Früher Spitze, heute gerade noch Mittelmaß: Mein Erfahrungsbericht
Gut am Arbeitgeber finde ich
Bis zum Jahr 2020, also vor der Corona-Pandemie, war die Firma ein Traumarbeitgeber. Mit einem topmodernen Büro, zahlreichen tollen Benefits und vielen Freiheiten bot sie ein ideales Arbeitsumfeld. Regelmäßige Firmenevents wie Weihnachtsfeiern, Sommerfeste, Skitage und Frühlingsfeste förderten den Teamgeist.
Der Zusammenhalt unter den Mitarbeitern war hervorragend, geprägt von einer Atmosphäre, in der sich jeder kannte und wohlfühlte.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Firmenkultur hat während der Pandemie stark gelitten. Es kam zu mehreren Wechsel in der Führungsebene, wobei die neuen Entscheidungsträger den ursprünglichen Spirit des Unternehmens offenbar nicht verstanden und ihn rasch fast vollständig untergraben haben.
Zudem hat sich die Stimmung unter den Kollegen verschlechtert. Viele Mitarbeiter haben aufgrund von Entscheidungen der Führungskräfte das Unternehmen verlassen. Dies führte zu allgemeiner Unsicherheit und generell wurde der Druck auf die Belegschaft stark erhöht.
Verbesserungsvorschläge
Es ist entscheidend, dass die Firma zu ihren Wurzeln zurückkehrt, bevor es zu spät ist. Aktuell wird versucht, die Unternehmensstruktur einem Konzern ähnlicher zu gestalten. Doch dies steht im Widerspruch zu der Leidenschaft und dem Engagement der Angestellten, die bislang die Stärke des Unternehmens ausmachten.
Sollte es der Firma nicht gelingen, diesen Wandel zu meistern, besteht die Gefahr, dass sie zunehmend weniger engagierte Arbeitnehmer anzieht. Diese könnten sich auf eine reine 9-to-5-Mentalität beschränken, was einen deutlichen Verlust der bisherigen Dynamik und Innovationskraft bedeuten würde.
Arbeitsatmosphäre
Bei dieser Bewertung muss man zwischen zwei Ebenen unterscheiden: Einerseits gibt es die direkten Führungskräfte in den Teams, die durchweg hervorragende Arbeit leisten. Sie sehen sich als Teil des Teams und als Kollegen der 'normalen' Angestellten. Andererseits steht das Management, das leider oft in einer konzernähnlichen Denkweise agiert. Hier werden Entscheidungen über Personalien getroffen, bei denen der Wert des Einzelnen scheinbar keine Rolle spielt. Entscheidungen, die für die 'kleinen Mitarbeiter' schmerzhaft sind, dringen nicht mehr nach oben durch oder werden ignoriert.
Das Betriebsklima hat sich bereits in meiner Zeit dort zunehmend verschlechtert, geprägt von wachsendem Druck von oben. Auch aktuell höre ich von ehemaligen Kollegen, dass sich an dieser Situation nichts geändert hat; teilweise hat sie sich sogar verschlimmert und in zahlreichen Kündigungen resultiert.
Kommunikation
Kommunikation ist eine DER Problemzone des Unternehmens. Quantitativ waren die Informationen meistens ausreichend, aber qualitativ oft bedenklich.
Vor der Pandemie war die Kommunikation effektiver, danach jedoch entwickelte sie sich zur Katastrophe. Dies wurde mir sogar von Führungskräften in persönlichen Gesprächen bestätigt und auch von diesen grob bemängelt, doch anscheinend gibt es weder den Willen noch die Möglichkeit zur Veränderung.
Häufig gab es Meetings, die eigentlich durch eine E-Mail hätten ersetzt werden können wenn nicht müssen, und umgekehrt wurden wichtige Informationen, die einer persönlichen Übermittlung bedurft hätten, einfach über interne Kanäle verbreitet.
Generell ist die Kommunikation im Unternehmen ungeschickt gehandhabt. Es fehlt an einheitlichen Angaben, da Informationen zuerst an Führungskräfte gehen, die dann autonom entscheiden, ob, wann und was sie den Mitarbeitern mitteilen.
Die Außendarstellung des Unternehmens ist nach wie vor gut, steht aber in krassem Gegensatz zur internen Realität.
Kollegenzusammenhalt
Die Stärke der Firma lag stets in der Förderung von Mitarbeiterbeziehungen, die durch regelmäßige Firmenevents unterstützt wurde. Diese Veranstaltungen ermöglichten es den Mitarbeitern, sich auch privat kennenzulernen, was zur Entstehung vieler wertvoller Freundschaften und einer familiären Atmosphäre im Unternehmen führte.
