Achtung, hier zu arbeiten kann schädlich für Karriere und Wohlbefinden sein!
Arbeitsatmosphäre
Man stellt sich ein Startup gerne als jung, modern und locker vor. Die Realität ist: Für Kultur und Verhalten gibt es weder Orientierung noch Werte, die hochgehalten werden. MitarbeiterInnen oder ganze Abteilungen werden beim All-Hands-Meeting vor versammelter Mannschaft schlecht geredet und für das Missmanagement der Führungsebene verantwortlich gemacht. Es herrscht eine Mischung aus Druck, Stress und Angst.
Kommunikation
Die Kommunikation ist beispiellos. Meetings finden selten mit Agenda statt, es werden am Ende der Besprechung keine Aufgaben oder Verantwortlichkeiten zugewiesen, es gibt kein einheitliches Wissen zum Produkt, es fehlt an klarer Kommunikation. Man fragt 5 verschiedene KollegInnen zu einem Feature vom Produkt, bekommt 5 verschiedene Antworten - und jede davon ist falsch. Die Doppelspitze auf Führungsebene funktioniert nicht: es werden unterschiedliche Anweisungen kommuniziert, dementsprechend groß ist die Verwirrung unter MitarbeiterInnen, Informationen oder Produktwissen wird an Mitarbeiter A beiläufig kommuniziert, zeitgleich wird erwartet, dass alle anderen MitarbeiterInnen die selbe Information durch telepathische Superkräfte bekommen haben. Anweisungen der Chefetage werden in der Früh gegeben, haben am Vormittag keine Gültigkeit mehr und sind im Laufe des Tages schon wieder vergessen. Die oberste Führungsebene agiert zudem mit wenig Empathie. Teammitglieder werden gekündigt, ohne den Teamlead zu informieren. Eine komplette Abteilung wird im All-Hands-Meeting schlecht geredet und als Sündenbock für das Missmanagement der Geschäfsführung an den Pranger gestellt usw.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt ist gut. Die Firmenkultur hat mittlerweile einen besonderen Kult erreicht, der das Team zusammen schweißt. Jeder leidet gleichermaßen unter den Belastungen. Man muss sich darüber klar sein, dass Kollegen, die man lieb gewonnen hat, am nächsten Tag schon nicht mehr da sind, weil sie überraschend gekündigt wurden und sich nicht einmal mehr verabschieden konnten. Es gibt auch KollegInnen die auf Karriere im StartUp aus sind. Man sollte seine eigenen Ambitionen eher für sich behalten.
Work-Life-Balance
All-In Verträge bei denen alle Mehr- und Überstunden am Ende des Monats auf 0 gesetzt werden, egal ob man Gelegenheit hatte sie abzubauen, oder nicht. Durch die willkürrlichen Entlassungen gehen die verbliebenen KollegInnen am Zahnfleisch und werden aufgerieben. Wer es nicht schafft die bedrückende Stimmung nach jedem Arbeitstag abzuschütteln trägt diese mit nach Hause und riskiert sein fröhliches Privatleben zu opfern.
Vorgesetztenverhalten
Es muss unterschieden werden zwischen Gründern und Führungskräften. Die Gründer führen das Unternehmen äußerst hierarschich, mit einem hohen Maß an Gleichgültigkeit gegenüber Mitarbeitern. Eigene Verfehlungen werden auf Mitarbeiter abgewälzt - und diese dafür letztendlich entlassen. Wer nicht bedingungslos loyal ist oder nicht zu Gesicht steht fliegt. Vorgesetzte sind großteils problematisch und spielen ein doppeltes Spiel. Die meisten Vorgesetzten sind nicht wirklich mächtig genug um etwas positives zu bewirken und mimen gegenüber KollegInnen und Mitarbeitern den vertrauenswürdigen Freund, aber missbrauchen dieses Vertrauen bei der nächstbesten Gelegenheit und petzen auf höherer Ebene. Loyalität gilt nur sich selbst gegenüber. Es gibt wenige fähige Führungskräfte, die wirklich am Wohl ihrer MitarbeiterInnen interessiert sind. Der schlechte Stil wird von Oben vorgelebt, daher wird sich hier auch in 10 Jahren nichts ändern.
Interessante Aufgaben
Das Thema K.I. und SaaS ist an und für sich interessant. Da die Führungsebene aber extremes Micro-Management betreibt, steht selbst der motivierteste Mitarbeiter hier auf der Bremse. Im Zuge der "Umstrukturierung" wurde MitarbeiterInnen jeder eigenständige Handlungsspielraum entzogen. Es durften keine Kundentermine eigenständig durchgeführt werden, bei denen nicht ein Superior dabei ist. E-Mails durften nicht verschickt werden, wenn nicht die Führungsebene persönlich die Inhalte vorher abgesegnet hat. So wartet man dann mal 2 Tage, bis man die Email abschicken kann, weil man noch kein Feedback erhalten hat.
