Schein wichtiger als das Sein
Gut am Arbeitgeber finde ich
Angenehme Weihnachtsfeiern in wechselnden Lokalitäten, jährliche Aktivitäten im Sommer. Man ist sich größtenteils per Du, es gibt keine Kleidungsvorschriften.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Kein Betriebsrat, keine Feedback-Kultur. Unbequeme Fragen werden gleich als Angriff auf das Unternehmen gewertet. Versprechen werden nicht eingehalten. Entscheidungen hängen grundsätzlich immer von der Laune der Geschäftsführung ab.
Verbesserungsvorschläge
Es fehlt definitiv eine Unternehmenskultur, ein Konzept, dass auch den eigenen Mitarbeitern vorgelebt wird - und das sollte definitiv keine "kannst du mal eben"-Kultur sein. Der Verlag sollte sich nicht vor der Zukunft verschließen, sondern diese aktiv und mit den Mitarbeitern zusammen mitgestalten. Dazu fehlt es aber an Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter und dem nötigen Willen auch mal arbeitnehmerfreundliche und m.M. notwendige Veränderungen anzugehen. Letzten Endes sind nur zufriedene Mitarbeiter gute Mitarbeiter. Teambuilding-Maßnahmen oder eine exklusive Weihnachtsfeier sind zwar toll und werden dankbar angenommen, reichen aber bei Weitem nicht für eine dauerhaft hohe Motivation. Dafür müssten vernünftige Strukturen geschaffen werden, Vorgesetzte und Mitarbeiter ausreichend geschult und ebenso angemessen bezahlt und wertgeschätzt werden.
Arbeitsatmosphäre
Druck, Druck und nochmals Druck. Aufgrund der immer kleiner werdenden Belegschaft werden teilweise komplette Aufgabenbereiche auf die verbliebenen Mitarbeiter übertragen. Hier eine viertel Stunde mehr, da noch eine regelmäßige Aufgabe dazu, vielleicht auch noch ein ganzes Heft und schon besetzt man mit einer Person zwei Stellen. Man hat oft das Gefühl nur eine Kostenstelle zu sein und täglich 150% geben zu müssen. Zudem wird der Mitarbeiter von der Geschäftsführung grundsätzlich misstrauisch angesehen, als ob man dem Arbeitgeber absichtlich schaden möchte. Eine vorsichtige Frage nach der Möglichkeit von Home-Office wird gleich als bezahlter Urlaubstag gewertet. Dem Mitarbeiter wird hier in der Regel nicht vertraut. Auch unterliegt die Arbeit den ständigen Launen der Geschäftsführung: was heute gut ist kann morgen schon wieder total kacke sein. Diese Unberechenbarkeit gepaart mit extrem schlechten Timings nagt stark an der Motivation und endet oft mit Druck und Überstunden. Sehr häufig werden Dinge aus dem Bauch heraus entschieden und der Mitarbeiter muss as asap as possible liefern. Wertschätzung gibt es nur, wenn der Arbeitgeber Angst hat, dass man das Unternehmen verlässt...
Kommunikation
Es gibt - mit Ausnahme einer Abteilung - keine Feedbackgespräche. Die Verlagsleitung weiß vermutlich nicht einmal, welche Fähigkeiten bei welchen Mitarbeitern schlummern. Um neue Objekte und Firmeninterna wird ein Staatsgeheimnis gemacht. Man wird fast immer nur vor vollendete Tatsachen gestellt. Vieles erfährt man auch nur durch den Flurfunk. Auch projektspezifische Dinge muss man meist selbst erfragen - mit der Konsequenz, dass man anschließend als "Verantwortlicher" dasteht. Transparenz geht anders.
Kollegenzusammenhalt
Je nach Team unterschiedlich, aber grundsätzlich okay.
Work-Life-Balance
40 Std.-Woche, kein Home-Office, Kernarbeitszeiten von 9.30-17 Uhr - hier bleibt nicht viel Raum für Flexibilität. Auch 3 Wochen Urlaub am Stück ist nur für ausgewählte Personenkreise möglich. Und nicht selten wird man auch im Urlaub oder während Krankheit angerufen. In manchen Abteilungen wird penibel auf die Uhr geguckt. Andere Firmen sind da schon deutlich weiter...
