Sinnvoller Einsatz, aber auf Kosten der Mitarbeiter
Gut am Arbeitgeber finde ich
Zielgruppe: jüdischen Menschen, die den Holocaust überlebt haben, eine kostengünstige/kostenlose qualitativ hochwertige Heimbetreuung zu ermöglichen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
übermäßig konservative Einstellung, einseitige undifferenzierte politische Haltung (hat sich vielleicht in der Zwischenzeit geändert)
Verbesserungsvorschläge
Fortbildung und Begleitung der Freiwilligen verbessern, Pflichtveranstaltungen begrenzen (weniger ist manchmal mehr), Kontakt zu Dorfbewohnern fördern, z. B. durch Tag der offenen Tür, gemeinsame Veranstaltungen
Arbeitsatmosphäre
Stressig, hoher Leistungsdruck, aber wohl normal für eine Pflegeeinrichtung, nicht jedoch - m. E. - für Freiwillige. Ich habe nicht gern dort gearbeitet, wäre es mir finanziell möglich gewesen, hätte ich den Einsatz abgebrochen ( dann hätte ich allerdings nachträglich die Flugkosten übernehmen müssen, was weder mir noch meinen Eltern möglich war).
Kommunikation
Besprechungen fanden statt. Einarbeitung zu kurz und oberflächlich, aber Nachfragen möglich. Viele Missverständnisse, mitbedingt durch die konzeptbedingt hohe Fluktuation.
Kollegenzusammenhalt
Viele Freiwillige, daher verhältnismäßig hohe Fluktuation (selbst für eine Pflegeeinrichtung). Guter Zusammenhalt.
Work-Life-Balance
Viel zu wenig Freizeit, durch geteilten Dienst und religiöse Pflichtveranstaltungen am Abend nach dem Dienst (mehrere ABende pro Woche) war Erholung schwer möglich. Durch die nicht vorhandene - auch räumliche - Trennung von Arbeit und Freizeit war an so etwas wie Work-Life-Balance kaum zu denken. Urlaub war schwer zu bekommen.
Vorgesetztenverhalten
Entscheidungen der Vorgesetzten waren - mit viel Verständnis für die besondere Situation - nachvollziehbar, fachlich jedoch das eine oder andere Mal zu hinterfragen. Abhängig von der jeweiligen Vorgesetzten: Konflikte wurden besprochen, häufig allerdings erst im Eskalationsstadium.
Interessante Aufgaben
Zu hohe Arbeitsbelastung. Zu meiner Zeit 45-h-Woche (bei Vollverpflegung und Wäscheservice für Mitarbeiter). Für Freiwillige unter den gegebenen klimatischen Bedingungen sehr anstrengend. Arbeiten rotierten (+), aber wenig Einfluss auf die jeweilige Arbeitsaufteilung. Im Setting wäre die Zuteilung von festen Bezugspersonen zu den Bewohnern möglich und sinnvoll gewesen, wurde jedoch zu meiner Zeit nicht praktiziert.
Gleichberechtigung
Konservatives Frauenbild.
Arbeitsbedingungen
Hilfsmittel waren vorhanden, zu meiner Zeit jedoch veraltet. Ich glaube, inzwischen wurden Klimaanlagen installiert. Zu meiner Zeit gab es die noch nicht, bei 30 °C und mehr ist Pflege dann sehr anstrengend. Lärmpegel angenehm. Beleuchung o. k.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Mülltrennung ja, Klimaschutz bedingt.
Gehalt/Sozialleistungen
Für die geleistete Arbeit zu wenig Entgelt. Zweiter Stern für Unterkunft, Verpflegung, die Möglichkeit, einen PKW an freien Tagen nutzen zu können.
Image
Hat in konservativen christlichen Kreisen einen sehr guten Ruf. Ich würde die Einrichtung jedoch nur an kerngesunde junge Menschen weiterempfehlen, die in geschütztem Rahmen ein Jahr in Israel verbringen wollen. Für qualifizierte Kräfte (abgesehen von Krankenschwestern und Krankenpfleger) nur geeignet, wenn sie ein Jahr aussteigen und sich neuorientieren wollen, gleichzeitig etwas Sinnvolles tun wollen und kein Problem mit enger Gemeinschaft haben. Akademiker müssen damit rechnen, gedupft zu werden.
Karriere/Weiterbildung
Für Freiwillige natürlich kaum Karrierechancen. Ich hatte Fachkenntnisse, die ich aber nicht einsetzen konnte. Wenig Weiterbildungen, wenn überhaupt (z. B. Sprachkurse, die auch der Kommunikation mit den Bewohnern zugute kamen) nur auf hartnäckiges Nachfragen.