Willkürliche, inkompetente Führung, dadurch innerhalb eines Dreivierteljahres Verlust von 90% der Kolleginnen
Arbeitsatmosphäre
Die Einarbeitung beschränkt sich auf das Formale, z.B. Vorstellen der
Excel-Stundenliste, des Wochenplans, etc. Eine fachliche Einführung zur Vorgehensweise als Familienhilfe, in das Hilfesystem oder die spezifischen Problematiken der Familien des auf Sucht spezialisierten Trägers findet nicht statt. Materialien zur selbständigen Einarbeitung gibt es kaum, Interventionen wurden von ehemaligen Kolleginnen in einem Ordner gesammelt, mehr als das ist nicht vorhanden. Für unsere Klient*innen, die Kinder, gibt es genau drei Bilderbücher. Das führt dazu, dass man sich am Anfang ziemlich verloren vorkommt und vor den Familien/dem Jugendamt manchmal inkompetent wirkt. Die Atmosphäre ist allgemein von Misstrauen geprägt. Die Leitung hat Zugriff auf alle Handy-PINs und Passwörter zum E-Mail-Postfach aller Kolleginnen. E-Mails ans Jugendamt müssen an die Leitung gesendet werden. Die Leitung kommentiert diese und sendet sie an die Kollegin zurück, die diese überarbeitet und nochmals an die Leitung sendet. Wenn ein Anhang vergessen wird, schickt die Leitung die Mail zurück, auch wenn es ein leichtes wäre, den Anhang selbst anzuhängen. Stattdessen muss die Kollegin extra zurück ins Büro fahren
Kommunikation
Es gibt allgemein wenig Entgegenkommen von Seiten der Leitung, die Kommunikation funktioniert überhaupt nicht. Die fachliche Einschätzung der Kollegin wird selten gehört, Interventionen werden von der Leitung vorgegeben und wer diese nicht exakt so durchführt wie vorgegeben, muss mit (laut)starker Kritik rechnen. Die räumliche Lage wird bei der Zuteilung der Familien an die Kolleginnen nicht berücksichtigt. Selbst als eine Familie nur 5 Minuten von einer anderen entfernt war, weigerte sich die Leitung die Bitte der Kollegin zu erfüllen, ihr diese Familie zuzuteilen. Stattdessen erhielt eine neue Kollegin diese Familie. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie wenig Bereitschaft besteht, auf die Kolleginnen zuzugehen. Die Leitung weigerte sich mehrmals einer gemeinsamen Supervision beizuwohnen, obwohl alle Kolleginnen sich dies sehr wünschten um die Kommunikationsschwierigkeiten zu besprechen. Vielmehr erklärte die Leitung, dass sich die Konflikte der suchtbelasteten Familien in unserem Team spiegeln würden. Es besteht bei der Leitung keine Einsicht, keine Bereitschaft sich zu hinterfragen und noch weniger etwas im Umgang mit den Kolleginnen zu verändern.
Kollegenzusammenhalt
Die Kolleginnen halten trotz der hohen Fluktuation, die dazu geführt hat, dass innerhalb eines Dreivierteljahres mit Ausnahme von einer Kollegin das gesamte Team von etwa 10 Personen ausgetauscht wurde, zusammen. Neue Kolleginnen werden rasch ins Vertrauen gezogen, bzw. die meisten machen sich schnell ein Bild von der Situation und ziehen selbst ihre Schlüsse. Viele Kolleginnen versuchen möglichst wenig ins Büro zu kommen um sich den Tag nicht zu verderben und sind im Büro sehr schweigsam. Einzige Gelegenheit um zu erfahren, wie es den einzelnen wirklich geht, sind Kaffeepausen außerhalb des Büros und die Supervision. Ich habe hier viele Beispiele genannt um neuen Kolleginnen einen Eindruck zu geben. Wenn du gerade bei Theranon angefangen hast, lass dir nicht einreden, dass du inkompetent bist und ärgere dich nicht über die Bemerkungen der Leitung im Team-Meeting. Der Träger überlebt nur, weil ständig neue Leute eingestellt werden, die nicht wissen, was sie erwartet. Nach kurzer Zeit verlassen die meisten Theranon enttäuscht und suchen sich einen Träger, wo einfach eine bessere Stimmung ist und mehr Entgegenkommen von Seiten der Leitung besteht.
