Kaffee aus dem Automaten. Es gibt zwar vollausgestattete Küchen. Die dürfen aber nicht benutzt werden.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umwelt: Mit seinem Umweltbewusstsein kann das Unternehmen punkten. Mitarbeiter, die sich für das Thema interessieren, werden gut eingebunden. Es spielt generell eine wichtige Rolle beim Imageaufbau der Marke. Soziales: Den üblichen Mitarbeiterrabatt gibt es zwar, aber erst nach der Probezeit. Warum das interessant ist? Man hält sich einiges zugute beim Thema Sozialkompetenz, verpasst aber an dieser Stelle die Möglichkeit, Vertrauen in die Mitarbeiter zu signalisieren.
Gehalt/Sozialleistungen
Ist ok. Marktüblich halt, nichts Besonders. Pünktlich überwiesen sowieso.
Image
Bei Verbrauchern ist das Image der Marke seit Jahrzehnten gut. Ob man dasselbe Produkt bei der Konkurrenz nicht zu einem besseren Preis bekommt, bleibt dahingestellt. Auf Seiten der Mitarbeiter findet man Zufriedenheit mit dem Unternehmen schon etwas seltener. Man muss nur ein bisschen ins Gespräch kommen, dann fällt so manches in sich zusammen.
Karriere/Weiterbildung
Absolut in Ordnung. Engagement wird wahrgenommen und unterstützt. Dieses muss allerdings von einem selbst kommen. Das klingt zwar erst mal vernünftig, hier gilt aber die etwas triviale Logik (die man in vielen kleinen Unternehmen findet), dass der Mitarbeiter seine Motivation zunächst einmal beweisen müsse. Als wäre man ein Kind, das sich zum Erwachsenen entwickeln soll. Das fühlt sich unangenehm an und hat mit zeitgemäßem Arbeiten auf Augenhöhe wenig zu tun. Diese Logik ist vielleicht auch der Grund für die ein oder andere Pseudoaktivität unter den Mitarbeitern und verhindert letzten Endes eine wirklich produktive Atmosphäre.