Chaotisch und stets bemüht
Gut am Arbeitgeber finde ich
Remote-Arbeit, kleine Päckchen mit Überraschungen zu Nikolaus und Weihnachten, Hoodies und T-Shirts mit Firmenlogo, nach Bitte einmalige Auszahlung von Überstunden. Rückblickend kann ich die drei Jahre mit viel Humor und einer Portion Ironie abschließen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
1.Wenn mehrere Unternehmen gleichzeitig geführt werden, kann das schon mal verwirrend sein und dann weiß man vermutlich auch selbst nicht mehr, wo man nun der Hauptansprechpartner ist. Glücklicherweise hat sich dann einer ganz plötzlich auf Weltreise verabschiedet, was dann meinem Empfinden nach für mehr Klarheit gesorgt hat.
2.Kompliziertes Task-Management-Tool, das meine Intelligenz völlig überfordert hat und bei dem ich stets eine massive innere Abwehr verspürte. Das war tragisch, denn das Tool schien quasi einer der Hauptgeschäftsgegenstände des Unternehmens zu sein – inkl. selbst ernannter „Überwacherin“, die das Tool wirklich lebte und Kollegen ständig auf den korrekten Umgang hinweist.
3.Das Erstellen von zig Leitfäden, Wikis, Strategien für den Umgang mit (noch gar nicht vorhandenen) Kunden empfand ich als äußerst produktiv und trägt sicherlich zur Wirtschaftlichkeit des Unternehmens bei. Wer braucht da schon einen Sales-Manager.
4.Kommunikation heißt hier "sich in Schweigen hüllen".
Verbesserungsvorschläge
Da gibt es nichts zu verbessern. Die werden das schon rocken!
Arbeitsatmosphäre
Der Umgang im Team war immer von Freundlichkeit, Respekt und Hilfsbereitschaft geprägt. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, bis sich die „Überwacherin“ selbst in eine Führungsposition gehoben hat und eindrucksvoll bewies, wie Führung und kollegiales Verhalten (nicht) gehen.
Kommunikation
Kommunikation wird meiner Meinung nach überbewertet und ist im Grunde nicht notwendig – vor allem nicht nach der Kündigung. Die Führungsebene handelt hier äußerst respektvoll, wenn sie sich vier Wochen lang auf Bitten (und am Ende sogar Flehen) doch die noch ausstehenden Themen abschließend zu klären, in Schweigen und Ignorieren übt. Tückisch ist das interne Chat-Tool. Denn wenn bei jemandem angezeigt wird, dass er online ist, heißt das nicht, dass diese Person auch da ist – so lautete zumindest zum Schluss die Begründung. Logisch.
Kollegenzusammenhalt
Klammern wir die „Überwacherin“ aus, ist der Kollegenzusammenhalt sehr gut.
Work-Life-Balance
Extrem stressige Zeiten und extreme Leerlaufzeiten – kein ausgeglichenes Arbeiten.
Vorgesetztenverhalten
1.Die Führungsebene überzeugt meiner Ansicht nach mit hervorragenden Führungsqualitäten. Wenn eine Kollegin alle anderen Kollegen gegen einen Kollegen (oder war es ein Hauptansprechpartner?) aufhetzt und in einem gemeinsamen Call an den Pranger stellt, lässt sich die Führungsebene nicht beirren und ist physisch ebenfalls anwesend.
2.Ernsthafte Konflikte zwischen Kollegen werden wahrgenommen. Man hat immer ein offenes Ohr und erhält sogar Zustimmung. Dann hört es aber auch auf mit den Bemühungen.
3. Die Führungsebene ist bemüht, übliche Geschäftspraktiken zu vermeiden. Ohne Vorankündigung und ohne Gespräch fand sich das Kündigungsschreiben im Briefkasten. Bravo! Das motiviert die anderen Mitarbeiter, jeden Tag mit einem komischen Gefühl in den Briefkasten zu sehen.
4.Es scheint eine unüberwindbare schwierige Aufgabe zu sein, das fertige Arbeitszeugnis auszudrucken, zu unterschreiben und mit der Post zu versenden. Vielleicht kann hier ein Rechtsanwalt Motivationsarbeit leisten.
Interessante Aufgaben
Wenn man für den Aufbau eines speziellen Projektes eingestellt wird, das gemeinsam mit einem anderen Unternehmen umgesetzt werden sollte, und kurze Zeit später mitgeteilt wird, dass das andere Unternehmen raus ist und man das Projekt dann alleine umsetzen will, dann aber in die Projektarbeit gar nicht miteinbezogen wird und schließlich das Projekt auf Eis gelegt wurde, ich dann andere Aufgaben übernehmen musste und in einer Leerlaufzeit in Erwägung gezogen wird, das Projekt wieder anzufassen und diese Idee dann wiederum über Bord geschmissen wird – dann hat sich der Job wirklich (nicht) gelohnt.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt keine älteren Kollegen. Ein kleines, junges Team von Festangestellten und zahlreiche Werkstudenten.
Arbeitsbedingungen
Drei Jahre Homeoffice am eigenen PC/Laptop. Arbeitsmaterial wurde mir nicht zur Verfügung gestellt. 20 Tage Urlaub bei einer Vollzeitstelle reicht aus, um viel für das Unternehmen zu arbeiten.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Für mein Empfinden nach außen hin optimal gelebt und präsentiert. Nach innen hin, ist ja nicht so wichtig.
Gehalt/Sozialleistungen
Ich wurde für ein spezielles Projekt rekrutiert, sodass ich mein Gehalt vorgeben konnte. Mitarbeitermotivation funktioniert so, dass einem dann immer mal wieder vorgehalten wird, dass das Gehalt doch so viel höher sei wie bei den anderen. Ich habe wohl verdrängt, dass ich das Unternehmen gezwungen habe, mich anzustellen. Besonders motivierend: Am Ende wird einem vorgeworfen, dass man ein „massives finanzielles Invest“ gewesen sei. Das gibt einem dann noch mal ein richtig gutes Gefühl.
Abfindung? Natürlich nicht, denn das „massive finanzielle Invest“ hat sich nicht rentiert. Da hilft es auch nicht, dass mit meinem Namen große Kunden gewonnen wurden und ich selbst Kunden reingebracht habe (obwohl es nicht meine Aufgabe war). Nachdem einige Kunden seit letztem Sommer weg waren, hätte ich das Gespräch suchen sollen – da hat die Führungsebene natürlich recht. Verdrängt wurde nur leider, dass alle meine Bitten um ein Gespräch und Gesprächstermine in den letzten Monaten abgesagt wurden. Verflixt.
Image
Welches Image die Twnty nach außen hin hat, kann ich nicht wirklich beurteilen. Das Image als Arbeitgeber? Man möge hier weitere Bewertungen abwarten.