Leider nimmt dieser Zusammenhalt mittlerweile ab. Viele erfahrene und geschätzte Mitarbeiter verlassen das Unternehmen, und neue Teammitglieder, die oft nicht so gut in die bestehende Kultur passen, treten an ihre Stelle. Dadurch leidet die persönliche Ebene der Beziehungen im Team, was die einst so starke Gemeinschaft im Unternehmen schwächt.
Work-Life-Balance
Die Firma veröffentlicht regelmäßig Blogposts über die 4-Tage-Woche, die implizieren, dass man vier Tage bei vollem Gehalt arbeiten kann und das richtig toll ist. Home-Office und flexible Arbeitszeiten sind ebenfalls häufige Themen.
Das Home-Office funktioniert tatsächlich ziemlich gut, wurde aber erst durch die Pandemie 2020 im Unternehmen etabliert. Die meisten Teams haben halbwegs flexible Arbeitszeiten, doch es gibt immer noch Bereiche, in denen starre Arbeitszeiten von 8:00 bis 17:00 Uhr, im Journaldienst sogar bis 18:00 Uhr, erwartet werden, was heutzutage als veraltet gilt.
Bezüglich der 4-Tage-Woche: Es besteht keine Verpflichtung dazu, aber einige Personen behandeln das Thema fast schon herablassend. Es herrscht Unklarheit darüber, was genau unter einer 4-Tage-Woche zu verstehen ist. Die Mitarbeiter sprechen von vier Arbeitstagen bei vollem Gehalt, mit einer theoretisch offenen, aber nicht 40 oder 38,5 Stunden umfassenden Arbeitszeit. In absehbarer Zukunft scheint es hierfür jedoch keine konkreten Pläne zu geben, was intern auch klar so kommuniziert wird.
Hinzu kommt eine Urlaubsregelung, die zu großer Verärgerung führte, da sie als völlig sinnbefreit empfunden wird.
Vorgesetztenverhalten
"Die direkten Vorgesetzten in der Firma sind größtenteils kompetent und sehr engagiert. Sie setzen sich für ihre Teams ein und tragen maßgeblich zu einer positiven Arbeitsatmosphäre bei. Bezüglich der restlichen Führungsebene wurde bereits in einem anderen Teil meiner Bewertung ausführlicher eingegangen.
Arbeitsbedingungen
Die Büroräumlichkeiten in Linz sind topmodern und verfügen meiner Meinung nach über eine erstklassige Ausstattung. Ich kann die Kritik in einer früheren Bewertung, die das Büro bemängelt, überhaupt nicht nachvollziehen.
Auch die technische Ausstattung in meinem Arbeitsbereich war sehr gut. In diesem Punkt gibt es meinerseits nichts zu beanstanden.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Die Firma bemüht sich um korrektes Verhalten, meiner Meinung nach sogar ein wenig zu sehr. Ein Beispiel hierfür ist die Umstellung der ehemaligen 'Guzzi'-Lade, die mit bekannten Süßigkeitenmarken gefüllt war, auf kleinere Portionen 'gesunder' Süßigkeiten. Es wurde argumentiert, dass trotz der Umstellung mehr Geld ausgegeben wird, was anfangs zutreffen mochte. Allerdings wird meiner Einschätzung nach insgesamt gespart, da einfach weniger von diesen Snacks verzehrt wird.
Es ist einfach nicht dasselbe. Wenn man bei geistig anspruchsvollen Aufgaben eine kleine Stärkung braucht, bevorzugt man manchmal einfach den gewohnten, leckeren Schokoriegel statt eines Bio-Fair-Trade-Riegels, der einem vielleicht nicht so zusagt. Aber das ist vielleicht nur meine persönliche Sichtweise.
Es wurden alle Seller-Fahrzeuge auf E-Autos umgestellt was ich für einen guten Schritt halte.
Gehalt/Sozialleistungen
Nach meiner Einschätzung liegt das Gehalt im Durchschnittsbereich. Früher waren die angebotenen Benefits umfangreicher und attraktiver, obwohl ich persönlich nicht alle in Anspruch genommen habe.
Image
Nochmals betont: Früher war die Firma absolut top, und jeder Mitarbeiter hätte den Job ohne zu zögern Freunden oder Bekannten empfohlen. Heute sieht das leider anders aus. Unter den langjährigen Mitarbeitern finde ich kaum noch jemanden, der heutzutage eine Stelle in unserem Unternehmen weiterempfehlen würde. Dieser Wandel ist ein wirklich trauriges Zeichen für die Entwicklung der Firma.