Gut zur Überbrückung, kein Unternehmen für lange
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Stempeluhr und die flexiblen Arbeitszeiten fand ich super. Arbeitsbeginn und -ende sowie die Kernzeit sind je nach Abteilung unterschiedlich, insgesamt finde ich sie aber bei jedem in Ordnung. Arzttermine oder anderweitige Termine waren problemlos möglich. Auch die Urlaubsplanung war sehr stressfrei, selbst spontane Urlaubstage waren möglich.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Insgesamt sind mehrere Sachen zusammengekommen, die mich gestört haben. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen war geprägt von Genervtsein, Lästerei und Nicht-Verantwortlichkeit. Bei meinen Aufgaben hatte ich wenig Freiheiten. Dazu kamen Dienste wie Telefondienst und Spätdienst, die mich von meiner eigentlichen Arbeit abhielten bzw. mich fühlen ließen, als säße ich nur Zeit ab.
Für mich persönlich fühlte es sich ab einem gewissen Zeitpunkt wie die reinste Zeitverschwendung an. Ich kam weder persönlich oder fachlich noch beruflich weiter. Für die Zeit, die ich dort war, war es okay, aber längerfristig wäre es mir dort zu trist gewesen. Wer einen Job für lange sucht, sollte sich vorher überlegen, ob dieses Unternehmen das richtige ist.
Verbesserungsvorschläge
Dem Unternehmen mangelt es an Strukturen. Interne Abläufe könnten mit besseren Strukturen und Workflows viel effizienter, schneller und zuverlässiger ablaufen. Leider kommt es in vielen Bereichen zu Verzögerungen, Missverständnissen und Kommunikationsschwierigkeiten. Viele Kollegen fühlen sich für vieles nicht verantwortlich, lieber werden Aufgaben von einer Person zur nächsten und dann zur nächsten Abteilung abgeschoben. Beim Versuch, dies anzusprechen, fühlten sich einige Kollegen persönlich angegriffen, statt die Lage objektiv zu betrachten. Für Veränderungen ist das Unternehmen wenig bereit, die Devise lautet "das haben wir schon immer so gemacht" und "das hat bisher gut funktioniert".
Zur Ergänzung: Digitalisierung - vieles wird auf Papier erledigt, Emails werden ausgedruckt, damit sie unterschrieben werden können. Das ist Papier- und Zeitverschwendung. Digital könnte vieles gleichermaßen erledigt werden, viele sind für so etwas aber nicht offen.
Für die Telefonzentrale schlage ich feste Angestellte vor, die die Anrufe auf die Abteilungen verteilen. Das würde alle Kollegen entlasten und eine gewisse Giftigkeit im Zusammenarbeiten verhindern oder zumindest minimieren.
Kommunikation
Kommt auf die Abteilung, das Büro und die Kollegen an. Mit Sicherheit gibt es Kollegen und Büros, die miteinander Spaß haben. Bei uns ging es ruhig und abweisend zu und Kollegen fühlten sich durch Absprachen gestört. Die Häufigkeit interner Absprachen ging gegen Null.
Kollegenzusammenhalt
Ehrliche und offene Kommunikation habe ich nicht erlebt. Vielmehr wurde gelästert was das Zeug hält, es ging Abteilung gegen Abteilung. Kleine Fehler oder Missgeschicke wurden in einer Email per Verteiler an alle gesendet. Eine verstopfte Toilette wurde fotografiert, ausgedruckt und mit einem "Bitte achten Sie auf Ihren Papierverbrauch"-Text an die Kabine gehängt.
Work-Life-Balance
Manche Kollegen haben noch die alten Arbeitszeiten von vor der Einführung der Stempeluhr im Kopf und arbeiten exakt danach. Diejenigen, die die Gleitzeit ausnutzen, werden manchmal schief angeschaut, zum Beispiel "xy kommt immer so spät" oder "xy geht immer so früh". Grundsätzlich sind die Arbeitszeiten aber super flexibel, auch Arzttermine o.ä. sind kein Problem. Es gibt pro Abteilung eine Kernarbeitszeit, die einzuhalten ist, aber Anfang und Ende der Arbeitszeit sowie Ausnahmen sind auf Zuruf machbar und sehr problemlos. Auch die Urlaubsplanung ist flexibel und spontan möglich.
