Erst Umsatz und Gewinn dann die Menschen
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Lange Entscheidungswege und Diskussionen um teilweise Kleinigkeiten.
Undurchsichtige Entscheidungswege und Entscheidungen von Oben in Gutesherrenart.
Nur auf kurzfristige Umsatz- und Gewinnsteigerung ausgelegt Strategien und Entscheidungen.
Verbesserungsvorschläge
Weg von den zentralistischen Führungsstil hin zu einem Führungsstil, der die lokalen Gegebenheiten berücksichtigt. Was in Indien funktioniert und akzeptiert wird, funktioniert so nicht unbedingt in anderen Ländern. Das sollte berücksichtig werden, auch schon beim Aufkauf von Firmen in andern Ländern.
Als IT-Service Dienstleister gibt es nur ein entscheidendes "Wirtschaftsgut", dass ihn von anderen Anbietern im Markt unterscheidet und dass sind die Menschen mit ihren Kenntnissen und Fähigkeiten. Daher sollte es im Fokus stehen, die Mitarbeiter dies auch spüren zu lassen. Stattdessen wird das Gefühl vermittelt: "Ihr seit alle sofort ersetzbar!"
Ich möchte auch auf einen Verbesserungsvorschlag eines anderen Kollegen eingehen, der schrieb:
"Beim Outsourcing aufpassen das wirklich motivierte Mitarbeiter übergehen damit negative Berichterstattung bei Kununu endet und auch an einem Strang gezogen wird. Demotivierte ex xxxxx Mitarbeiter helfen keiner Wipro und auch keinem Mitarbeiter."
Beim Outsourcing bekommt man keine demotiverten Mitarbeiter! Diese schafft die Wipro sich selber!
Wie? Ich denke, dass habe ich bei den anderen Bewertungskriterien hoffentlich deutlich gemacht.
Arbeitsatmosphäre
Im Kleinen, sprich in einzelnen Teams, ist der Zusammenhalt noch da. Das ganze drumherum, nur noch Entscheidungen von oben ohne Rücksprache, keine oder schwerfällige Prozesse, ellenlange Diskussionen über Kleinigkeiten, sorgt jedoch für allgemeinen Frust und Ärger und Resignation. Was sich auch in der hohen Abwanderungsrate wiederspiegelt.
Kommunikation
Auch hier funktioniert es im Kleinen. Verlässt man jedoch die Teamebene gibt es die nur selten. Dann entweder weil wieder etwas beschlossen wurde, dass jetzt umzusetzen ist, ohne Wenn und Aber oder in alle paar Monate stattfindenden Townhalls in denen dann davon erzählt wird, wie toll doch alles sei.
Kollegenzusammenhalt
Wenn die alten noch bestehenden Teams nicht so super zusammenhalten würden und trotz der ganzen Umstände um sie herum, sie noch nicht gekündigt haben, dann würde es ziemlich im Gebälk krachen.
Work-Life-Balance
Dank von Vereinbarungen, die noch von der alten Firma übernommen werden mussten, ist man sehr flexible bzgl. seiner Arbeitszeiteinteilung. Ich befürchte allerdings, dass sich das schnell ändert, sobald die Muttergesellschaft es irgendwie schafft, diese Vereinbarungen einzukassieren.
Vorgesetztenverhalten
Die Vorgesezten, die von der alten Firma noch da sind, versuchen ihr möglichstes, um die alte Firmenkultur soweit es möglich ist aufrecht zuerhalten. Hier stimmt das Verhalten. Es gibt gute Beziehungen zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzen.
Anders sieht es dann aus, wenn man es mit Vorgesetzen zu tun hat, die von der Wipro eingesetzt wurden. Hier habe ich das Gefühl 20 Jahre in der Zeit zurück gereist zu sein. Ich drück es mal so aus: Es wird Befehl und Gehorsam verlangt.
Entscheidungen werden von oben getroffen und die sind umszusetzen. Vorherige Rüksprachen mit den Teams, die das nacher umsetzten müssen, gibt es so gut wie nicht oder falls doch werden deren Bedenken und evtentuell abweichende Lösungsansätze nicht berücksichtigt.
Gleichberechtigung
Gibt es laut Firmenrichtlinie. Allerdings habe ich auch schon erlebt, dass veraltetes Rollendenken voll gelebt wird.
Umgang mit älteren Kollegen
Zum Glück gibt es in Deutschland ein Arbeitsrecht, dass auch von einem international agierenden Unternehmen eingehalten werden muss. Ohne diesen gesetzlichen Schutz, kann ich mir Vorstellen, dass man die älteren gerne schnell los werden würde.
Arbeitsbedingungen
Die neuen Büros sind modern und sicherlich eine Verbesserung zum alten Standort. Allerdings arbeiten fast alle im Homeoffice, so dass man es nicht häufig nutzt.
Bzgl. der Austattung der Mitarbeiter mit Arbeitsmittel, sprich Laptop, Diensthandy, sieht es schon anders aus.
Ich bin froh um jeden Tag, an dem mein noch von der alten Firma erhaltene Laptop und Diensthandy weiter funktionieren.
Wird Ersatz benötigt dann gibt es Standardgeräte, die sicherlich ausreichen, wenn man nur mit MS Office Produkten arbeitet und E-Mails beantworten muss. Die aber für das effiziente Arbeiten eines Entwicklers, Systemadministrators, DevOps Engineer oder anderen IT Spezialisten sicherlich nicht geeignet sind.
Versuche, für die Aufgaben besser geeignete Hardware zu bekommen, enden in ellenlangen Diskussionen, merhmaligen Nachfragen, um dann doch irgendwann in der Genehmigungskette kommentatlos abgelehnt zu werden. Wenn man hartneckig bleibt und sich davon nicht frustrieren lässt, gibt es dann vielleicht doch nach mehreren Monaten ein passenderes Gerät.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehaltsanpassungen, die auch nur etwas die Inflation ausgleichen würde: Fehlanzeige.
Inflationsausgleichsprämie: Fehlanzeige
Unterm Strich: Man bleibt längere Zeit mehr oder weniger auf seinem Gehalt von vor zwei Jahren - letztes Jahre gab es mal eine kleine im unteren einstelligem Bereich prozentuale Anpassung - und erlebt damit seit dem letzen Jahr einen spürbaren, realen Gehaltsverlust.
Image
Nach Außen Hui nach Innen Pfui
Karriere/Weiterbildung
Wenn man es mag sich stundenlang englischsprachige Videos zur Weiterbildung anzusehn, dann gibt es eine große Auswahl.
Wenn es um Schulungen und Weiterbildung im klassischen Sinne geht, in der auch Interaktionen mit dem Trainer statfinden kann, dann braucht man bzw. der Vorgesetzte, ähnlich wie bei den Arbeitsmitteln, einen langen Atem und den Willen die ellenlangen Diskussionen durchzustehen. Warum muss es denn eine interaktive Schulung in der Muttersprache sein? Es gibt doch sicherlich auch ein Schulungsvideo zu dem Thema.
Dazu fällt mir das Zitat von Derek Bok ein:
"If you think education is expensive, try ignnorance."