Nicht ganz so schlecht wie oft behauptet, aber es gibt dennoch strukturelle Probleme (außerhalb der Softwareentwicklung)
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Hervorragende Kantine (der Begriff "Kantine" ist eigentlich eine Beleidigung für die Qualität hier)
- Interessante Aufgaben
- nettes Team (in meiner Abteilung)
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- keine Wertschätzung der IT gegenüber
- unnötige und übertriebene Sparmaßnahmen
- Arbeitsbedingungen im Büro
- Fehlende Strategie in der IT
- IT Projektleitung will sich auf nichts festlegen und sagt danach immer, man hätte alles falsch verstanden
- veraltete oder qualitativ fragwürdige Software (GroupWise, Stackfield, Infoniqa, Vectron,...)
- es wird seit Jahren an Mitarbeitern festgehalten, die von mehreren ehemaligen Kollegen explizit als Grund für die Kündigung genannt wurden
- als Büromitarbeiter darf man nicht am Eingang einstempeln. Man muss bis zu seinem Arbeitsplatz laufen, den PC hochfahren, Browser öffnen und dann einstempeln. Sowohl die Software als auch die Hardware, um direkt am Eingang mit dem Schlüssel einzustempeln, wäre eigentlich schon vorhanden.
Verbesserungsvorschläge
Die einzelnen Standorte müssen die selbe Software verwenden, um gut zusammenarbeiten zu können. Hierfür ist es notwendig, dass die Entscheidungen zentral in einer übergeordneten IT-Abteilungen getroffen werden und nicht jeder Standort sein eigenes Süppchen kocht. (und nicht in das der anderen hineinspuckt)
Auch einzelnen Cloud-Produkten sollte man sich nicht komplett verschließen, wenn es keine vernünftige On-Premise Alternative gibt.
Außerdem sollte die Geschäftsführung die Mitarbeiter*innen wertschätzen. Das erreicht man nicht damit, dass man jeden Cent dreimal umdreht.
Projektleiter und Ausbilder sollten über das nötige Fachwissen in ihrem Bereich verfügen.
Manchmal kann es besser sein, wenn man Geschäftsprozesse minimal an eine bestehende Software anpasst, anstatt jede Software komplett verbiegen zu wollen.
Arbeitsatmosphäre
Innerhalb meines Teams war die Atmosphäre ok bis gut. Ich habe gehört, dass sich das noch weiter verbessert hat, nachdem ein Störfaktor entfernt wurde.
Das Problem ist der Rest der Firma. Offenheit und Vertrauen? Fehlanzeige. Verschiedene IT-Abteilungen schmieden ständig Pläne gegeneinander hinter dem Rücken der anderen, sodass man sich bei jeder Mail fragt "Was planen die jetzt schon wieder?".
Alle anderen Abteilungen versuchen immer der IT die Schuld zu geben.
Kommunikation
Wer informiert sein möchte, muss aktiv die Meldungen im Intranet verfolgen. Da bekommt man dann aber auch die wichtigsten Infos mit.
Zusätzlich gibt es einmal im Jahr eine Betriebsversammlung in der die Geschäftsführungen der Unternehmen am Standort ausführlich über das vergangene Jahr berichten.
Benötigt man als Entwickler jedoch Infos der Stakeholder/User, kann man jedoch lange warten.
Kollegenzusammenhalt
Die einzelnen Abteilungen halten meistens gut zusammen. Darüber hinaus nicht. Viele Abteilungen versuchen ständig, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben. Etwas mehr Zusammenhalt gibt es, wenn man sich zusammen über die IT beschweren will.
Work-Life-Balance
40h pro Woche und 30 Tage Urlaub. Überstunden werden zumindest in der Softwareentwicklung nicht gefordert. Gleitzeit ist möglich.
Das Deployment von Updates kann bei einigen Anwendungen nicht unter der Woche tagsüber durchgeführt werden. Es wird aber niemand dazu gezwungen, diese Aufgabe zu übernehmen und auch darauf geachtet, dass das nicht zu oft gemacht wird. Für Updates am Wochenende oder Feiertagen gibt es sogar einen großzügigen Bonus.
