Mikromanagement und Massentourismus in wunderschöner Natur
Gut am Arbeitgeber finde ich
Möglichkeit in Schweden arbeiten zu können. Möglichkeiten der Freizeitgestaltung an den freien Tagen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Mikromanagement, Keine Wertschätzung für übermäßigen Arbeitsaufwand, nicht ausgeglichene Überstunden, fehlender Arbeitsschutz, fehlende Augenhöhe, fehlende Kritikfähigkeit.
Verbesserungsvorschläge
Menschlicher agieren, mehr Freiraum geben, Freizeit und Pausen auch als solche behandeln. Arbeitsgespräche gehören nicht an den Esstisch und auch nicht in den freien Abend. Überstunden müssen besser ausgeglichen werden - 2 Mitarbeiter mehr würden es auch tun!
Ein Freizeitbereich für das Team in dem man sich auch abends ohne andere beim schlafen zu stören aufhalten kann. Zb kleine Hütte mit deutlich größerem Sitzangebot, evtl. kleine Teamterrasse...
Arbeitsatmosphäre
Das Arbeiten an der frischen Luft und im Team macht super viel Spaß. Die Aufgaben werden regelmäßig durchgewechselt und es wird auf Vorschläge zur Prozessoptimierung eingegangen. Leider gibt es durch das Zusammenleben einen sehr verschwommenen Übergang zwischen Arbeit und Freizeit. Arbeitszeiten sind auch eher Vorschläge und die Freizeit- sowie Pausenzeiten werden regelmäßig zu Arbeitsbesprechungen genutzt.
Die Chefetage hat teils sehr unrealistische Ziele und betreibt gerne Mikromanagement!
Kommunikation
Die Kommunikation im Team untereinander läuft durch Funkgeräte super einfach und unkompliziert. Bei der Destinationsleitung läuft alles zusammen, wodurch bei den täglichen Vor- und Nachbesprechungen allgemeine Informationen weitergegeben werden können. Man kann sich zu allen Themen Rat einholen und jederzeit an einen Kollegen verweisen.
Kommunikation wird von den Chefs immer als "wir wollen transparent sein" betitelt, am Ende passiert aber genau das Gegenteil. Oft werden Entscheidungen minütlich über den Haufen geworfen und man wird nicht informiert oder die angefragten, dringend benötigten Informationen bleiben stundenlang aus.
Kollegenzusammenhalt
Das Team unter sich ist wirklich super! Jeder kann sich soweit wie er möchte einbringen und es gibt Raum für die unterschiedlichsten Charaktere. Das Zusammenleben kann manchmal anstrengend sein, aber dafür findet man auch innige Freundschaften. Für die Zeit vor Ort wohnt und lebt man zusammen, dadurch wächst man schnell zusammen und es fühlt sich wie eine Familie an.
Work-Life-Balance
Die freien Tage kann man super in der Natur gestalten! Dafür stellt der Arbeitgeber Kanus/Kajaks, nach Absprache ein Autos und auch Ausrüstung zur Verfügung. Die Freizeit in der Natur oder die Umgebung erkunden machen wirklich Spaß!
ABER: Work-Life-Balance findet nicht nur an den freien Tagen statt!!!
Die Essens- und Pausenzeiten werden täglich für die Arbeitsbesprechungen genutzt. So steht die Arbeit ständig im Mittelpunkt.
An freien Tagen sollte man sich komplett aus dem Camp fernhalten oder zumindest den Alltag drum herum planen, da man sonst schnell wieder "mal kurz" mit anpacken muss. Ein NEIN gibt es dabei nicht.
Auch wird oft verlangt, dass außerhalb der Arbeitszeiten jederzeit die Bereitschaft ist etwas zu erledigen - was leider nicht bei einer Seltenheit sondern eher der Regel bleibt.
Wer also ein Arbeitstier ist, kommt hier voll auf seine Kosten. Insgesamt wird man aber eher als billige Arbeitskraft ausgenutzt und die Erholung nach Feierabend wird kaum berücksichtigt.
Urlaub wird nur ungern gesehen, dieser soll selbst für Mitarbeiter die volle 5 Monate vor Ort sind erst nach Saisonende "abgebaut" werden. Überstunden "gibt es nicht".
Vorgesetztenverhalten
Rücksprachen mit der Chefetage sind ein ständiges Hin- und Her. Es wird ständig alles mehrfach hinterfragt. Selbst konkret gestellte Aufgaben werden oft bis ins kleinste beschrieben und nochmal kontrolliert. Vertrauen aufbauen war hier auch über einen längeren Zeitraum nicht möglich. Oft wird auch die morgendliche Ansage über den Haufen geschmissen und Neu von oben herab bestimmt.