Vorgesetztenverhalten
Je nach Abteilung von unterirdisch bis supergut. Man muss schon Glück haben, im "richtigen" Team zu landen. Mangels Qualifikation und ausreichender Schulung seitens der Verlagsleitung muss man die Vorgesetzten aber auch in Schutz nehmen, die sitzen nämlich zwischen den Stühlen und müssen auf beiden Seiten für gute Laune sorgen.
Interessante Aufgaben
Interessant ja, aber aufgrund der Masse kaum mit Motivation zu bewältigen. Meist muss nur noch geliefert werden, so dass man keine Zeit hat, sich zu 100% mit einer Aufgabe auseinander zu setzen. Teilweise wird man auch mit Aufgaben betraut, die man fachlich gar nicht bewältigen kann, da die nötige Qualifikation fehlt - aber vorausgesetzt wird.
Umgang mit älteren Kollegen
Auch gegenüber langdienenden Kollegen überwiegt oft das Misstrauen. Wenige haben es in Führungspositionen geschafft, allerdings auch nur dank ausgeschiedener Kollegen.
Arbeitsbedingungen
Lautes Großraumbüro, zeitweilig auch deutlich überbesetzt, im Sommer weit über 30° innerhalb des Gebäudes. Mobiliar teilweise ausgelutscht, Stühle nicht Rückenfreundlich, oft auch defekt. Keine Möglichkeit von Steharbeitsplätzen. Seitens der Geschäftsführung wird ständig über unaufgeräumte und zugestellte Arbeitsplätze gemeckert, Lösungen in Form von Abstellmöglichkeiten oder Stauräumen werden nicht geboten. Immerhin Apple-Rechner...
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Wurde sich noch nie mit auseinandergesetzt
Gehalt/Sozialleistungen
Um ein angemessenes Gehalt zu bekommen, muss man schon gute Argumente liefern oder sich noch mehr Aufgaben aufbürden lassen. Oft kommt man sich aber als Bittsteller vor, obwohl das Gehalt deutlich unter dem Durchschnitt der Branche liegt. Weitere Leistungen wie Ticket oder VWL werden nur auf Anfrage überprüft und bewilligt. Hier ist aber der Arbeitnehmer gefordert, seitens des Arbeitgebers passiert nichts aktiv und freiwillig. Man möchte am Arbeitnehmer sparen, wo man nur kann.
Image
Deutlich mehr Schein als Sein. Nach Außen hin möchte man total sexy, modern und der geilste Laden der Stadt - ach was, Deutschlands - sein. Darf alles aber nichts kosten und die Mitarbeiter sollen gefälligst dafür sorgen, dass das tolle Image nach Außen getragen wird. Innerhalb der Geschäftsräume wird aber so gut wie nichts dafür getan. Die Arbeitsbedingungen sind in den 80ern stecken geblieben, moderne Arbeitsmodelle werden als Quatsch und "unmögliche Forderungen seitens der Arbeitnehmer" angesehen - die Konkurrenz macht das ja angeblich auch nicht. Auch Angebote in Sachen Coaching oder Mentoring sind nicht vorhanden, ebensowenig wie gesundheitliche Vorsorge oder jährliche Mitarbeiterbefragungen. Positive kununu Bewertungen könnten seitens der Geschäftsführung forciert sein.
Karriere/Weiterbildung
Schulungen, Kurse oder Weiterbildungsmaßnahmen werden nicht angeboten. Der Mitarbeiter muss sich selbst um Fortbildungsangebote bemühen und hoffen, dass diese bewilligt werden. Proaktiv wird aber niemand gefördert - dafür umso mehr gefordert. Individuelle Fähigkeiten soll sich der Arbeitnehmer bitte autodidaktisch und nach Feierabend aneignen. "Karriere" zu machen ist allerdings nicht so schwierig. Man muss nur hoffen, dass der nächste Mitarbeiter kündigt und - zack - ist man beispielsweise Produktionsleiter. Ein schöner Titel für die Visitenkarte - weitere Vorteile ergeben sich dadurch allerdings in den seltensten Fällen.