Sherpany in Lissabon, Portugal - außen Hui, innen nicht so ganz.
Arbeitsatmosphäre
Es wird von Unternehmensseite viel dafür getan, dass neue Mitarbeiter sich mit der bestehenden Belegschaft verbinden.
Allerdings ist alles sehr schnelllebig, und viele Mitarbeiter aus anderen Abteilungen fühlen sich über Angestellte in "geringerer" Position erhaben. Manche reden erst gar nicht und laufen stumm vorbei, als wäre man ein Geist.
Kommunikation
Es gibt tägliche Meetings, und es wird viel geredet und kommuniziert - allerdings so viel, dass man als neuer Mitarbeiter schnell den Überblick verliert.
Man soll zwar "immer wieder fragen", hört im gleichen Atemzug aber auch "...aber nicht zu oft, sonst werde ich schon pampig".
Kollegenzusammenhalt
Wie beschrieben, ist der familiäre Zusammenhalt schöner Schein, aber die meisten Kollegen antworten dir nicht mal wenn du außerhalb der Videomeetings 'hallo' sagst.
In meiner Einarbeitung habe ich auch gleich zu verstehen bekommen, dass meine zwei Kollegen in der Abteilung permanent Überstunden schieben, und ich möglichst schnell lernen soll, um sie zu entlasten weil sie nicht mehr können.
Über ehemalige Kollegen wurde kein gutes Haar gelassen und meine beiden Abteilungskollegen haben gegenseitig übereinander abgelästert.
Man stellt sich als neuer Mitarbeiter schon die Frage, wie über einen selbst geredet wird wenn man nicht dabei ist.
Work-Life-Balance
Arbeiten nur von daheim. Man kann - wenn man will - ins zentrale Büro in Lissabon kommen, muss aber nicht.
Vorgesetztenverhalten
Tägliche meetings, teilweise schon zu viele.
Wirken teilweise ausgebrannt, Umgangston aber immer freundlich.
Als ich nach 2 Wochen die Reißleine zog und gekündigt habe, wurde kurz ein letztes Videogespräch geführt, und das war es dann auch.
Meine Papiere habe ich bis heute - 3 Monate später - nicht erhalten, inzwischen brauche ich sie aber auch nicht mehr.
Interessante Aufgaben
Es wird sehr viel verlangt, und man soll auch sehr viel tun.
Das ist auf einer Seite gut, denn man kann über den Tellerrand schauen und andere Abteilungen kennenlernen.
Allerdings ist es gerade während des Onboardings sehr verwirrend und man wird erschlagen mit Infos über alles mögliche.
Gleichberechtigung
Es gibt junge, alte, männliche, weibliche, queere Mitarbeiter - hier kann ich nichts negatives schreiben.
Umgang mit älteren Kollegen
Die gibts es, und sie werden augenscheinlich nicht anders behandelt als der Rest der Belegschaft.
Arbeitsbedingungen
Das Büro ist Zentral in Lissabon.
Laptop, Telefon und Tablet werden gestellt.
Gehalt/Sozialleistungen
Für all das was man leisten muss, definitiv viel zu wenig.
Darüber hinaus ist Lissabon durch Gentrifikation und Massentourismus eine der teuersten Städte Europas, und mit dem Gehalt kommt man nach Abzügen kaum über die Runden, wenn man nicht in WGs weit außerhalb der Innenstadt leben und jeden Tag Tütensuppe essen will.
Allein eine einfache 1 Zimmer Wohnung ohne Möbel kostet in der Stadt schon gute 700 bis 800 Euro, dazu kommen weitere Fixkosten für Strom, Gas und viele Produkte im Supermarkt, die das selbe oder mehr kosten als in deutschen Supermärkten. Die Preise in Restaurants, Clubs, und Kinos sind auch die selben wie in Deutschland.
Bezahlt wird man aber nach portugiesischen Maßstäben, und man bekommt im Customer-Care um die 1300 Euro raus.
Abiturienten, die mal einen Sommer unter der Sonne verbringen wollen finden sich damit sicher zurecht - aber im Leben stehende Menschen suchen sich etwas besser bezahltes.
Gerade als deutsche Muttersprachler gibt es in Lissabon genug Auswahl.
Karriere/Weiterbildung
Es wird viel versprochen und in Aussicht gestellt - ob es so ist, kann ich nicht beurteilen, da ich nach zwei Wochen wieder gegangen bin.