Lob gibt es nur wenn der Chef mal gut drauf ist, ernst nehmen kann man diesen jedoch nicht. Oft merkt man dass Lob nur dann ausgesprochen wird, wenn es als Motivation eingesetzt werden kann oder dringend notwendig ist.
KEINE KRITIKFÄHIGKEIT - fühlen sich sofort persönlich angegriffen.
Interessante Aufgaben
Für eine gewisse Zeit sind die Aufgaben abwechslungsreich und es wird immer mal durchgetauscht. Generell sind es jede Woche die gleichen Aufgaben und es muss egal zu welcher Wetterlage jede Woche das gleiche Pensum geschafft werden. Vor allem wenn man immer die gleichen Tage frei hat kann es auf Dauer langweilig werden, weil jedem Wochentag bestimmte Aufgaben zugeteilt sind.
Außerdem kommt es häufig dazu, dass man für eine bestimmte Aufgabe als "Experte" betitelt wird - soll sich schön anhören, heißt aber eigentlich dass man von nun an jede Woche diese Aufgabe übernehen und neue Kollegen einarbeiten darf. So passiert es dann oft, dass man 2 Tage am Stück die gleiche Aufgabe hat - dem Massentourismus sei Dank!
Gleichberechtigung
Prinzipiell wird nicht zwischen Geschlecht, Sexualität oder Alter unterschieden.
Leider kam es aber häufig dazu, dass sich auf einen Schuldigen bzw. einzelne Person als Sündenbock eingeschossen wurde und diese überproportional viel Kritik und missbilligende Kommentare einstecken mussten.
Umgang mit älteren Kollegen
Hier wird kein Unterschied gemacht. Jeder wird anhand seiner Stärken für die Aufgaben eingesetzt.
Arbeitsbedingungen
Sehr körperliche Arbeit. Es muss viel schwer gehoben werden, dabei kann man oft durch die großen Packmaße nicht auf eine Rückenschonende Arbeitsweise achten.
Auf Arbeitsschutz wird KEIN Wert gelegt. Die Erste-Hilfe-Ausstattung war zwischen 2012 bis 2017 abgelaufen. Schutz vor herunterfallenden Tonnen durch Helme oder für Arbeiten am/auf dem Dach durch Sicherheitsgeschirr sind nicht gegeben. Ganz zu schweigen von mangelnden Brandschutz-Maßnahmen.
Gegensätzlich dazu gibt es ein hohes Maß an Vorkehrungen zur Hygiene in der Teamküche.
Die Arbeitskleidung ist zweckmäßig, die Regenjacke ist jedoch mit einer Wassersäule von 2.000mm eher ein Witz und dient allein als Windschutzschicht über der Softshelljacke.
Selbst bei Krankheit oder nach einem Unfall mit Arbeitsmaterial musste mit angepackt werden und Arbeiten im Sitzen erledigen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Für die Art der angebotenen Reisen ist die Busanreise die nachhaltigste Alternative. Dadurch kommt es jedoch zu einem sehr großen Touristenaufkommen, der auch viele Müllberge mit sich bringt.
Material wird zum Teil massenhaft verschleudert, auch das Essen für die Gäste ist viel zu überproportional angesetzt.
Sowohl das Essen der Gäste als auch das fürs Team kommt mit Lkw aus Deutschland, hier könnte man vieles mit regionalen Produkten ersetzen.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist gerade so ein durchschnittlicher Mindestlohn für die offizielle Arbeitszeit für die man unterschreibt. Positiv ist, dass Unterkunft inkl. Strom, Wasser und Waschen kostenfrei zur Verfügung stehen. Im Gegenzug sind aber viele Überstunden Alltag und werden auch erwartet, Ausgleich gibt es dafür keinen.
Das Essen wird über einen günstigen Tagestarif verrechnet.
Die Autonutzung wird kilometerweise über das Fahrtenbuch mit dem Gehalt verrechnet, Sprit ist in Eigenleistung zu tragen.
Image
Viele Kunden sind enttäuscht oder verärgert über schlechte Ausrüstung, fehlende Kommunikation und lange Wartezeiten. Schlechte Bewertungen in den Sozialen Medien werden gelöscht, teilweise sogar rechtlich dagegen vorgegangen. Viele der vorhandenen Bewertungen auf Google oder auf Jobbörsen stammen aus dem Freundes- und Angestelltenkreis. Die Anwohner vor Ort sind (außer den direkten Geschäftspartnern) sehr schlecht auf die Firma zu sprechen.
Karriere/Weiterbildung
Kann man mal eine Saison machen. Wenn man mit der Chefetage gut klar kommt ist die Destinationsleitung bestimmt ein toller Job als einzige Aufstiegsmöglichkeit. Weiterbildungen werden nicht angeboten.