Saisonaushilfe als Callcenter-Agent beim ÖAMTC: Ignoranz von Arbeitnehmerrechten en masse
Gut am Arbeitgeber finde ich
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Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die oben genannten Punkte sprechen für sich denke ich.
Verbesserungsvorschläge
-Mehr Mitarbeiter
-Gesetze beachten
-Bestehende Mitarbeiter und neue fördern und als langfristiges Investment aufbauen
-Benefits allen zuteil werden lassen (Nachtstunden, Tickets, Sodexo etc)
-Negatives Verhalten unterbinden
-Kommunikation verbessern --> Manche wussten bis kurz vor Schluss nicht, ob sie übernommen werden und beführchten somit massive finanzielle Einbußen
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre beim ÖAMTC war von Anfang an durch hohen Druck und bloßstellen geprägt.
Bereits im Schulungsmonat wurden viel zu viele Themen in einer extrem hoch getakteten Frequenz in die Köpfe der neuen Mitarbeiter gehämmert.
Auf Nachfragen reagierten die Trainer entweder sehr genervt oder mit Aussagen der Kategorie "Das haben wir schon mal vor 3 Tagen besprochen (Anm. von mir: Für 5 Minuten im Durchlauf-Tempo)" oder mit Gegenfragen gekontert, obwohl ich und alle anderen Teilnehmer mehrfach betonten, dass man die Lösung einfach nicht weiß und deshalb Gefahr läuft, den Anschluss zu verlieren.
Am Anfang der Schulung wurde dazu noch wertvolle Lernzeit mit geografischen Übungen verschwendet, die durch die Nutzung von GoogleMaps absolut obsolet waren. Noch dazu wurden wir (trotz Aufnahme explizit als BackOffice-Mitarbeiter) zusätzlich auf FrontOffice-Skills geschult - Hierzu wurde in den folgenden Monaten leider auch keine Gehaltsanpassung vorgenommen.
Der überwiegende Teil der dienstälteren Kollegen (dies bedeutet hier allerdings, dass man eine durchschnittliche Arbeitszeit von max. 4 Jahren vorweisen kann) benutze uns neue Kollegen als Sündenbock um Fehler abzuwälzen.
Kommunikation
Wie bereits oben beschrieben wurden wir von den gleichgestellten Kollegen als Sündenbock abgestellt. Kommunikation erfolgte (obwohl man nebeneinander saß) nur via Teams-Chat oder durch extreme Verbalisierungen wie Anschreien, Beleidigungen (Formulierungen wie Beleidigungen oder Aussagen wir wären alle minderwertige Mitarbeiter und machen nur Fehler, will mir nicht deren Namen merken weils ma alle wurscht sind") waren an der Tagesordnung.
Auch Kommunikation von Vorgesetzen war sehr mangelhaft bzw. nahezu nicht vorhanden.
Auch wurde von Kollegen betriebliche Richtlinien, die den Kompetenzbereich von Abteilungen skizzierten, ignoriert wenn man damit den neuen Schuld und Arbeit zuweisen konnte.
Kollegenzusammenhalt
Der einzige Kollegenzusammenhalt, den ich positiv hervorheben möchte (neben einigen Trainern, die immer gern halfen - leider die Ausnahme - und manchen doch sehr netten Kollegen, die leider oft das sinkende Schiff für bessere Jobs verließen) war unter uns neuen Kollegen.
Dadurch dass wir fast nur Ablehnung von den anderen erfuhren, versuchten wir uns gegenseitig zu helfen, was meist gut funktionierte - Einen generellen Support des Unternehmen vermisste man dennoch ständig.
Work-Life-Balance
Durch die extremen Arbeitzeiten im Bereich von 6 Uhr bis 22 Uhr war an Freizeit kaum zu denken.
Noch dazu kam, dass nach vielen Mitarbeiterkündigungen kaum neue Mitarbeiter als Ersatz aufgenommen wurden. Daraus folgten dann ständige Anrufe, SMS und Mails in der Freizeit, wo man mit Anfragen zu Mehrstunden, Zusatzdiensten etc. belästigt wurde.
Vorgesetztenverhalten
Vorgesetzte, die laut Arbeitsrichtlinien dazu verpflichtet waren, stündlich das Arbeitsaufkommen zu überprüfen, um dann die Einteilung flexibel anzupassen, taten dies kaum.
Außerdem waren zu vielen Zeiten (vor allem am Wochenende - eine Zeit mit dem höchsten Arbeitsaufkommen) sogar keine Vorgesetzte anwesend. Ich habe sogar Phasen erlebt, in denen ich als neuer Mitarbeiter (Backoffice) mit 2 komplett neuen Frontoffic-Kräften alleine war und dementsprechend massive Wartezeiten für Kunden entstanden. Keiner konnte mir Hilfestellungen leisten, da keiner die Praxis hatte.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben sind ebenso vielfältig wie dennoch monoton. Man erlebt in vielen Anfragen die selben Abläufe, die sich repetetiv wiederholen und viel zeit in Anspruch nehmen, die laut Unternehmen aber nicht sich genommen werden darf.
