Von diesem Unternehmen sollte man besser die Finger lassen.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Sie stellen Autisten ein. Das ist aber auch das einzig Positive, was es zu erwähnen gibt.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Unter den vielen schlecht laufenden Dingen stechen vor Allem der respektlose und geringschätzende Umgang mit den autistischen Mitarbeitern sowie die miserable Projektakquise heraus. Letztere führt dazu, dass auticon dem Anspruch, passende Einsatzmöglichkeiten für autistischen Consultants anzubieten, in den seltensten Fällen gerecht wird.
Verbesserungsvorschläge
Zu nennen ist hier zum Einen die Herausbildung eines wirklich fachlichen Schwerpunkts und entsprechender fachlicher Kompetenzfelder statt einer Fokusierung auf angebliche autistische Superkräfte. Letztere sind allein weder am Markt gefragt, noch wird es einem Autisten gerecht, wenn sein Leistungsvermögen auf diese Spezialfähigkeiten reduziert wird. Zum Anderen muss auticon dringend an einem respektvollen und wertschätzendem Umgang mit den autistischen Mitarbeitern arbeiten.
Arbeitsatmosphäre
Es war über Jahre hinweg deprimierend und frustierend und ich war froh, als ich eine andere Stelle gefunden habe.
Kommunikation
Kommuniziert wurde nicht viel. Es ist sogar mehrfach vorgekommen, dass entscheidende Informationen erst über Umwege durch den Kunden zu mir gelangt sind. Die Kommunikation, die stattfand, war höchst einseitig. Berichte aus dem Management bzw. dem Backoffice wurden schnell und knapp abgefrühstückt und dienten nicht selten der Ankündigung von unnützen Schikanen oder neuen Benachteiligungen für den Consultant. Eine Mitspracherecht wurde dem Consultant ohnehin nicht zuerkennt. Häufig fanden die Gespräche auch bewusst in einer 2-gegen-1- oder 3-gegen-1-Situation statt, so dass man sich verbal kaum wehren konnte.
Andersherum dienten die Gespräche vornehmlich der Kontrolle, Überwachung und Bevormundung des Consultants. Man wurde zu jeder Kleinigkeit aus der Projekttätigkeit ausgequetscht, selbst wenn die Zusammenarbeit mit dem Kunden reibungslos verlief. Wenn man selbst ein Problem, egal ob auticon-intern oder beim Kunden, angesprochen hat, wurde dieses entweder vollständig ignoriert, oder es wurden Zusagen gemacht, die später vorsätzlich nicht eingehalten wurden, oder die Schuld wurde beim Consultant gesucht oder es wurde mit völliger Verweigerung der Zusammenarbeit reagiert.
Kollegenzusammenhalt
Ich habe nur mit einem anderen Consultant für ein paar Monate zusammengearbeitet, so dass ich nicht viel zu diesem Punkt sagen kann. Dort, wo es Berührungspunkte gab, war der Zusammenhalt und auch die Zusammenarbeit problemlos.
Work-Life-Balance
Überstunden fielen selten an und ließen sich meistens schnell ausgleichen. Der Urlaubsanspruch war unterdurchschnittlich gering und orientierte sich am gesetzlichen Minimum. Urlaub musste offiziell lange im Voraus geplant werden. Dies wurde nicht immer konsequent durchgeführt, so dass manchmal auch kurzfristigere Urlaubsanträge möglich waren. Es passierte aber immer wieder, dass, wenn man im Projekt war, man dazu gedrängt wurde, lange geplanten Urlaub kurzfristig nach hinten zu verschieben. Insgesamt hängt die Work-Life-Balance natürlich stark von den Rahmenbedingungen des Projekts ab. Auf das Wohlergehen des Consultants wurde dabei keine Rücksicht genommen. Es zählte nur, dass der Consultant in irgendeinem Projekt ist und Umsatz erwirtschaftet. Gespräche darüber zu führen, war meistens nutzlos oder führte sogar noch zur Verschlimmerung.
Vorgesetztenverhalten
Manche aus Backoffice und Management sind in Ordnung. Das Verhalten des Großteils aus Backoffice und Management ist jedoch unter aller Kanone. Sie gehen mit den autistischen Consultants um, wie es ihnen gerade so passt. Als Consultant ist man einer permanenten Willkür und auch willkürlichen Schikanen ausgesetzt. Man wird belogen und betrogen, man wird verleumdet, es wird permanent Druck auf einen ausgeübt und so weiter. Wenn es deswegen erwartungsgemäß zum Streit kommt, hat in deren Augen automatisch immer der Consultant Schuld, weil nach deren Meinung man als Autist minderbemittelt sei. Ein Mitarbeiter aus Backoffice und Management kann das widerwärtigste und abscheulichste Verhalten gegenüber einem Consultant an den Tag legen, der Rest des Backoffices und des Managements wird dies bedingungslos und uneingeschränkt verteidigen.
Interessante Aufgaben
Dieser Punkt hängt stark vom konkreten Projekteinsatz ab. auticon hat keinen wirklichen fachlichen Fokus, kein Kompetenzfeld und bietet im Bereich IT irgendwie Alles und dementsprechend nichts so richtig an. Zudem konzentriert sich das Marketing zu sehr auf Klischeevorstellungen von Autisten und wirkliche fachliche Fähigkeiten sind, wenn sie überhaupt Platz finden, eher zweitrangig. Insofern tut sich auticon mit der Akquise von Projekten schwer und die Projekte, die es gibt, sind meistens fachlich nicht wirklich geeignet. Meine Niederlassung war in diesem Punkt besonders unfähig. Obwohl sie in einer Stadt mit mehreren DAX-Unternehmen, die zum Teil auch Kunden von auticon sind, liegt, bekam ich meistens von anderen Niederlassungen akquirierte Projekte, die dort nicht besetzt werden konnten und fachlich nicht wirklich passten. An einer Ungeeignetheit meiner Person kann es nicht gelegen haben, da ich eine Ausbildung habe, die auch unter neurotypischen Menschen selten erreicht wird, und die Kunden auch immer sehr mit mir zufrieden waren, wenn man erst einmal im Projekt war.
