Das Schlimmste was mir je passiert ist
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das Mikroklima, d.h. die Atmosphäre in den Abteilungen / unter den Kollegen
Engagierter Betriebsrat
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Autoritärer Führungsstil (der Fisch stinkt vom Kopf)
Abteilungsleiter lassen sich zum Mobbing anhalten
Kein respektvoller, wertschätzender Umgang
Mitarbeiterpotentiale werden nicht genutzt
Zu wenige Mitarbeiter an der Basis (zu viele in Führungspositionen)
Verbesserungsvorschläge
• Respektvoller, wertschätzender Umgangston und Umgangsformen
• Abteilungsleitungen nach Fähigkeit und nicht nach Nase vergeben
• Schulungen in Personalführung
• Mitarbeiterpotentiale nutzen
• Mitarbeiter nach Eignung einsetzen
• Mit den Mitarbeitern reden
• Ängste / Wünsche der Mitarbeiter wahrnehmen
• Personalentwicklung
• Einhalten der gesetzlichen Vorgaben
Arbeitsatmosphäre
Es herrscht ein Klima der Angst. Jeder hat Angst, dass er bei der nächsten Entlassungswelle dabei sein könnte. Obwohl Entlassungen bisher nur im Data Management Bereich nötig waren, waren andere Bereiche immer durch „vergleichbare Tätigkeiten“ mit betroffen.
Kommunikation
Die Mitarbeiter erfahren nur das, was für ihre Arbeit unbedingt nötig ist. Informationen bei der Übernahme von Accovion durch Clinipace wurden in einer als Werbeveranstaltung getarnten Informationsveranstaltung vermittelt, die Präsentationen erinnerten an Hochglanzbroschüren, der Informationsgehalt war entsprechend gering. Die Mitarbeiter wissen heute noch nicht, wie es im nächsten Jahr unter der Clinipace Regie weitergehen wird.
Kollegenzusammenhalt
Die Kollegialität ist toll, zumindest unter den Kollegen, die nicht zu den „Auserwählten“ der Vorgesetzten gehören. Man kann sich auf seine Kollegen verlassen, sie springen gerne ein, wenn es eng wird. Die in einer anderen Kritik genannten „Kollegenschweine“ sind vorhanden, um die muss man einen Bogen machen. Leider nimmt die Anzahl der kollegialen Kollegen durch Kündigungen des Arbeitgebers oder auch Eigenkündigungen immer mehr ab.
Work-Life-Balance
Wie schon beschrieben, werden Überstunden gerne akzeptiert, so dass vor allem Teilzeitkräfte schnell große Gleitzeitsaldi aufbauen. Da bei der Verteilung der Arbeit keine Rücksicht auf etwaigen Teilzeitstatus genommen wird, ist die Work-Life-Balance bei Teilzeitkräften oft zur „Work“ verschoben.
Vorgesetztenverhalten
Der Fairness halber muss man sagen, dass das Vorgesetztenverhalten in den Abteilungen sehr unterschiedlich ist: In Data Management und Statistik, IT und Medical Writing sind die Vorgesetzten kompetent, fair, motivierend, respektvoll und wertschätzend.
Im klinischen Bereich herrschen dagegen Inkompetenz und demotivierendes Verhalten vor. Meine Bewertung bezieht sich auf den klinischen Bereich.
Karrierekriterium scheint Unerfahrenheit zu sein. Es wird nicht im Interesse der Mitarbeiter gehandelt, sondern vornehmlich zum eigenen Vorteil. Die Mitarbeiter werden nach dem Nasefaktor beurteilt und entsprechend gefördert oder ignoriert. Der Führungsstil ist sehr autoritär, Kritik wird nicht geduldet, Erfahrungen der Mitarbeiter werden nicht genutzt. Ich habe sogar erlebt, dass die Erfahrungen eines Mitarbeiters, die dringend für ein Projekt benötigt worden wären, den Vorgesetzten völlig unbekannt waren, weil man sich für Mitarbeiter nicht interessiert.
"Personalführung" ist nicht existent. Das Personal hat zu spuren. Wer Kritik äußert, sieht sich mit folgendem Zitat konfrontiert:“Dort hinten hat der Maurer ein Loch in der Wand gelassen, dieses nennt man Tür. Dort können Sie gerne durchgehen, wenn Ihnen hier was nicht passt.“ Wer das nicht freiwillig tut, wird rausgememobbt.
Kommunikation erfolgt einseitig, Infos erhalten nur die, die in der Gunst der Vorgesetzten stehen, die anderen werden in unregelmäßig durchgeführten „CEO-Calls“ über das Nötigste informiert. Kritische Fragen werden betont herablassend und mit viel nichtssagendem Gelaber beantwortet.
Interessante Aufgaben
Die wirklich interessanten Aufgaben werden in dieser Branche leider von den Auftraggebern selbst erledigt. Sollten mal interessante Aufgaben vergeben werden, so haben zumeist diejenigen diese erhalten, die in der Gunst der Vorgesetzten stehen. Wer ins Kreuzfeuer geraten ist, hat die zum Scheitern verurteilten Projekte erhalten.