Außerhalb der Arbeit wird man nur im absoluten Notfall kontaktiert und es wird auch nicht verlangt, dass man sofort reagiert. Das gilt auch, wenn man gerade das Büro verlässt, aber schon ausgestempelt hat.
Vorgesetztenverhalten
Kommt natürlich sehr stark auf die Person an. Teamleitung in der Softwareentwicklung ist top. Man bekommt Anerkennung für seine Leistungen, er hält den Druck von den anderen Abteilungen von den Entwicklern fern und hat die nötige Fachkompetenz für die Position.
Punktabzug in dieser Kategorie nur, weil es innerhalb der IT auch das komplette Gegenteil gibt.
Andere Abteilungen kann ich dazu nicht beurteilen.
Interessante Aufgaben
Einer der Gründe, warum ich es trotz allem so lange hier ausgehalten habe. Es gibt viele verschiedene Aufgaben, mit denen man dafür sorgt, dass die Firma in der aktuellen Größe funktionieren und beeindruckende Projekte umsetzen kann.
Man kann teilweise auch aussuchen, an welcher Software man mitarbeiten möchte.
Gleichberechtigung
Absolut. Jede*r der/die sich in das Team einfügt und vernünftig mit den Kolleg*innen umgeht, wird gleich behandelt.
Umgang mit älteren Kollegen
In der Softwareentwicklung ist das Team relativ jung. Das liegt aber nicht daran, dass man ältere Mitarbeiter*innen nicht einstellen möchte, sondern dass für Erfahrene zu wenig Budget vorhanden ist. Dadurch werden oft Auszubildende eingestellt, die nach der Ausbildung übernommen werden.
Arbeitsbedingungen
Die neue Klimaanlage im 4. Stock kann bei ganz heißen Tagen nicht mithalten. Der Vorschlag der Instandhaltung, stattdessen einen Spaziergang zu machen, hilft bei über 35 Grad Außentemperatur nicht.
Home Office wurde erst nach sehr langer Diskussion (lange nach Beginn der Pandemie) erlaubt. Das wurde in der IT auch beibehalten.
Unnötige Sparmaßnahmen, wie das Abschalten einzelner zentral gelegenen Getränkeautomaten aus Energiespargründen. Wenn man schon Geld für Getränke verlangt, sollte man die wenigstens bequem und nicht mit 5 Minuten Fußweg kaufen können.
Die ständigen Konflikte mit anderen Abteilungen sowohl am eigenen als auch an anderen Standorten erschweren den Arbeitsalltag unnötig.
Die Hardwareausstattung ist (dafür dass alles mit Windows läuft) gut. Jeder Entwickler hat mittlerweile einen Dell-Laptop mit 32 GB RAM und 2 Monitore. Software stark schwankend, da ein Upgrade von veralteter Software, die teilweise unter Windows Server 2000 läuft, von einzelnen Entscheidungsträgern blockiert wird.
Die Kantine ist das Beste, was seit langem in der Firma passiert ist.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umweltbewusstsein ist nur vorhanden, wenn damit Geld gespart werden kann. Auf einer Halle gibt es eine Solaranlage und soweit ich weiß, ist auch ein Ausbau dieser geplant.
Sozialbewusstsein ist vor allem bei einzelnen Vorgesetzten vorhanden. Bei der Geschäftsführung eher weniger.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt ist immer verlässlich zum 10.-12. des nächsten Monats da. Von der Höhe her in der IT mittlerweile okay. Man wird nicht reich, aber sofern man gute Arbeit leistet und ein angemessenen Sozialverhalten hat, bekommt man ein akzeptables Gehalt.
Image
Für Kunden hat die Firma ein top Image.
Den Rest kann man ja hier bei Kununu lesen.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildung ist mittlerweile möglich, sofern sich diese auf die aktuellen Softwareprojekte bezieht.
Dadurch dass die Softwareentwicklung keine sehr große Abteilung ist, gibt es leider nur wenige Aufstiegschancen, außer die Verantwortung für ein Softwareprojekt zu übernehmen oder Ausbilder zu werden.