Anfangs Hui - später Pfui
Gut am Arbeitgeber finde ich
Der familiäre Zusammenhalt der Firma, welcher jedoch an der aggressiven Personaleinstellung etwas litt. Selten ging ich ungern in die Arbeit
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Bezahlung: Wie oben beschrieben, werden Einsteiger mit der "Standardbezahlung" abgespeist. Und wenn man nicht hart genug und aggressiv nachbohrt, stagniert das Gehalt gefühlt die kommenden Jahre. Deshalb ist die Firma für Berufseinsteiger wunderbar um erste Arbeitsluft zu schnuppern - mit wachsender Erfahrung sollte man sich jedoch um einen bezahlwilligeren Arbeitgeber bemühen.
Verbesserungsvorschläge
- Vermehrt Augen auf die "kleinen Mitarbeiter", die im toten Winkel der Firma hart arbeiten
- Bessere und leistungsgerechtere Bezahlung
- Innovationen zulassen, auch wenn es manchmal risikoreich ist
Arbeitsatmosphäre
Atmosphäre war sehr gut - ich habe mich immer wohlgefühlt. Man hatte viel Handlungsspielraum - den eigenen Kopf zu nutzen wurde gern gesehen. Somit konnte man größtenteils selbstständig arbeiten, hauptsache "der Laden lief". Auch gemeinsame Freizeitaktionen nach Feierabend waren in unserem Team nicht ungewöhnlich und es gab immer etwas zu Lachen und zu Erzählen.
Kommunikation
Die Kommunikation im Team war durch eine Übergabe meist problemlos gegeben. Die Kommunikation zwischen der Bürozentrale und dem Einsatzort war dürftig. Wenn man sich nicht regelmäßig dorthin begab, erfuhr man in seinem "Mikrokosmos" nur das Nötigste bei wöchentlichen Meetings. Die Meetings waren leider in meinem Team teilweise so lang, auch gespickt mit unnötigen Informationen, dass sie einen kompletten Arbeitstag füllten.
Kollegenzusammenhalt
Ich hatte nie ein besseres Team. Wir waren wie eine Familie und unterstützten uns auch privat, wenn es nötig war. Kollegen aus anderen Einsatzorten bekam man nur selten zu Gesicht (z.B. auf Firmenfeiern etc.), weswegen ich nur für mein ehemaliges Team sprechen kann.
Work-Life-Balance
Keine Auffälligkeiten. Wie überall anders: Wird jemand krank, muss ein anderer einspringen. Ansonsten konnte der Urlaub, nach Absprache mit den Kollegen, recht frei gewählt werden. Auch die Arbeitszeiten waren weitestgehend normal. Auf Mitarbeiter mit langen Anfahrtswegen wurde (oft, aber natürlich nicht immer) Rücksicht genommen, dass ihre Schichten / Termine möglichst günstig für sie liegen (bzgl. Anfahrt, Berufsverkehr etc.). Das war für mich in Ordnung und gehört für mich zur Rücksichtnahme der Work-Life-Balance. Ich musste selten Überstunden machen, außer ich habe es selbst so gewählt.
Vorgesetztenverhalten
Je nach Vorgesetzter Person sehr verschieden. Ich erfuhr jedoch immer ein offenes Ohr für Probleme und Verbesserungsvorschläge. Der Vorgesetzte war einfühlsam und sehr nett, weshalb ich um klare Ansagen und "Faust auf den Tisch" manchmal lechzte. Die Umsetzung neuer Ideen waren dürftig und versandeten oftmals im Nichts. Eine klare Linie der Vorgesetzten war leider selten zu erkennen.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben waren sehr abwechslungsreich. Im Sozialen Bereich gleichen die Tage kaum einem anderen. Sehr solide Grundlage für den Berufseinstieg, jedoch nach einigen Jahren trotzdem monoton. Für weitere "interessante Aufgaben" sollte man sich dann selbst bemühen.
Gleichberechtigung
Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen waren stets gegeben, zumindest konnte ich keine Unterschiede feststellen. Wenn man jedoch nicht im "Inneren Kollegenkreis" der Zentrale verharrt, ist man leider nur unsichtbares Fußvolk - zumindest war das mein Eindruck. Einige Kollegen in der Zentrale genossen also mehr "Narrenfreiheit" als andere außerhalb der Zentrale.
Umgang mit älteren Kollegen
Gegenseitiger Respekt war immer gegeben. Alt gegenüber jung und jung gegenüber alt. Auch wurden während meiner Beschäftigung dort auch ältere Mitarbeiter eingestellt.
Arbeitsbedingungen
So la la. Man hatte alles zur Verfügung, um vernünftig arbeiten zu können. Jedoch gab es auch Zeiten, in denen uns der Laden fast um die Ohren geflogen wäre und der Vorgesetzte einfach auch Durchzug geschalten hat. Teilweise musste ich mir Werkzeug oder andere Gebrauchsgegenstände von Zuhause mitnehmen, damit ich problemlos mit den Klienten weiterarbeiten konnte, ohne Tage oder Wochen auf die Reaktion der Firma zu warten.
Ein Dienstwagen stand zur Verfügung. War dieser jedoch besetzt, musste man auch mal zum Privat-PKW greifen, um Klienten zu Terminen zu bringen - natürlich gegen die 30-Cent-Pauschale pro Kilometer.
Gehalt/Sozialleistungen
Berufseinsteiger-Standardbezahlung, die jedoch nicht auf Eigeninitiative des Chefs erhöht wurde (das ist im sozialen Bereich normal, da nach Tarif und somit nach Berufserfahrung gezahlt wird). Nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit erfragte ich eine Gehaltserhöhung und mir wurde von der Chefetage geantwortet, dass ich doch bereits eine (wirklich lächerliche, an Hohn grenzende) Erhöhung bekam, die mir auf meinem Gehaltszettel gar nicht auffiel.
Eine weitere Erhöhung der Bezahlung war nicht in Sicht, auch keine Begründung ("Es geht momentan nicht" ist für mich keine Begründung). Oftmals hatte man das Gefühl, dass sich die Chefetage die Taschen vollstopft, während möglichst günstige Berufseinsteiger eingestellt werden, die nichts kosten.
Image
Soweit ich das in der Region mitbekam, hat die Firma keinen guten Ruf in der Einsatzregion. Innerhalb der Firma herrschte jedoch gute Stimmung und selten erlebte ich die Arbeitnehmer unglücklich über ihre Arbeitgeberwahl. Aber welche Soziale Einrichtung genießt einen optimalen Ruf? Alle Klienten befinden sich nunmal in schwierigen Lebenssituationen und meckern auch gerne mal über ihre "Helfer", wenn diese nicht nach der eigenen Pfeife tanzen.
Karriere/Weiterbildung
Karriere sah ich leider keine in dieser Firma, was neben der Bezahlung auch ein Kündigungsgrund nach wenigen Jahren war. Es werden zwar regelmäßige Supervisionen angeboten und auch gegenüber Weiterbildungen stellte man sich auf den ersten Blick selten quer. Bohrte man jedoch diesbezüglich nach, stach man oft ins Leere. Die Mühlen der Firma arbeiten sehr langsam, was den einen oder anderen Mitarbeiter auch zum Gehen bewegte. Insgesamt ist die Firma also in erster Linie offen für Neues, man braucht jedoch einen langen Atem und Durchhaltevermögen, bis sich etwas bewegt (wenn sich dann überhaupt etwas bewegt).