Sine ira et studio
Gut am Arbeitgeber finde ich
Vielfalt der Projekte, Vielfalt an Kunden und Partnern, eine wissens- und charakterbildende Tätigkeit, nicht zuletzt der "Spitzmüller-Spirit".
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Im Laufe der Jahre war zu beobachten, dass Berater zunehmend in fachliche Spezialisierungen gedrängt wurden. Das war schön und gut, obgleich ich für mein neues "Fachgebiet" keine formale Qualifikation besaß - methodische Arbeitsweise kompensiert das. Das Problem aus meiner Perspektive war, dass innerhalb des Teams die Chancen, an lukrative und erfolgversprechende Projekte zu gelangen, zunehmend ungleicher verteilt waren - was im Prinzip auch in Ordnung, jedoch mit dem stark personalisierten erfolgsbasierten Prämienmodell schwer zu vereinbaren ist. Die "themenoffene" Tätigkeit früherer Jahre war dem Gefühl der Gleichberechtigung wesentlich dienlicher.
Verbesserungsvorschläge
Ein guter Teamgeist und der stets präsente Wille, für den Kunden einen wirklichen Erfolg und Nutzen zu erringen, sind ein gutes Fundament, und ich bin sicher, dass das neue Führungsteam das Gebäude auf diesem Fundament erfolgreich weiterbaut. Vielleicht kommt eines Tages auch der Punkt, an dem die personalisierten Erfolgsbewertungssysteme als redundant in den Ruhestand geschickt werden; die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen ist in den meisten Fällen hoch genug, dass das Vertrauen in den höchstmöglichen Einsatz jedes Einzelnen auch ohne die Erfolgskontrollwährung "Punkt" gerechtfertigt wäre.
Arbeitsatmosphäre
Zwischen den Philippiken ehemaliger Mitarbeiter, die offensichtlich offene Rechnungen zu begleichen haben, und den vorbehaltslosen Lobpreisungen zu einer objektiven Bewertung zu gelangen, ist für einen Leser nicht leicht. Ich schreibe aus der Perspektive eines ehemaligen Mitarbeiters, der jedoch nicht im Zorn gegangen ist - zwar letztlich unzufrieden mit manchen Entwicklungen, aber dankbar für zahlreiche fördernde und fordernde Jahre. Die Arbeitsatmosphäre gehört aber zweifellos zu den ganz besonders hervorzuhebenden Punkten; es ist ein geradezu familiärer Geist, der den einzigartigen "Spitzmüller-Spirit" ausmacht. Wie in jeder Familie wird auch mal gelästert, oder die Wut kocht hoch - und doch findet man als Team wieder zusammen. Punkteabzug nur, weil es doch eine sehr fordernde und stressreiche Tätigkeit ist, dies ist aber eher der Branche und dem Geschäftsmodell als dem Team geschuldet.
Kommunikation
Unternehmensinterne Kommunikation war in früheren Jahren stark der individuellen Erfolgskontrolle gewidmet. Das neue Führungsteam war vor meinem Weggang um deutlichere Transparenz unternehmensweiter Erfolgskontrollindikatoren bemüht. Dass, wie andernorts behauptet, Mitarbeiter in Rundmails oder Teamsitzungen namentlich genannt wurden, kam extrem selten vor und war eher als Ausrutscher bei der Diskussion von Fallbeispielen denn als Versuch einer persönlichen Kränkung oder Bloßstellung zu betrachten. Jedem war klar: Solche Fehler hätten jedem unterlaufen können, der Name des Kollegen im Screenshot war austauschbar.
Kollegenzusammenhalt
Geschäftsmodell und individuelle Leistungskontrolle fördern natürlich eine gewisse "Einzelkämpfermentalität", aber nichtsdestotrotz zeigten sich Kollegen fast immer bereit, in Engpässen einzuspringen und sich gegenseitig zu unterstützen. Dass das zumindest unter den Beratern durch Partizipation an den Projekterfolgen und -prämien vergolten wurde, war in der Regel auch selbstverständlich. Hier herrschte große Solidarität; untereinander wurden oft auch Kollegen in die Projektbearbeitung eingebunden, wenn es dem einen oder anderen noch an Punkten zur Erreichung des Jahressolls gebrach.
Work-Life-Balance
Ein schwacher Punkt - aber eher der Branche und dem Geschäftsmodell geschuldet. Gerade im Zuschussbereich ist die Ertragsmarge nicht üppig, hoher Einsatz jedes Einzelnen also gefordert, denn von nichts kommt nichts. Flexibel waren leider nur die Überstunden, Home-Office war Segen und Fluch. Nachteile dadurch, dass ich das Gebäude stets zum offiziellen Feierabend verließ, habe ich aber persönlich nie verspürt, und wenn man mal aus persönlichen Gründen in der Arbeitszeit zu einem Termin musste, reichte fast immer eine unbürokratische kurze Rücksprache zwischen Tür und Angel mit dem Vorgesetzten. Auch Urlaub war, wenngleich nicht üppig bemessen, flexibel und mit kurzer Vorlaufzeit immer möglich.
Vorgesetztenverhalten
Als ich das Unternehmen verließ, befand sich das neue Führungsteam sicher noch in einer Selbstfindungsphase. Der Aussage, es seien allesamt "herzensgute Menschen", kann ich nur beipflichten. Wie es bei Menschen so ist, kann es auch bisweilen... menscheln - aber auch im positiven Sinne. Auch wenn ich nicht weiß, wie die Dinge sich im letzten Jahr entwickelt haben, handelt es sich um ein menschlich offenes und zugängliches Team, das im Unternehmen selbst herangewachsen ist und das trotz aller Weisungsbefugnis damals immer noch den Esprit der Kollegialität pflegte.
Interessante Aufgaben
Lässt sich aus Beratersicht kaum verbessern.
Gehalt/Sozialleistungen
Das typische Beraterprofil ist das eines "Hans-Dampf-in-allen-Gassen". Natürlich sollte man nicht das Spitzengehalt eines hochspezialisierten Entwicklungsingenieurs in der Automobilindustrie erwarten, aber unter Berücksichtigung der Erfolgsprämien (die übrigens auch im ersten Jahr durchaus erreichbar sind!) ist es ein bequemes Auskommen.
Image
Bei Partnern und Kunden stand die Firma in hoher Achtung, und der Name Spitzmüller ist auch über diese Kreise hinaus weit bekannt. Natürlich gab es Fälle, in denen man sich durch ein schlecht gelaufenes Projekt diese Achtung verspielte - aber das blieben Einzelfälle, bei über 3.000 Kunden ist kaum auszuschließen, dass es auch einmal zu Meinungsverschiedenheiten kommt.