Als Arbeitgeber in der Region einmalig
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Die Kollegen der Geschäftsführung waren oder sind alle selbst angestellt, zudem in hohen Maße kritik- und lernfähig, reagieren planvoll und sind empathisch auf Augenhöhe. Dadurch gab es nie die Notwendigkeit oder das Begehren zur Gründung eines Betriebsrats.
- Die Rahmenbedingungen aus Vertrauensarbeitszeit sowie Gehalt sind sehr gut.
- Die Geschäftsführung kämpft um abgehende Mitarbeiter und schafft es gelegentlich sogar sie zurückzuholen. Die Türe ins Unternehmen scheint nie bis auf alle Ewigkeiten verschlossen, wie das in nahezu allen anderen Unternehmen dieser Region aufgrund ihrer blinden Eitelkeit der Fall ist (wenn ich mir diesen Seitenhieb erlauben darf).
- Das Unternehmen lässt sich bei Bedarf auch beraten, geht damit aber meines Erachtens nach nicht kopflos oder verschwenderisch vor. Wenn ein Coach nicht geeignet ist, wird sich nach besseren umgesehen.
- Es gibt zahlreiche Mitarbeiter-Events über das Jahr verteilt wie Wanderungen, gemeinsame Essen, Teambuilding-Aktivitäten und Messebesuche, deren Teilnahme auf Freiwilligkeit beruht.
- Die Geschäftsführung lässt Mitarbeiter, die chronisch erkranken nicht im Stich und kümmert sich um anschließende Wiedereingliederung.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Das Unternehmen lebt vor allem von der Erwartung seiner Investoren in das, was wir zukünftig mit unserem Produkt für die Kunden anbieten können. Wir generieren mit dem, was wir tun, zumindest derzeit noch nahezu keinerlei volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen. Ich bin mir selbst sehr uneinig darüber, ob der Shareholder-Kapitalismus, der ehrlicherweise unsere Gehälter (und alles darüber hinaus) bezahlt, ein positiver oder negativer Faktor für die Fortentwicklung von Gesellschaft und Umwelt ist. Zumindest stelle ich mir bei meiner täglichen Arbeit oft die Sinnfrage.
Verbesserungsvorschläge
- Im Rahmen des Wechsels auf neue, besser geeignete Büroflächen, würde ich mich über eine Möglichkeit freuen, gesundes Mittagessen und Snacks zu einem adäquaten Preis beziehen zu können. Das würde vielleicht für viele Kollegen diesen Bereich der Tagesplanung deutlich vereinfachen.
- Gerade junge Menschen brauchen für Arbeitsabläufe, Verantwortung und Einbringung manchmal etwas Zeit und vor allem pädagogische Betreuung. Die vertragliche Einschränkung rächt sich dann, wenn sie gut ausgebildet zur Konkurrenz abwandern. Da würde ich mich über einheitlichere Standards freuen, die junge Kollegen motivieren und langfristig binden können.
- Ich habe oft den Eindruck, dass sich zu oft auf Trend-Schlagwörter ("agile", "new work") konzentriert wird, aber weniger, dass dahinter universelle Werte liegen, die im Grunde "schon immer" wichtig waren: empathisch zusammenarbeiten, klug planen, effektiv arbeiten, vernünftig mit Ressourcen haushalten, usw. Stattdessen behandeln wir manches nur oberflächlich anhand einer neumodischen Terminologie.
Arbeitsatmosphäre
Es gibt wenig dysfunktionale Verhältnisse und Verstimmungen, trotz vieler jungen Kollegen. Intriganz nehme ich nur wenig bis nicht wahr. Alle sind höflich, respektvoll und offen und nehmen sich so neuen Mitarbeitern oder den Anliegen und Fragen gerne an. Lediglich Unsicherheiten im Unternehmenskurs und der langfristigen Ausrichtung und Aussichten, trüben die Stimmung gelegentlich. Manchmal ist man ein wenig desillusioniert, ob der Aussicht, ob die eigene Arbeit tatsächlich irgendwann einen bahnbrechenden Mehrwert hinsichtlich Vereinfachung, Optimierung und Automatisierung generieren wird oder der Testballon irgendwann sinkt und damit jeglicher Aufwand verpufft.