Gleichberechtigung
Frauen haben gute Aufstiegschancen (sofern sie keine kritischen Äußerungen tätigen) und sofern sie in ein gewisses Körperschema passen.
Frauen nach Elternzeit werden trotz gesetzlichem Anspruch auf einen Arbeitsplatz, nicht wieder eingestellt, sondern wenn möglich abgefunden. Wer auf einen Arbeitsplatz besteht, bekommt ein Vollzeitangebot, wohlwissend, dass das wegen des Nachwuchses oft nicht möglich ist. Der Arbeitgeber hofft dann auf Eigenkündigung.
Umgang mit älteren Kollegen
Die älteren Kollegen sind in die Schusslinie geraten, da sie üblicherweise hohe Tarifstufen innehaben oder als ATler hohe Gehälter beziehen. Außerdem gehören sie zu der Gruppe derer, die noch die guten alten Hoechster Pensionskassenansprüche haben, die den Arbeitgeber jährlich teuer zu stehen kommen. Bei den Kündigungsrunden, für die selbstverständlich immer ein „Sozialauswahl“ zugrunde gelegt wurde, waren überraschenderweise überproportional viele ältere Kollegen (45+) betroffen.
Arbeitsbedingungen
Überstunden sind an der Tagesordnung und werden erwartet („das muss mal drin sein“), der Abbau selbiger ist dann in der Regel jedoch nicht mehr drin. Im Tarifbereich sind 100 Überstunden keine Seltenheit. Die durch Betriebsvereinbarungen geforderten Überstunden-Abbaupläne werden oft nicht vorgelegt. Das Problem ist bekannt, unternommen wird aber nichts. Der Betriebsrat scheint machtlos. Im AT-Bereich gibt es Vertrauensarbeitszeit, d.h. die Arbeitszeit wird nicht dokumentiert. Überstunden werden gerne gefordert, der Abbau müsste vom Vorgesetzten als sogenannter Gleittag genehmigt werden. Der Antrag dazu muss per Email gestellt werden, wird aber nach meiner Erfahrung vom Vorgesetzten nicht beantwortet, so dass man auch der Arbeit nicht fernbleiben darf, ohne eine Abmahnung zu riskieren.
Homeoffice wird den „Auserwählten“ gerne gestattet, viele von denen arbeiten fast ausschließlich im Homeoffice, d.h. sind im Büro nicht oder nur selten präsent. Die nicht „Auserwählten“ werden per Arbeitsanweisung aufgefordert, ihre Arbeitszeit im Büro zu verbringen, was selbstverständlich nicht ausschließt, dass man gerne am Wochenende zusätzlich von zu Hause arbeiten darf.
Durch diese ständige Überlastung sind die Krankheitstage erheblich angestiegen, einige Kollegen sind monatelang krank. Deren Kollegen erfahren hinterher, dass auf „Burn Out“ behandelt wurde, die Vorgesetzten wollen davon natürlich nichts wissen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Die Größe der Dienstwagen und die Mentalität, mit der diese gefahren werden, deuten darauf hin, dass das Umweltbewusstsein nicht sehr ausgeprägt sein kann. Der Treibstoff für die Dienstwagen wird per Tankkarte von der Firma übernommen, entsprechend wird auf sparsame Fahrweise kein Wert gelegt.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehälter und Sozialleistungen werden gewährt, wie im Tarifvertrag der chemischen Industrie festgelegt. Allerdings erhalten Neueinstellungen niedrige Tarifstufen als früher, oder sie werden von Clinipace angestellt, obwohl sie bei Accovion arbeiten. Da Clinipace nicht Mitglied im Arbeitgeberverband Chemie ist, ist es auch nicht an die Tarifgehälter der Chemie gebunden. Boni wurden wegen schlechter Geschäftsergebnisse schon seit Jahren nicht mehr gezahlt.
Die Betriebsvereinbarungen über freiwillige Sozialleistungen (Jubiläumszahlungen etc) wurden von der Geschäftsführung gekündigt.
Junge Akademiker erhalten das ihnen gemäß Tarifvertrag über Mindestjahresbezüge für akademisch gebildete naturwissenschaftliche Angestellte zustehende Mindesteinkommen nicht freiwillig. Sie müssen hart kämpfen, um entsprechend bezahlt zu werden.
Image
Das Image von Accovion wurde durch arrogantes, gutsherrschaftliches Gebaren verspielt. Die hohe Qualität der Arbeit ist inzwischen durch Unterbesetzung und Zeitmangel kaum noch zu halten. Das hat sich in der Pharmabranche rumgesprochen. Die Kündigungen haben ihr Übriges dazu beigetragen. Das trägt nicht zum Aufpolieren des Images bei.
Karriere/Weiterbildung
An meine letzte Weiterbildung kann ich mich nicht mehr erinnern. Karriere wird wie schon gesagt nur den Ja-Sagern gewährt.
Die Ratio Mitarbeitern zu Leitenden Angestellten weist ein krasses Missverhältnis auf.