Man merkt erst, was nicht gepasst hat, wenn man zu einem anderen Arbeitgeber wechselt
Arbeitsatmosphäre
Eine der großen Stärken der infinigate MSP (formerly known as acmeo). Miteinander steht im Vordergrund, Kolleginnen und Kollegen, die eher auf hauen und stechen gesetzt haben, waren meist nicht lange da. Das gute Verhältniss zwischen der großen Mehrheit der Mitarbeitenden, verdeckte so manche Mängel in anderen Bereichen.
Allerdings wurden auch schon mal Geschichten über ehemalige Mitarbeiter erzählt, auch von Mitgliedern der Geschäftsleitung. Da bekommen viele positive Erlebnisse einen Beigeschmack: „Was wohl über mich gesprochen werden wird, wenn ich mal gehe?“
Gleichzeitig wurde Kolleginnen und Kollegen ausdrücklich nahegelegt, positive(!) Bewertungen bei kununu abzugeben. Bei negativen Bewertungen oder auch nur kritischen wie einer früheren von mir, wurde die Löschung verlangt. In meinem Fall behauptete die Geschäftsleitung gegenüber kununu, diese Bewertung würde nicht von einem ehemaligen Mitarbeiter stammen und brachte kununu dazu, zum Nachweis Gehaltsbelege, Zeugnisse oder Anstellungsverträge vorzulegen.
Kommunikation
Innerhalb von Teams aber auch darüber hinaus meist sehr gut. Wer in ein Team nicht so gut hineinpasste, konnte wechseln und erhielt so eine neue Chance. Teamwechsler wurden weiter als gute Kolleginnen und Kollegen wahrgenommen.
Auch über die Arbeit hinaus entstanden oft gute Kontakte, die immer wieder auch länger andauerten, als das Beschäftigungsverhältnis.
Kollegenzusammenhalt
Auch hier galt, Kolleginnen und Kollegen hielten zusammen. Wo immer möglich, wurden Ziele gemeinsam beschlossen und gemeinsam bestimmt, wie man diese erreichen wollte. Daraus ergab sich ein großer Zusammenhalt innerhalb der Teams und in vielen Fällen auch darüber hinaus.
Work-Life-Balance
8 Stunden Arbeitszeit, 1 Stunde Pausenzeit, wenig Urlaubsanspruch. Nach der Regelarbeitszeit begann für viele Kolleginnen und Kollegen der Versuch, die Ziele trotz allem irgendwie zu erreichen. Das wurde von der Geschäftsleitung weder vergütet noch als Problem wahrgenommen, eher wurde es als selbstverständlich angesehen. Deswegen kippte bei Einigen das Engagement für die Erreichung von persönlichen Zielen und denen des Teams ins Ungesunde. Wachstum, das einige Jahre zuvor mit vernünftigem Aufwand erreichbar war, wurde weiter erwartet, obwohl die Marktsituation so hohe Zuwächse in der Zwischenzeit gar nicht mehr realistisch waren.
Vorgesetztenverhalten
Wie in jedem Unternehmen der Vertriebsbranche, gab es auch hier erhebliche Streuung. Ganz schlimm war es aber nie. Ein Stern fehlt, weil Mitarbeitenden in manchen Situationen schlechte Zielerreichung vorgeworfen wurde, obwohl zuvor Ressourcen gekürzt worden waren (meist Teamstärke). Ein zweiter Stern fehlt, weil von Seiten der Geschäftsleitung immer wieder versucht wurde an Teamleitern und manchmal sogar am Vertriebsleiter vorbei Mitarbeitende direkt zur Erledigung von „Sonderaufgaben“ zu bringen, die mindestens die zeitliche Planung Einzelner, oft aber auch laufende Prozesse in ganzen Teams samt Zielerreichung torpedierten.
Interessante Aufgaben
Langweilig wurde es nie. Es war immer spannend und motivierend Lösungen für Kunden und spezifische Szenarien zu finden. Die Produkte waren modern und brachten immer eigene Herausforderungen mit. Papierschubser und Schreibtischfesthalter waren hier falsch. Selbstständiges denken und arbeiten wurde gefordert und gefördert.