Kommunikation
Mittlerweile werden zahlreiche Themen in einem alle zwei Wochen stattfindenden Termin in der großen Runde behandelt. Die Geschäftsführung weiht die Mitarbeiter schon früh so in Überlegungen ein und gibt ihnen die Möglichkeit mitzubestimmen und -zugestalten. Das war schon immer gut, entwickelte sich aber speziell in diesem Jahr so exzellent. Besonders gefällt mir dabei, wie frei und reflektiert dabei Eindrücke in die Runde getragen werden.
Kollegenzusammenhalt
Trotz der vielen Berufe, Rollen und Teams, ziehen alle an einem Strang und blicken über den Tellerrand der eigenen Zuständigkeit. So bildet sich beispielsweise bei kritischen Bugs schnell eine Task Force an geeigneten Mitarbeitern. Probleme wie Silo-Denken oder Fingerzeigen sind hier nicht ausgeprägt.
Work-Life-Balance
Die Wochenarbeitszeit von 36 Stunden verteilt sich auf die Tage von Montag bis Donnerstag. Bei Bedarf kann an Freitagen ("Focus Day") gearbeitet werden, muss aber nicht. Private Hindernisse wie Arzttermine, werden kurz dem Team mitgeteilt und stellen keinerlei Problem dar. Weiterhin werden Sonderwünsche bei der Urlaubsplanung berücksichtigt. Zudem sind eigentlich permanent etwa 10 % der Belegschaft in Elternzeit, was sicherlich dafür spricht, dass einem in der Familienplanung keine Steine in den Weg gelegt werden. Wenn man sich gerade nicht gut fühlt, kann man sich problemlos ausklinken, da es positives Bewusstsein für Gesundheit gibt. Zudem wird Niemand daran gehindert mehr zu Arbeiten, als eigentlich gefordert ist. Das passt so für Jeden.
Vorgesetztenverhalten
Mittlerweile ist das ein Themenpunkt, bei dem zuletzt stark nachgebessert wurde. Die Geschäftsführung wird immer erfahrener und bessert sukzessiv nach, ohne zu sehr die Augen vor Problemen zu verschließen oder in Micromanagement zu geraten. Insgesamt sehe ich auch einen guten Kurs eingeschlagen, wenngleich ich wenig bis keinen Kontakt mit meinem formellen Vorgesetzten habe. Offenbar gibt es eine gute Vertrauensbasis. Wer aber sehr starken Kontakt zu seinem direkten Vorgesetzten im Sinne eines Career Coach voraussetzt, könnte hier vielleicht enttäuscht werden.
Interessante Aufgaben
Technologisch dürfte das schon sehr modern sein und damit für jeden Software-Ingenieur und -Entwickler viel Raum für ausgiebige Beschäftigung geboten. Die Domäne (Produktionsplanung- und Optimierung) ist zumindest meiner persönlichen Erfahrung nach eher unspektakulär und nicht besonders weltbewegend oder systemrelevant, denn auch ohne das, was wir zutun, werden Unternehmen produzieren und handeln können. Da kann zumindest schon mal eine Sinnfrage aufkommen. Zudem muss man sich selbst um interessante und vielfältige Aufgaben bemühen und formlos bewerben, da diese üblicherweise nicht delegiert werden. Das setzt Selbstvertrauen voraus.
Gleichberechtigung
Es gibt keine Benachteiligung oder Bevorzugung aufgrund von Geschlecht, Herkunft und dergleichen. Umstände wie Sprachbarrieren werden berücksichtigt und so bei Bedarf auf Englisch gewechselt. Besonders positiv ist, dass Frauen nicht aufgrund ihres Geschlechts, sondern auf Basis ihres Talents, ihrer Fähigkeiten und Engagements gefördert werden, wie eben Männer auch. Dem Trend einer überzogenen Frauenförderung folgt das Unternehmen somit nicht.
