"Mehr Schein als Sein.... Leider nicht so wie sie sich nach aussen geben..."
Arbeitsatmosphäre
Die Zurich resp. Zurich Invest AG (ZIAG) investiert viel resp. tut viel, dass sie auf dem Papier als guter Arbeitgeber erscheinen. So gab es zum Beispiel die Aktion #speakup, wo im Intranet geworben wurde, dass man doch sagen solle was man denke oder Unfaires ansprechen solle. Auch das war neben anderem nur für das Image. Ich hatte nämlich überhaupt nicht den Eindruck, dass es erwünscht ist, dass man ausspricht was man denkt oder Ungereimtheiten anspricht. Weist man den Vorgesetzten auf nicht ganz korrekte Geschäftspraktiken hin, kriegt man Kommentare zu hören wie: "Willst du uns jetzt etwa bei Compliance verpetzen?" oder "Du musst dir halt überlegen ob du hier am richtigen Ort bist!". Weiter werden bei der Zurich Menschen die eine andere Meinung als die Masse vertreten, wortwörtlich aus den Bürogebäuden verbannt. Nur die vorgegebene Meinung wird akzeptiert. Wenn ich das Motto "Bei Zurich herrscht eine Kultur der Inklusion" lese, muss ich laut lachen.
Kommunikation
Es herrscht ein Klima der Frustration. Die regelmässigen Teammeetings dienten dazu, dass man eine Stunde lang über die externen Dienstleister herzog. Man suchte nicht wirklich nach Lösungen, es ging nur darum den Frust abzuladen. Um dann eine Woche darauf das Ganze zu wiederholen. Ich versuchte anfangs vorwärts zukommen, suchte nach Ideen und Lösungen um etwas zu verändern. Bemerkte aber schnell, dass dies gar nicht wirklich gewünscht ist. Man geht nur kaputt daran. Die wollen einfach in diesem Trott weitermachen und regelmässig gemeinsam den Frust ablassen. Etwas zu verändern wäre dann aber doch zu anstrengend.
Kollegenzusammenhalt
Es gab einige nette Kolleg*innen auf gleicher Stufe. Die Hierarchie kriegt man aber ganz klar zu spüren. Der Kollegenzusammenhalt wird aber von den Vorgesetzten auch nicht gefördert. Die ZIAG verkündet zwar stolz herausragende Geschäftsabschlüsse, für die Teamkassen schien aber trotzdem nichts herauszuspringen. Die ZIAG LÄDT zum Skitag ein, welcher die Mitarbeiter grosszügigerweise selber berappen dürfen. Gleich sieht es aus, wenn ein Teamglühwein trinken stattfindet. Es erfolgt zwar eine offizielle Einladung durch den Head, den Glühwein holt und bezahlt jeder Mitarbeiter dann selber. Das Gleiche auch beim Teamessen in der Pizzeria. Jeder Mitarbeiter bezahlt seine Pizza selber obschon vom Vorgesetzten die Einladung versandt wurde. So etwas hatte ich bei vorherigen Arbeitgebern noch nie erlebt. Es zeigt ganz klar die Wertschätzung welche diese Firma Mitarbeitern gegenüber hat.
Work-Life-Balance
Auch hier ist die Zurich resp. die ZIAG auf dem Papier sehr fortschrittlich und offen. Man darf ein Teilzeitpensum antreten. Was das konkret heisst: Man darf 100% oder mehr arbeiten und ein Gehalt von 80% beziehen, Überstunden kompensieren gibt es nicht. Als ich den Head der Geschäftseinheit fragte, warum mein Job als 80% ausgeschrieben war, da dies ja eigentlich gar nicht zu bewältigen sei, antwortete er, Zitat: "diese Teilzeitpensen sind sowieso Quatsch, das schreiben wir nur so aus, weil uns der Konzern dazu zwingt." Ich informierte das HR über meine Situation und speziell über diese Aussage einer Person des höheren Kaders und habe nie eine Rückmeldung oder Antwort erhalten. So ernst werden bei dieser Firma Mitarbeiteranliegen genommen.
Vorgesetztenverhalten
Die Vorgesetzten in der ZIAG sind konfliktscheu. Man redet nur um den heissen Brei, ist nicht lösungsorientiert. Probleme mit externen Partner werden über MONATE sogar JAHRE hergeschoben und es wird einfach zugeschaut. Wenn man etwas bewegen will und vorwärts machen will, raubt es einem die ganze Energie und man ist trotzdem nicht weitergekommen. Mit dem Vorgesetzten redet man vergebens über die Probleme und kriegt nur antworten wie "das ist halt einfach so" zu hören. Man muss auch jederzeit damit rechnen, dass der Vorgesetzte einem in den Rücken fällt, da er aus mir unverständlichen Gründen, kein Interesse daran hat, dass Probleme angegangen und beseitigt werden. Es fehlt ganz klar an Dynamik und es ist enorm motivationsraubend.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben und das Portfolio waren sehr spannend und herausfordernd. Grundsätzlich hätte es mir grossen Spass gemacht dies zu bearbeiten. Jedoch nicht in dieser Atmosphäre und in diesem Arbeitsumfeld.
Umgang mit älteren Kollegen
Beförderungen in der ZIAG laufen nach Dienstalter. Man muss einfach genug lange dasitzen, sich bei den richtigen Personen einschleimen und dann spült es einem hoch. Das merkt man gut an der Qualität der Vorgesetzten....
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es gibt seeeeehr viel Greenwashing....
Um nur ein Beispiel zu nennen: hat sich die Zurich was gaaanz tolles für den Umweltschutz überlegt: Für die "Umwelt" gibt es jetzt im Skykey in Oerlikon keine Abfalleimer bei den Schreibtischen mehr... So dass nun jede*r Mitarbeiter*in sich Einweg-Kaffeebecher holt und den Abfall dort reinstopft oder noch besser das benutzte Kleenex einfach direkt auf den Shared-Schreibtisch legt. Und das nach dem während den letzten Jahren in diesem Gebäude eine Covid-Hysterie herrschte. Hypokritischer geht es aus meiner Sicht nicht mehr. Geht man dann mittags in die Kantine, findet man von Fischknusperli über Kalbsbratwurst und Pouletgeschnetzeltem die ganze Palette. Nach Plant-based sucht man vergebens. Fragt man bei Communication und den Kantineverantwortlichen nach, ob den pflanzliche Alternativen nicht allenfalls besser in das grüne Konzept der Zurich passen würden, kriegt man eine standartisierte Antwort: Man habe den Punkt aufgenommen und man arbeite daran.... Bin gespannt wie lange sie noch daran "arbeiten". Ob es bei den entfernten Abfalleimern wirklich um die Umwelt geht oder vielleicht doch nur um Kostenoptimierung, lässt Zweifel offen.
Gehalt/Sozialleistungen
80% Gehalt für 100% Arbeit.