Gleichberechtigung
Der Anteil von Kolleginnen im Vertrieb und in Führungspositionen war meiner Einschätzung nach über dem Branchenschnitt, genauso wie zum Beispiel der Anteil von Kollegen im Rechnungswesen. Ich kann mich nicht erinnern, dass das Geschlecht Mitarbeiternder jemals eine Rolle gespielt hat.
Umgang mit älteren Kollegen
Hier war auch alles im Lot. Ich kann mich nicht erinnern, dass das Alter Mitarbeiternder jemals eine Rolle gespielt hat.
Arbeitsbedingungen
Trotz eindeutiger Ergebnisse bei internen Befragungen, wurde statt der favorisierten kleineren Büros ein Großraumbüro eingerichtet. Die dadurch notwendige Klimaanlage ist für manche Menschen einfach nicht so gut geeignet. Notebooks und vernünftige Monitore für jeden waren prima. Damit wurde allerdings auch mehr oder weniger deutlich die Idee verknüpft, das Arbeitsgerät auch dann zu nutzen, wenn die Tageszeit oder der Arzt etwas anderes nahelegte.
Zitat: „Solange die Finger heile sind, kann man auch Mails bearbeiten“ oder Outlook Web funktioniert auch auf dem Handy.“ Dienstliche Mobiltelefone gab es übrigens nicht … ich überlasse es den geneigten Leserinnen und Lesern, daraus eigene Schlüsse zu ziehen. Ä
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Alleine, dass es ein fast papierloses Büro war hat die Umwelt mächtig geschont. Bis auf Arbeitsverträge und die damit einhergehenden Dokumente, gab es fast nur im Marketing Papier. Für Dienstreisen wurde die Bahn favorisiert und den Mitarbeitern eine BahnCard 25 finanziert, die auch privat genutzt werden konnte. Lebensabschnittsgefährten waren immer wieder bei Veranstaltungen mit am Start, es gab „Kneipenabende“ die auch recht regelmäßig vom Unternehmen mitfinanziert wurden. Für Ausfallzeiten z. B. durch familiäre Notfälle oder andere Notlagen persönlicher Art gab es immer eine unkomplizierte Lösung.
Gehalt/Sozialleistungen
Die vielen Auszubildenden profitierten hauptsächlich von der guten Unterstützung untereinander, durch Kolleginnen und Kollegen und interne Weiterbildungen. Ihre Bezahlung war schlecht. Das galt allerdings uneingeschränkt auch für alle anderen Mitarbeitenden. Niemand hat nach dem Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber weniger verdient, viele erhielten nach einem Wechsel deutlich mehr, einige sogar doppelt so hohe Vergütungen oder mehr.
In Verbindung mit den stetig steigenden Arbeitsbelastungen ergab das eine Bezahlung, die mit „unterdurchschnittlich“ noch sehr freundlich umschrieben war.
Ja, es gab kostenlose Goodies wie Obst, Wasser aus dem Sprudler Kaffee und Milch. Später wurden Jobtickets und einige andere Annehmlichkeiten ergänzt. Was ein erfolgreicher Mitarbeitender im Vertrieb für IT-Lösungen fast überall anders ebenso bekommen hätte – plus eine deutlich höhere Vergütung.
Image
Die familiäre Atmosphäre, das große Engagement der Mitarbeitenden, das sehr serviceorientierte Denken, die enorme Expertise im Cloudsegment haben dem Unternehmen ein gutes Image gegeben.
Karriere/Weiterbildung
Innerhalb des Unternehmens hat sich die Geschäftsleitung lange und intensiv dagegen gewehrt, eine Führungsebene zwischen ihr selbst und den Mitarbeitenden einzurichten. Es wurde auch versucht, die ersten Schritte zu einer solchen Struktur so zu verkaufen, dass es nur „Erste unter Gleichen“ geben solle. Verantwortung aufzuteilen und an andere abzugeben war ein schwieriger Prozess. Weiterbildungen wurden gefördert, diese innerhalb des Unternehmens für die eigene Karriere einzubringen, gab es kaum. Die schlechte Bezahlung – insbesondere in Anbetracht der sehr attraktiven Spezialisierung – schaffte auch wenig Anreize. Nachdem zwischenzeitlich mehr als neunzig Menschen im Unternehmen arbeiteten ist mit dem Merge mächtig konsolidiert worden.