Work-Life-Balance
Das Arbeitsvolumen ist schaffbar, auch wenn sich manchmal Berichte an das Jugendamt zu einem bestimmten Zeitpunkt häufen. Diese Berichte sind sehr ausführlich zu halten (etwa DIN A4 8 Seiten), werden von der Leitung mehrmals korrigiert und sind dadurch eine langwierige Angelegenheit. Belastender als das Arbeitsvolumen und belastender als die manchmal schwierige Arbeit mit den Familien ist die Kommunikation mit der Leitung. Die fachliche Einschätzung der Fachkraft wird kaum gehört, stattdessen werden Interventionen von der Leitung angeordnet, die häufig mehr Schaden anrichten als sie nutzen. Es wird von der Fachkraft erwartet, Druck auszuüben, auch wenn beispielsweise bei bereits sehr lange betreuten Familien sich schon in der Vergangenheit gezeigt hat, dass der Druck nicht dazu geführt hat, das die Familie das Teilziel erreicht hätte. Hinzu kommt eine ständige, zermürbende Kritik und Mikro-Management durch die Leitung.
Vorgesetztenverhalten
Hier weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Wer als Psychologin die Therapieausbildung macht und die Praktische Tätigkeit beginnen möchte oder überlegt ein Studium zu beginnen, riskiert die sofortige Kündigung. Eine Kollegin wurde zwei Mal gekündigt und danach wieder eingestellt. Einmal, weil in der gleichen Woche ein Kollege kündigte. Bei ihrer zweiten Kündigung kündigten in derselben Woche drei Kolleginnen gleichzeitig. Eine Kollegin, die sich auf einen Masterplatz bewarb, dies erwähnte und den Masterplatz am Ende nicht bekam, wurde sofort gekündigt. Der unbefristete Vertrag ermöglicht es Kleinstbetrieben ohne Angabe von Gründen mit einer Dreimonatsfrist zu kündigen. Meist sorgt jedes Teammeeting für Bedrückung insbesondere bei den Kolleginnen, die eine Familie vorstellen mussten. Es geht hier meist nicht einmal um die fachliche Kritik, sondern eher um den Umgangston durch die Leitung. Der Ton selbst ist schwer zu beschreiben. Die Leitung weigerte sich durch die gesamte Pandemie im Teammeeting Maske zu tragen, selbst als am Ende alle Kolleginnen im Teammeeting eine FFP2-Maske trugen. Es wurde alle 15 Minuten gelüftet.
Interessante Aufgaben
Man hat die Gelegenheit die Familien sehr genau kennenzulernen und man
erhält einen Eindruck davon, wie sich Problematiken entwickeln bzw. in den verschiedenen Generationen fortsetzen. Die Hilfe kann tatsächlich zu einer Verbesserung führen, manchmal ist es ein langer Weg bis dahin. Bei vielen Familien ist die Hilfe einfach nur ein Aufrechterhalten des fragilen Status-Quo. Man erarbeitet sich definitiv Fachwissen im Bereich Sucht und bekommt da einen interessanten Einblick.
Gleichberechtigung
Das Team besteht nur aus Frauen.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt keine älteren Kolleginnen.
Arbeitsbedingungen
Es gibt eine kleine Küche mit Tee und Kaffee sowie Obst und Gemüse zum Snacken.
Es gibt 5 Rechner und 1 Laptop, nicht auf jedem Rechner ist jedes Programm vorhanden, manche Rechner können drucken, andere können scannen. Es gibt keine Software, der Träger arbeitet mit verschiedenen Excel-Listen, Word-Dokumenten und Papierakten. Verbleibende Zahl der vom Jugendamt zugeteilten Fachleistungsstunden muss von Hand ausgerechnet werden. Einmal pro Woche muss die Papierakte im Büro aktualisiert werden. Die Namen derer, die ihre Akte nicht aktualisiert haben, werden im Team Meeting laut vorgelesen.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Einführung einer betrieblichen Altersvorsorge ist als Maßnahme zur Mitarbeiterbindung auf Grund der hohen Fluktuation geplant, ebenso die Einführung eines bezahlten Tickets für die öffentlichen Verkehrsmittel.
Image
Unbekannter, sehr kleiner Träger
Karriere/Weiterbildung
Eine Karriere ist nicht vorgesehen und nicht möglich (es gibt nur Fachkräfte und Leitung).