Unternehmen mit Potenzial, aber schlechte Führungsstruktur und Kommunikation!
Arbeitsatmosphäre
Lokal ist die Arbeitsatmosphäre wirklich super. Nette Kollegen und Hilfsbereitschaft werden hier Großteils gelebt. Die Stimmung innerhalb der deutschen Firma ist wirklich gut, abgesehen vom Finanzbereich. Hier herrscht eine unheimlich hohe Fluktuationsrate, weil die Mitarbeiter bewusst überlastet werden. Die Arbeitslast ist für die vorhandene Mitarbeiterzahl nicht zu bewältigen, deshalb laufen viele Prozesse leider sehr schlecht. Die schlechte Stimmung wird durch den hohen Druck, der durch den Konzern auferlegt, dann nochmals verstärkt. Es ist einfach ein schnell wachsendes und dynamischen Unternehmen, bei dem man viel lernen kann, vor allem wie man manche Dinge nicht machen sollte.
Kommunikation
Kommunikation innerhalb der Kollegen ist super, allerdings ist die Kommunikation von oben nach unten sehr spärlich bzw. teilweise gar nicht vorhanden. Es werden bewusst Informationen zurückgehalten oder erst kommuniziert, wenn es zwingend erforderlich ist. Wichtige Informationen werden meist auch nur in zwei Sätzen via Mail mitgeteilt, Telefonate oder Gespräche kommen da selten vor. Es gibt zwar regelmäßige Update Calls, aber da werden großteils nur nebensächliche Informationen Preis gegeben. Zudem ist die lokale Kommunikation deutlich besser als von der Konzerngesellschaft in Malta.
Kollegenzusammenhalt
Im Team selbst versucht man mit allen Mitteln, den Betrieb am Laufen zu halten. Man hilft sich gegenseitig und macht teilweise Unmögliches möglich. Durch den Druck und die hohe Arbeitslast ist das Team lokal zusammengewachsen.
Work-Life-Balance
Einerseits besteht die Möglichkeit, Home Office zu machen. Gern gesehen ist es trotzdem nicht. Überstunden gehören zur Tagesordnung. Es wird einem das Gefühl vermittelt, dass dies auch erwartet wird. Mal später kommen oder früher gehen, ist zwar in Ordnung, aber man geht dennoch mit einem komischen Gefühl, selbst wenn man die Mehrstunden bereits mehrfach erbracht hat. Selbst Telefonate oder Termine werden ohne Hemmung am späten Nachmittag/Abend noch eingestellt und eine Teilnahme vorausgesetzt, egal, wann der Arbeitstag begonnen hat. Der Druck wird vom Unternehmen selbst sehr hoch angesetzt, was meines Erachtens vollkommen bewusst geschaffen und durchgesetzt wird. Deadlines werden jedes Mal so optimistisch/unrealistisch angesetzt, dass man immer das Gefühl hat, seine Ziele nicht zu erreichen. Diese Unzufriedenheit schließt fast jeden Arbeitstag ab.
Vorgesetztenverhalten
Auch bei den Vorgesetzten herrscht eine sehr hohe Fluktuationsrate. Am Anfang noch sehr motiviert, die bestehenden Probleme anzugehen, wird die Motivation im Zeitablauf schnell durch den Druck und die hohen Anforderungen zunichte gemacht. Druck wird nicht abgefangen oder gesteuert, sondern gezielt an die Mitarbeiter weitergegeben. Man lässt das eigene Team gerne ins offene Messer laufen oder sind gute Führungskräfte gefunden, suchen diese nach kurzer Zeit das Weite oder werden verkrault. Bedenken seitens der Teammitglieder fallen bei der Entscheidung vollkommen unter den Tisch.
Interessante Aufgaben
Das dynamische und schnell wachsende Umfeld erhöht auch die Anforderungen an die internen Prozesse. Man hat wirklich ein breit gefächertes Gebiet an Aufgaben und Anfragen, was die Lernkurve schnell nach oben treibt. Das liegt vor allem daran, dass einfach zu viele Aufgaben für das vorhandene Personal existieren. Nichts desto trotz wird der Spaß an den Aufgaben durch den ständigen Druck und die zu engen Deadlines mehr als getrübt.
Gleichberechtigung
Unterschiede werden hier prinzipiell nicht gemacht. Ob Mann oder Frau, man wird im ersten Moment willkommen geheißen. Was aber auffällt und in den meisten Unternehmen nicht anders sein dürfte, dass die Führungspositionen zum Großteil von Männern besetzt sind. Ein weiterer Grund kann hier definitiv auch die Branche sein. Aber auch hier geht das Unternehmen auf jeden Fall in die richtige Richtung.
Umgang mit älteren Kollegen
Wirklich viele ältere Kollegen gibt es in unserem Bereich jetzt nicht. Liegt wahrscheinlich auch hier an der Branche. Aber selbst hier sind mir keine negativen Sachverhalte bekannt.
Arbeitsbedingungen
Auch hier ist es eine zweiseitige Medaille. Zum einen bietet das Unternehmen ein neues Bürogebäude mit viel Licht, Innenhöfen, Kaffeemaschinen und kostenlosen Getränken und Obst, teilweise höhenverstellbare Schreibtische und gute EDV-Ausstattung, aber zum anderen kommen auch die Überstunden und der hohe Druck, die unheimlich viel negative Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen haben. Leider können die tollen Punkte, die schlechten nicht kompensieren. Von daher sehe ich in diesem Unternehmen wirklich viel Potenzial, da den Mitarbeitern sehr viel geboten wird, aber an der Arbeitslast und dem Druck sowie der Kommunikation muss dringend gearbeitet werden.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Unternehmen bietet hier wirklich die Möglichkeit, sich selbst auch umweltbewusst zu verhalten. Es wird die Möglichkeit geboten, ein Firmenfahrrad zu leasen. Kommunikation über Mülltrennung, Fenster schließen, Klimaanlagensteuerung und Licht ausschalten werden regelmäßig als Reminder an die Mitarbeiter gesendet. Natürlich könnte man hier auch bestimmt noch umweltbewusster agieren, aber der richtige Ansatz und Willen sind auf jeden Fall vorhanden.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Unternehmen bietet unheimlich viele Benefits, über Sommer-/Winterparty, die wirklich immer toll organisiert sind und wirklich ein Highlight darstellen. Hier ein Danke an unserer Office Management. Firmenfahrräder, kostenlose Getränke/Kaffee und Obst, Weihnachtsgeschenke usw.. Hier ist das Unternehmen wirklich vorne mit dabei. Gehaltszahlungen sind in meinen Augen zumindest fair, da der Mitarbeiter einen Leistungsbonus bei erfüllten Zielvereinbarungen erhält und am Unternehmenserfolg beteiligt wird. Hier kann ich allerdings nur für mich sprechen.
Image
Die Firma Tipico genießt im Bereich Sportwettenvermittler einen guten Ruf. Nichts desto trotz wird die Branche in vielen Bereichen immer noch skeptisch betrachtet. In Summe hat das Unternehmen allerdings in der Vergangenheit an Image einbüßen müssen, vor allem im Bereich Finance mit der Mitarbeiterzufriedenheit.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt zwar ein Budget für jeden Mitarbeiter für Förderungen oder Weiterbildungen, allerdings ist man hier komplett selbst der Entscheidungsträger. Eine proaktive Unterstützung des Arbeitgebers existiert definitiv nicht. Man muss diesen Prozess selbst vorantreiben. Manchmal gestaltet sich die Umsetzung auch schwerer als erwartet.