Segnungen aus Österreich oder schlimmer geht immmer
Verbesserungsvorschläge
Die "Verbesserungen" der letzten 1,5 Jahre zurückdrehen.
Arbeitsatmosphäre
Also, in den Heidelberger Büros riecht es nach Holzschutzfarbe.
Kommunikation
Seit der Übernahme durch die Österreicher gibt es viele Meetings, sehr viele Meetings.
Die kann man grob kategorisieren in:
- Heiße Luft aus dem Süden
- Jour Fix Meetings von Teams, deren Mitglieder im Alltag nichts miteinander zu tun haben.
- Tägliche sinnentleerte Standups, oder in Zeiten von Webex besser call ins.
- Nutzlose weitere Scrum getriebene Meetings: Refine my planed Retro
Und wehe, man ist auch noch zusätzlich zur Produktentwicklung in einem, oder Gott bewahre, in mehreren Projekten. Das bedeutet noch mehr tägliche, zwei-tägliche und wöchentliche Meetings.
Ab und zu kommt eine Email von der Führung aus Österreich. Der Inhalt wirkt zwar wie eine Zusammenarbeit von ChatGPT und einem Buzzword Generator, trägt aber immerhin zur Erheiterung bei.
Kollegenzusammenhalt
Das ist das größte und womöglich einzige Plus.
Viele Kollegen arbeiten schon seit mehr als einem Jahrzehnt zusammen; Zum größeren Teil natürlich in der Vorgängerfirma (InterComponentWare AG).
Work-Life-Balance
Grundsätzlich kann ich nur empfehlen, sich an seinem (40 Stunden) Arbeitsvertrag zu orientieren.
Das Management hat die Angewohnheit für mehrere Produkte und Projekte dieselben Leute gleichzeitig einzuteilen und sich dann zu wundern, warum irgendwelche Wunschtermine nicht eingehalten werden. Dem muss man mit derselben Ignoranz begegnen, sonst wird hier aus der 40-Stunden-Woche schnell eine 60-Stunden-Woche.
Die Sache mit Urlaub ist seit der Übernahme auch schwieriger geworden.
Es gab Urlaubssperren. Es muß eine Urlaubsvertretung benannt werden, obwohl, durch die Vielzahl an parallelen Aufgaben, niemand irgendwen wirklich vertreten kann. Die typische Human-Resource-Denke beim Management, Personalmanagment nach Excel-Sheet.
Vorgesetztenverhalten
Heute hü morgen hott.
Im Tagesgeschäft ein Planungshorizont von Stunden, nicht Tagen. Heute das eine Projekt mit höchster Priorität, morgen das nächste Projekt mit noch höherer Priorität.
Anekdote: In einem Projekt wurde für Tasks zusätzlich zu den Prioritäten low, medium und high noch highest eingeführt, weil zu viele high waren - also zu viele Tasks zumindest. Als dann die meisten Tasks Priorität highest hatten, kam noch ein mega-high tag dazu.
Über die sinnfreien Entwicklungsziele aus dem Mitarbeiterentwicklungs-Dingsbums hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens.
Interessante Aufgaben
Nach der Übernahme durch den x-tention Konzern viele spannende Aufgaben hinzugekommen:
- Zeiterfassung in verschiedenen System (Produkte vs Projekte)
- Planungsmeetings
- Jour Fix Meetings
- Dailiy Meetings
- Weekly Meetings
- Urlaubsplanung
- Erstellung interner Beratungstasks zum Zwecke der internen Abrechnung
- Rumschlagen mit der österreichischen IT
- Rätselraten über weltfremde Entwicklungsprozesse
- Überlisten der Handvenenscanner an den Eingangstüren
Ein Füllhorn an produktiven Aufgaben wartet auf jeden Mitarbeiter.
Arbeitsbedingungen
Über mein Büro im Homeoffice (50%) kann ich mich nicht beschweren. Dafür einen Stern.
In Heidelberg gilt:
- Kein eigenes Büro oder eigenen Schreibtisch. Nennt sich Desk-Sharing.
- Wegen der vielen Online-Meetings Dauergeschwätz in den 6er-Büros.
- Wasser und Kaffee gibt es kostenlos.
- In den meisten Büros funktioniert die Heizung.
Was die IT-Ausstattung angeht:
Die Hardware ist eigentlich gut (Lenovo T490 und P1) dazu zwei 24" FullHD IPS Bildschirme.
Was die zentrale IT aber damit veranstaltet ist eine ganz andere Sache. Als Linux User hat man momentan noch halbwegs seine Ruhe, aber die Windowsmachinen werden jetzt von der österreichischen IT verwaltet/vernagelt. Jeder Mist muss beantragt werden: lokale Adminrechte, Netzwerkverbindungen, Zugang zu CI deployments, ... und das nicht in Produktion, sondern in der Entwicklung.
Zum Glück gibt es ja Impediment issues in der Zeiterfassung, auf die man dann die verlorene Arbeitszeit buchen. Der Wahnsinn wird zwar nicht beseitigt, aber dafür gut verwaltet.
Gehalt/Sozialleistungen
Zum Glück blieben bei der Übernahme die alten Arbeitsverträge mit den mittelmäßigen Gehältern erhalten und wurden nicht an die x-tention in Österreich angepasst.
Image
Tja, Flüssigobstgeschäft fasst es ganz gut zusammen.
Nach außen gilt natürlich wie so oft mehr Schein als Sein.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt Beförderungen. Ob die mehr einbringen, als eine Unmenge mehr Meetings, kann ich nicht beurteilen. Aber die Terminkalender, schon im untersten Management, sehen abenteuerlich aus.
Zum Thema Weiterbildung fallen mir die neuen Zwangsvereinbarungen mit Rückzahlungen bei Kündigungen ein.
Weiterbildungen und Teilnahme an Konferenzen sind grundsätzlich möglich, aber es müssen irgendwelche Knebelverträge unterschrieben werden. Wenn man das Unternehmen innerhalb einer gewissen Zeitspanne verlässt, müssen anteilig die Kosten an den Konzern rückerstattet werden.