Umgang mit älteren Kollegen
Die ältesten Kollegen im Unternehmen sind etwa in den 40ern und somit nicht wirklich alt. Aufgrund ihres Erfahrungsschatzes genießen sie aber besondere Wertschätzung und werden entsprechend gehört. Hinsichtlich der Altersbenachteiligung sehe ich allerdings den Wehrmutstropfen, dass an sehr junge Kollegen (in der Ausbildung und im Anschluss) teils überzogene Anforderungen gestellt werden. So erhalten diese üblicherweise befristete Verträge, die schon wegen kleineren Unstimmigkeiten nicht verlängert wurden, obwohl das Unternehmen bereits in ihre Ausbildung investiert hat.
Arbeitsbedingungen
Es gibt zumindest eine freie Plattformwahl zwischen MacOS und Windows 11, was letztlich auf ein MacBook Air/Pro oder Surfacebook hinausläuft. Ansonsten ist die Bürosituation fast schon katastrophal. Der Standort befindet sich am Rande der Stadt Weiden in einem entlegenen Industriegebiet und der Betriebslärm durch benachbarte Industrie ist zumindest für mich hochgradig störend. Zudem lässt die Ausstattung manchmal zu Wünschen übrig (Monitore mit schlechter Auflösung, schlechte Konnektivität am Arbeitsplatz). Es gibt allerdings keinerlei Präsenzpflicht und daher kann man problemlos von überall aus arbeiten. Zudem gibt es ernsthafte und fortgeschrittene Bemühungen darin, eine neue, moderne Bürofläche zur Verfügung zu stellen. Positiv erwähnen sollte man auch die kostenlose Bereitstellung von Getränken und Kaffee, sowie gelegentlich den sehr delikaten Häppchen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Hier liegt kein besonderer Fokus, da das Unternehmen sehr fokussiert ist. Trotzdem hat die Geschäftsführung schon Hilfen beim Ahrtalhochwasser oder dem Ukraine-Krieg organisiert. Nebenbei lässt sich positiv erwähnen, dass für Mitarbeiterevents auch Rücksicht auf vegetarische und vegane Ernährung genommen wird. Etwas unglücklich finde ich aber, dass die Kleidungsstücke, die bei Anlässen verschenkt werden, sich oft als minderwertig produziert herausstellen. Das ist gut gemeint, aber final etwas verschwenderisch.
Gehalt/Sozialleistungen
Es gibt keinerlei Boni, Prämien oder Weihnachts- und Urlaubsgelder, sondern das eine Jahresgehalt, welches ausgehandelt und vertraglich festgeschrieben wurde. Und somit auch keinerlei numerische Tricks. Nach dem, was ich bisher hörte, liegt die Gehaltsspanne bei Entwicklern zwischen 38 und 68k und damit deutlich über dem, was in der Region üblicherweise gezahlt wird. Gehaltsanpassungen müssen individuell angefragt werden, wobei es meistens keine Hindernisse gibt. Zudem gibt es die 36-Stunden-Woche bei 4 obligatorischen Arbeitstagen sowie 30 Tagen Jahresurlaub. Da gibt es keinen Anlass zu Klagen.
Image
In der Region kennt man das Unternehmen nicht, wenn man nicht zufällig in der IT arbeitet. In den Kreisen ist die Reputation aber durchaus vorhanden, nicht nur aufgrund der 4-Tage-Woche. Der etwas hölzerne Firmenname ist vielleicht ein wenig hinderlich darin eine Bekanntheit aufzubauen.
Karriere/Weiterbildung
Da es im Grunde nur zwei Hierarchie-Ebenen gibt, nämlich Geschäftsführung und Mitarbeiter, existieren hier nicht diese vielfältigen Möglichkeiten aufzusteigen, wie es üblicherweise in gewachsenen Unternehmen und Konzernen der Fall ist. Positiverweise bedeutet das sicherlich auch, dass wenig Bürokratie und Mittelbarkeit besteht, wenn das berüchtigte mittlere Management fehlt. Man muss hier abwarten, wie sich das Unternehmen entwickelt und ob es weiterwächst; sollte daher in dieser Überlegung Geduld und Ausdauer mitbringen. Ansonsten gibt es mittlerweile die Bezuschussung und Übernahme von Schulungskosten und Literatur, sowie die Möglichkeit von Konferenzteilnahmen.