Vorgesetztenverhalten
Es soll ein neues Firmengebäude gebaut werden, bei dem darauf geachtet wurde, dass es für alle Mitarbeiter gut zu erreichen ist. Es wurde darauf geachtet, dass es nicht weiter weg ist als dort, wo ursprünglich gebaut werden sollte (und was alle Mitarbeiter abgesegnet hatten).
Interessante Aufgaben
Viele Aufgaben waren monoton und stupide, ohne dass dafür Fachwissen nötig gewesen wäre. Ausgelastet war ich selten zu 100 Prozent (ich konnte mich schon beschäftigen, an herausfordernden Aufgaben mangelte es aber). Die Arbeit war selten stressig, was anfangs ganz entspannt schien, aber schnell langweilte. Leider konnte ich mich nur wenig einbringen, da viele Ideen im Keim erstickt wurden oder als nicht relevant gesehen wurden. Bei meinen Aufgaben hatte ich wenig Spielraum. Auf meine Kenntnisse und die meiner Kollegen wurde selten gehört oder vertraut, meine Fähigkeiten wurden teils sogar abgewertet.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch andere Kollegen nicht immer/voll ausgelastet waren. Ob sie es gesagt haben, ist was anderes. Diejenigen, die es angesprochen haben, wurden ignoriert und vertröstet. Auf mich wirkte das, als würde man einen Praktikanten nicht zu beschäftigen wissen. Dabei geht es hier um vollwertige Vollzeitkräfte - für mich eine Verschwendung von Ressourcen.
Arbeitsbedingungen
Leider wurde immer wieder die Deckenlampe (meist kommentarlos) ausgemacht, um Strom zu sparen. Dadurch war es oft recht dunkel im Büro, nicht gerade produktivitätsfördernd.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Sortiment ist teilweise nachhaltig und umweltbewusst, der Gedanke scheint da zu sein. Im Unternehmen selbst wird viel mit Papier statt digital erledigt, es ist also viel Luft nach oben.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt kam immer pünktlich zum Monatsende. Gehalt unterdurchschnittlich bis durchschnittlich, Gehaltserhöhungen nur schwer oder gar nicht möglich. Habe mitbekommen, dass viele nach einigen Jahren statt einer Gehaltserhöhung etwas anderes bekommen haben. Es entstand der Eindruck, dass gespart wird, wo es geht. Leider wird dabei an den Mitarbeitern gespart, die das Unternehmen voranbringen wollen.
Karriere/Weiterbildung
Messenbesuche sind gern gesehen. Weiterbildungsangebote in Form externer Seminare o.ä. sind vereinzelt möglich. Weiterbildungsseminare in Form von Webinaren und Online-Seminaren waren je nachdem ebenfalls möglich. Die Weiterbildung wird etwas gefördert, da die Aufgabengebiete aber nur wenig Fachwissen erfordern, sind die Weiterbildungen nicht super wichtig. Einen Weiterbildungsplan im Unternehmen gibt es nicht, d.h. umfassendere Aufgaben, mehr Verantwortung und beruflicher Aufstieg (das Erreichen eines Titels oder die Stelle als Führungskraft) bleiben einem verwehrt. Selbst die sogenannten Abteilungsleiter haben keine Berechtigungen und fungieren mehr als Sprachrohr zwischen Abteilung und Geschäftsleitung denn als Leitung der Abteilung. Ob das erstrebenswert ist, bleibt jedem selbst überlassen. Da ich mich persönlich und fachlich weiterentwickeln und nicht auf der Stelle stehen wollte, war das Bleiben keine Option.