Interessante Erfahrung in dem Sinne, dass man danach so richtig abgehärtet ist
Gut am Arbeitgeber finde ich
Manche (wenige) Aufträge; der Firmenhund, der wohl sozialste Mitarbeiter von allen; relativ zentrale Lage des (damaligen) Büros
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Mangel an Selbstreflexion/-kritik, Mangel an Zwischenmenschlich- und Herzlichkeit gegenüber den Angestellten, demotivierender Umgangston, Atmosphäre von Stress und Hektik im Büro, unterirdische Geld- und sonstige Leistungen verglichen mit anderen Agenturen.
Verbesserungsvorschläge
An erster Stelle: Selbstreflexion betreiben und selbstkritisch Dinge hinterfragen. Als nächstes attraktivere Anstellungsbedingungen schaffen wie z.B. Einführung 13. Monatslohn, 5 Wochen bezahlte Ferien statt nur 4, sonstige Benefits oder kleine (einmalige) Boni. Wenn dies über dem Ausgabebudget der Firma liegt, muss man sich auch nicht wundern, wenn die Angestellten bald mal eine neue, bessere Stelle anderswo finden.
Arbeitsatmosphäre
War am Anfang eigentlich ganz gut, wurde aber über die Zeit spürbar schlechter und angespannter. Sowas wie Mitarbeiterwertschätzung kannten die Vorgesetzten nicht. Kritik folgte immer auf dem Fuss (was an sich nicht falsch ist), Lob gab es hingegen praktisch nie (was eindeutig falsch ist). Deshalb blieben viele Leute auch nur ganz kurz, infolgedessen gabs immer wieder (nicht zu wenige) Bewerbungsgespräche, die zusammenaddiert wohl einige Stunden an Aufwand kosteten. Aber für die Vorgesetzten gehörte das fast schon zum ganz normalen Tagesgeschäft. Wie anderen schon erwähnten, bekam man oft auch vom Privatleben des Vorgesetzten mit - was manchmal echt erheiternd war :)
Kommunikation
Interne Kommunikation war definitiv ausbaufähig. Wenn man mal was von der Chefetage brauchte an Infos, war diese meist nicht verfügbar (oft ausser Haus, in einem Meeting im Büro oder mit internen Angelegenheiten beschäftigt). Auch sonst herrschte viel Geheimniskrämerei. Es war z.B. nichts Ungewöhnliches, wenn Angestellte plötzlich von dem einen auf den anderen Tag nicht mehr erschienen und man erst Wochen später (oder auch gar nicht) von der Auflösung des Arbeitsverhältnisses erfuhr - in knapper Form und es war natürlich die Schuld der betroffenen Person.
Kollegenzusammenhalt
Die einfachen Angestellten kamen grundsätzlich gut untereinander aus. Allerdings sollte man wissen, dass es zwei Sparten Mitarbeiter gibt: das langjährige, den Vorgesetzten gegenüber loyale Kernteam und die Neulinge. Bei guter Vorausplanung war auch eine Arbeitsaufteilung kein Problem. Weil viele nur kurz blieben (einige Monate bis maximal zum Ende der Probezeit), konnte man leider nur schwerlich von Arbeits-"Kollegen" sprechen.
Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance war irgendwo zwischen ausbaufähig und branchenüblich. Früher oder später gabs Überstunden bzw. im schlimmsten Fall sogar Überzeit aufgrund knapper Deadlines und hoher Arbeitsbelastung - notabene ohne Kompensation. Selten mal konnte man bei wenig Arbeit etwas früher nach Hause gehen.
Vorgesetztenverhalten
Die oberste Etage alleine verdient nur 1 Punkt: unfähig zur Selbstreflexion, immer waren die anderen schuld. Wie vorher schon erwähnt, wurde selten bis nie ein lobendes Wort ausgesprochen - etwas, was für die Mitarbeiter sehr motivierend/aufbauend und auf lange Sicht extrem wichtig wäre. Der Umgang mit den kreativen Vorgesetzten war da schon einfacher: Diese waren meistens hilfreich und gut im Instruieren. Deswegen insgesamt 2 Sterne.
Interessante Aufgaben
Zu Beginn waren die meisten Aufgaben tatsächlich interessant, man konnte sich kreativ austoben. Mit der Zeit allerdings immer mehr mit kleinen und manchmal auch grossen Routine-Jobs abgespeist. Ausgestaltung des Aufgabengebietes war einseitig: Die Vorgaben für einen Auftrag waren klar festgelegt (wann, wie, wer) und man hatte dies ohne grosse Fragen umzusetzen - oft auch mit ganz knappen Deadlines.
Gleichberechtigung
Grundsätzlich gab es mehr Mitarbeiter als Mitarbeiterinnen. Es war jedoch keine eindeutige Bevorzugung erkennbar.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitscomputer waren ok. Das (mittlerweile frühere) Büro war von der Grösse her auch in Ordnung. Die Arbeits-Software war Stand 2019 - um Kosten zu sparen - eindeutig veraltet (ca. von 2012). Dies brachte mit der Zeit Kompatibilitätsprobleme mit sich, z.B. bei der Verwendung von extern angelieferten Dateien.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umwelt-/Sozialbewusstsein quasi nicht vorhanden. Jeglicher Abfall mit Ausnahme von Karton wurde einfach in einen riesigen Müllsack gepackt, d.h. keine Papiertrennung. Der Drucker wurde täglich bis aufs Äusserste beansprucht, weil Unterlagen doppelt und dreifach archiviert werden mussten, also auch auf Papier = unglaublich grosser Papierverbrauch.
Gehalt/Sozialleistungen
Absolute Knausrigkeit beim Thema Gehalt und Benefits: Gesetzlich minimale Konditionen für den Arbeitnehmer (kein 13. Monatslohn; 100%-Pensum entspricht zwar 40 Std./Woche, aber Entschädigung erst ab 45 Std.); "nur" 4 Wochen Ferien, wovon einige Tage ohne Absprache z.B. auf die Altjahreswoche festgelegt und damit vom frei planbaren Feriensaldo abgezogen werden) bedeutet maximaler Profit für den Arbeitgeber. Die Löhne wurden aber immerhin jeweils pünktlich ausbezahlt - so wie es auch sein sollte.
Image
Natürlich wurde/wird versucht, nach aussen hin, z.B. über die Webseite, seriös aufzutreten. Dafür wurde so manches, was hinter den Kulissen passiert war, auch gerne verheimlicht. Insgesamt legte die Firma gefühlt nicht so viel Wert auf ihr Image.
Karriere/Weiterbildung
Die Vorgesetzten hatten kein konkretes Interesse z.B. an Mitarbeitergesprächen (musste man von sich aus anmelden). Warum auch, wenn (neue) Mitarbeiter ohnehin wie Verschleissteile behandelt werden und eine hohe Mitarbeiterfluktuation herrscht. Wichtig war einzig die erbrachte 150%-Leistung.