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Bewertung

Probleme an vielen Stellen

1,3
Nicht empfohlen
Hat zum Zeitpunkt der Bewertung bei DER SPIEGEL GmbH & Co. KG in Hamburg gearbeitet.

Gut am Arbeitgeber finde ich

Es gibt Ressorts mit netten Kollegen, mit denen man gut und konstruktiv arbeiten kann.

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

Es gibt leider auch welche, in denen das nicht so ist, in denen schikaniert wird, in denen man sich abmelden muss, wenn man auf Klo geht und zum Mitarbeitergespräch gebeten wird, wenn man einen Komma nicht genau da setzt, wo die Ressortleitung ihn gerne hätte. Der Führungsapparat ist unsinnig aufgebläht: Mitunter gibt es fast so viele Ressortleiter in einem Ressort wie Redakteure, an denen dann die ganze Arbeit hängen bleibt. Ständig werden neue Funktionen geschaffen, deren Sinn sich niemandem erschließt. Es herrscht keine offene Kommunikationskultur, keine Feedback-Kultur, inhaltliche Impulse aus der Chefredaktion gibt es kaum. Viele fähige Leute sind daher schon gegangen.

Verbesserungsvorschläge

Am besten wahrscheinlich: Chefredaktion auswechseln und durch fähige, interessierte Leute ersetzen. Die Vergifter in der Belegschaft zur Vernunft bringen oder ihnen zumindest mal ein Coaching zukomme zu lassen, damit sich die Stimmung nicht noch weiter verdüstert. Der Arbeit der Leute Anerkenung zukommen lassen (setzt natürlich voraus, dass man sich für sie interessiert). Grundsätzlich: sich als fairer Arbeitgeber verstehen. Das ist ein frommer Wunsch, gerade in der Medienbranche. Was prekäre Beschäftigung, Willkür und mangelnden Respekt vor den Mitarbeitern anbetrifft, unterbietet Spiegel Online allerdings so einiges, was an schleche Bedingungen in der Branche herrscht.

Arbeitsatmosphäre

Die Arbeitsatmophäre ist schwierig. Leider ist selbst der Betriebsrat hier keine große Hilfe.

Kommunikation

findet praktisch nicht statt. Personalentscheidungen werden nach dem Willkürprinzip getroffen, begründet wird nichts, grundsätzliche strategische Diskussionen finden unter Ausschluss der Belegschaft statt, der Sprachgebrauch der Chefredaktion erinnert in seiner Floskelhaftigkeit eher an Unternehmesberater als an Journalisten (alle rolle die Augen darüber, aber etwas zu sagen, traut sich kaum einer).

Kollegenzusammenhalt

Auch hier gilt: Mit seinem Ressort kann man Glück haben oder Pech (ich hatte leider Pech). Vorgesetze schickanierten bis zur Therapiereife, erwiesen sich als tyrannische Kontrollfreaks, die ausfallend wurden, wenn man in seinem Artikel "langsam" und nicht wie von ihnen verlangt "allmählich", man musste sich schon fast abmelden, wenn man nur auf Klo ging. Praktikanten wurden kaum integriert und irgendwo an den Rand gesetzt, wo sie sich nur wundern konnten, was für Zustände in dieser Redaktion herrschten, all das offenbar wohlwollend unterstützt von einer in vielerlei Hinsicht überforderten Chefredaktion. Wer zu viel Ehrgeiz zeigte, wurde mit von verbissen am eigenen Fortkommen arbeitenden Ressortleiterinnen mit unsinnigen Aufgaben ausgegrezt.

Work-Life-Balance

Immerhin werden Überstunden ausgeglichen.

Vorgesetztenverhalten

Die Hierarchien sind alles andere als flach, die Kommunikation von oben nach unten verläuft eher stockend, Entscheidungen werden nicht gerade transparent getroffen. Mit seinem Ressort kann man Glück haben oder Pech; es gibt viele gute und kollegiale Ressortleiter, aber leider auch echte Tyranen. Ein durchgängiges Problem ist hingegen die Chefredaktion. Bei machen Mitgliedern der Chefredaktion fragt man sich, wie sie sich dahin verirren konnten. Man sitzt hier mitunter Robotern gegenüber, die eher wie Unternehmensberater klingen als wie Journalisten. Ein echtes Interesse für die Belange der Redaktion oder für Probleme in den Ressorts, in denen die Mitarbeiterführung eben nicht besonders optimal läuft, vermisst man. Das Desinteresse ist schon bemerkenswert.

Arbeitsbedingungen

Extrem schikanös, zumindest in manchen Ressorts. Der Betriebsrat ist leider keine große Hilfe, weil er sich vor allem für die Gleichstellung etablierter Redakteure mit den Printkollegen verkämpft, die eigentlichen Probleme einer nach Kastenprinzipien organisierten Redaktion nicht wahrnimmt.

Gehalt/Sozialleistungen

Die Bezahlung ist schon ok, extrem problematisch ist aber das vollkommen instrasparente Gehaltsgefüge. Der Verlag verweigert beharrlichen einen Tarifvertrag, wohl um munter nach Gutdünken, Nase und Cheflaune vergüten zu könen. Eine Kollegin von mir, die die gleiche Arbeit gemacht hat, bekam einfach mal 300 Euro weniger. Umso üppiger fallen dem Flurfunk zufolge dafür die Gehälter der "Führungskräfte" aus. Kein Wunder, dass das Geld dann fehlt, um die Ressorts auszustatten, freie Autoren ordentlich und den eigenen hehren Ansprüchen entsprechend zu bezahlen oder gute Leute an sich zu binden

Karriere/Weiterbildung

Über die Entwicklungsmöglichkeiten in der Redaktion spricht niemand mit einem. Warum auch? Im Zweifel kauft man sich die Leute einfach von außen ein statt zu schauen, welche Potenziale es in der vorhandenen Belegschaft gibt. Das Geld hat man ja, und die persönlichen und zwischenmenschlichen Verwerfungen können im hübschen Chefredakteurs- oder Personalleiterbüro ja auch egal sein.


Gleichberechtigung

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