Gleichberechtigung
Schwankt sehr stark, je nach Abteilung der man angehört. Der Kundenservice bzw. alles was mit (kaufmännischer) Kundenbetreuung zu tun hat wurde von der Führung zum Fußabstreifer degradiert, der alles ausbaden darf. Wer im Sales arbeitet gehört zu den Stars des Unternehmens. Hier sind die Anforderungen/Hürden am geringsten, aber die Entlohnung dafür königlich. Alle anderen haben das nachsehen. Es gibt wenige Lieblinge der Chefetage, die haben alle möglichen Freiheiten und Spesen, allen anderen geht es gleichermaßen schlecht.
Umgang mit älteren Kollegen
Es sind kaum ältere KollegInnen oder Seniors vorhanden. Das Durschchnittsalter liegt wohl bei 28 irgendwas.
Arbeitsbedingungen
Qualitativ minderwertige Sessel, definitiv ohne ergonomischen Standard. Es herrscht Flexi-Desk-Policy, die kaum funktioniert. Man verbringt zuviel Zeit damit sich einen freien Schreibtisch zu buchen, diesen aufzuräumen und jeden Tag aufs neue einzurichten. Am besten verkriecht man sich im Homeoffice. Ausnahme bilden 2 Abtteilungen. Die haben ihre fixen Plätze, haben es sich super schön eingerichtet, und leben dementsprechend in ihrem Elfenbeinturm. 2 Sterne gibt es nur, weil es Bürohunde gibt, die sich positiv auf die Stimmung auswirken.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Seit ich bei der Firma angefangen habe wurden jeden Monat MitarbeiterInnen entlassen. Darunter Führungskräfte, Väter mit Kindern, qualifizierte Langzeitarbeitlose, qualifizierte Neuzugänge usw. - bei der personellen Planung herrscht keine Weitsicht. Dem Unternehmen ist es egal, wo die MitarbeiterInnen anschließend unterkommen. Besonders abstruß ist, dass MitarbeiterInnen entweder ohne Angaben von Gründen, mit fadenscheiniger Begründung, oder mit randomisierten Aussagen gekündigt werden. Die Überbringer der Nachrichten scheinen dies sogar lustig zu finden, da die Kündigungen mit gewitzten Worten und sogar Lächeln auf dem Gesicht mitgeteilt werden. Mitarbeiter mit einem Lächeln kündigen - das ist ein neues Level an sozialem Fehlverhalten. Mittlerweile gibt es ein Employee Committee, dass Besserung verspricht. Das Committee ist jedoch augenwischerei, da es ohne Befugnisse ist. Die verbleibenden KollegInnen sollen damit ruhig gestellt werden, damit sie nicht auf die Idee kommen einen Betriebsrat zu gründen. Was dieses Unternehmen aber dringend benötigt, ist ein Betriebsrat, der entsprechenden Schutz hat, um sozial ungerechtfertigte Kündigungen zu verhindern!
Gehalt/Sozialleistungen
Jobticket, Kollektivvertrag, Freistellung für 6 Wochen bei Kündigung mit vollem Gehalt, königliche Provisionen, wenn man in der richtigen Abteilung ist.
Image
Besser als die Realität. Neue MitarbeiterInnen werden in ihrer 2. Arbeitswoche gebeten eine Bewertung auf Kununu abzugeben, um dem Unternehmen zu helfen. Junge MitarbeiterInnen werden dazu angehalten, bei öffentlichen Votings mit zu machen und das Unternehmen besser zu ranken.
Karriere/Weiterbildung
Wer Karriere machen will muss kriechen bzw. sich mit den richtigen Leuten gut stellen. Weiterbildung gibt es nicht. Wenn die Führungsebene plötzlich entscheidet, dass ihre MitarbeiterInnen ein anderes Profil bzw. einen anderen Hintergrund haben sollen, dann wird denen, die noch zu etwas nütze sind, ein Friss-oder-Stirb-Angebot gemacht, und alle anderen werden nach und nach gekündigt. Egal wie lange man im Unterenhmen war oder ob man in bestimmten Bereichen Experte ist. Jeder ist ersetzbar. Jeder wird ausgetauscht. Wenn du am Freitag ins Büro gehst sind am Montag deine Kollegen vlt. schon nicht mehr da.