Gleichberechtigung
Die Gleichberechtigung war nicht vorhanden. Manchen Kollegen wurden besondere Previlegien eingeräumt, weil diese von Verhalten her über Leichen gingen und Kollegen an den Pranger stellen, damit die Teamleitungen einfaches Spiel haben, Kollegen gezielt zu denunzieren oder das Dienstverhältnis zu beenden.
Umgang mit älteren Kollegen
Die einzig nennenswerten älteren Kollegen waren entweder Teamleiter, einige Trainer oder reguläre gleichgestellte Kollegen.
Von diesen ging aber zu 90% kaum Entgegenkommen oder Hilfe aus.
Arbeitsbedingungen
Die Bedingungen waren dementsprechend schlecht. Es wurde verlangt, 16min vor Dienstbeginn ohne Bezahlung am Platz zu sitzen und bereit zu sein.
Mittels Mails der Vorgesetzten wurden wir gezwungen, gesetzlich zustehende Bildschirmpausen auszusetzen. Auch der gesetzliche Anspruch auf eine 20 Minuten Bildschirmpause (wenn 2h keine möglich war) wurde von Teamleitern verwehrt - ebenso wie die illegale Einschränkung auf diese Pause erst ab der 2. Dienststunde.
Auf Nachfragen oder Feedback hierzu wurde ablehnend reagiert und solche Konflikte in Rundmails öffentlich ausgetragen.
Das Licht (Leuchtstoffröhren und stets geschlossene Jalousienen) und die schlechte Luft (KEIN EINZIGES FENSTER ZUM ÖFFNEN) haben einen massiven negativen Impact auf die Gesundheit.
Dazu wurde Bildschirmpausen verboten, was zu ständigen Kopfschmerzen/Migräne führte.
Auf die Sitzmöbel und Schreibtische waren oft defekt und nicht mehr ergonomisch konfigurierbar.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es gibt zwar die Möglichkeit eines finanzierten Fahrads oder Öffi-Tickets- dies wurde uns Saisonkräften aber verwehrt.
Die Zahlung der Pendlerpauschale wurde trotz Einreichung vor Dienstantritt auch erst ab dem 2. Monat vorgenommen.
Gehalt/Sozialleistungen
Alles in allem war die grundsätzliche Höhe des Gehalts okay, aber im unteren Branchendurchschnitt.
Uns Saisonkräften wurden jedoch Nachtstunden ab 20 Uhr nur mit jeweils 1€ vergütet, die 15 vor Dienstbeginn (siehe oben) wurden nie bezahlt und auch der Sodexo-Gutschein für Mitarbeiter im Wochenenddienst wurde nicht zuverlässig an alle rausgegeben.
Durch die Öffnungszeiten der hausinternen Gastro (am Wochenende IMMER geschlossen und hauptsächlich für die Büro/Admin der oberen Etagen vorgesehen) wurden dadurch massive Zusatzkosten für Lebensmittelversorgung fällig.
Meist wurde bestellt, da der nächste Billa/Spar durch die Ampelschaltung der am Weg gelegenen Kreuzung und den Laufweg 10-15min (eine Richtung) entfernt waren und somit alles am Weg hinuntergeschlungen werden musste. Erholung kam so nie zustande.
Image
Nach außen pflegt der ÖAMTC ein Saubermann-Image, intern gilt jedoch das Gegenteil.
Auch durch die Umstrukturierung des BackOffice-Bereich während der Hochsaison Sommer war keine ruhige Umgewöhnung möglich.
Anstatt wie zuvor Rückrufe anzulegen und den Kunden nach Wartezeit (die dieser effizient für eigene Orga nutzen konnte) muss der Kunde nun aktiv in der Warteschleife bis zu 1 Stunde warten, und dies teilweise in Urlaubsregionen mit extremer Hitze.
Karriere/Weiterbildung
Karriere wurde nur denjenigen zuteil, die charakterlich eher antagonistisch eingestellt waren.
Diese nahmen sich trotz Gleichstellung aufgrund Position raus, andere Kollegen zu schelten. Dies wurde von Vorgesetzten toleriert und unterstützt, weil das ihnen Arbeit abnahm. Das führte dann zu einem Teufelskreis aus:
Schlechte Behandlung --> Mitarbeiter kündigt --> Weniger Mitarbeiter --> Frust wegen Mehrarbeit --> Schlechte Behandlung -->
und so weiter.