Gleichberechtigung
Auch wenn auticon mit der Gleichstellung und Inklusion von Autisten wirbt, hat die Unternehmenskultur nicht wirklich viel damit zu tun. Klar, es werden mehr Autisten eingestellt als anderswo. Aber die Art und Weise, wie mit Autisten umgegangen wird, ist durch ein tiefgreifendes Apartheidsdenken geprägt. Als Autist wird man in erster Linie als zu bevormundendes Betreuungsobjekt aufgefasst und das unabhängig von der Ausbildung, der persönlichen Lebensleistung oder tatsächlichen autismusbedingten Einschränkungen. In der Außendarstellung von auticon wird penetrant das Bild des Autisten gezeigt, der woanders nur Probleme hat und zu auticon kommt, weil er dort die woanders verwehrte Hilfe bekommt. Der Autist wird grundsätzlich in der Opferrolle dargestellt und auticon als dessen Retter. Management und Backoffice bleibt vornehmlich unter sich, alle Entscheidungen werden unter Auschluss der Consultants getroffen. Letztere dienen nur als Befehlsempfänger, die es aufgrund ihrer Bedürftigkeit zu kontrollieren und bevormunden gilt.
Arbeitsbedingungen
Die Büroeinrichtung und auch das technische Equipment war schon ziemlich billig. Es hat mich aber nicht großartig gestört. Aufgrund des widerlichen Benehmens des Backoffices und Managements gegenüber den autistischen Consultants habe ich das auticon-Büro gemieden wie der Teufel das Weihwasser, sondern stattdessen beim Kunden, falls möglich, oder im Homeoffice gearbeitet. Meistens bekam ich für ein Projekt die notwendigen technischen Geräte, z.B. Laptops, vom Kunden, so dass ich die Geräte von auticon nur selten benutzen musste.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Zwiespältig, weil auticon einerseits die Beschäftigung von Autisten fördert und bewirbt, andererseits aber Autisten nicht wirklich als gleichberechtigte Mitarbeiter sieht, sondern intern Autisten häufig auf die Rolle des zu bevormundenden Betreuungsobjekts reduziert. Für die autistischen Consultants ist auticon in erster Linie Arbeitgeber, also die Möglichkeit zu sinnstiftender Beschäftigung, mit der man Geld verdienen kann. Dagegen wird auticon vor Allem von den Job Coaches häufig primär als Betreuungseinrichtung für Autisten gesehen, bei dem ein sozialversicherungspflichtige Beschäftigung allenfalls ein hübscher Nebeneffekt ist. Insofern fühlen sich viele Job Coaches auch dafür zuständig, in die Privatangelegenheiten der Consultants einzugreifen. Erstens fehlt den meisten Job Coaches dafür aber die nötige Ausbildung, und zweitens ist dies aufgrund des Interessenkonflikts gar nicht zulässig. Vom Management wird dieses widerwärtige und falsche Verhalten leider auch noch offen befürwortet und unterstützt. Wenn es aufgrund solcher Übergriffe kommt, muss man mit der Arbeitsverweigerung des Job Coaches und dem Fehlen eines Ansprechpartners für notwendige organisatorische Dinge rechnen.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt kam immer pünktlich. Das ist auch das Einzige, was hier positiv zu bewerten ist. Von der Höhe her bewegte sich das Gehalt deutlich unter dem marktüblichen Niveau. Dennoch nahm auticon überdurchschnittlich hohe Stundensätze für die Projekteinsätze der autistischen Consultants, wovon dann nur ein kleiner Teil beim Consultant angekommen ist. Wenn ein Consultant einmal nicht im Projekt ist, werden die Konsequenzen der unzureichenden Fähigkeiten der "Betreuer" und Verwalter in Sachen Projektakquise gerne schnell an die Consultants weitergereicht, z.B. in Form von Kurzarbeit. Weitere Sozialleistungen sucht man vergebens. Es gab noch nicht einmal einen Obstkorb, der sonst als Alibi-Sozialleistung herhalten muss.
Image
Das nach außen kommunizierte Bild von auticon stimmt in den seltensten Fällen mit der Wirklichkeit überein. Statt Hilfe und Unterstützung erlebt man durch die "Betreuer" und Verwalter häufig Schikanen und Gängelung.
Karriere/Weiterbildung
Autistische Consultants sind auf ein festes Rollenbild festgelegt, d.h. außer gewissen IT-Kenntnissen wird ihnen nichts zugetraut. Von Seiten des Managements bzw. Backoffices wird am liebsten unter Ausschluss des Consultants über dessen Kopf hinweg mit dem Kunden verhandelt. Einem Consultant eine verantwortliche Position zu übertragen ist nicht vorgesehen. Eine Karriere im Sinne des Aufbaus einer fachlichen Kompetenz ist kaum möglich. auticon ist häufig nicht dazu in der Lage, für den Consultant passende Projekte zu akquirieren. Insofern zeichnet sich bei vielen Consultants die Projekthistorie durch eine unzusammenhängende Aneinanderreihung verschiedenster Tätigkeiten ohne wirklichen Schwerpunkt aus. Ich hatte noch Glück, weil ein Kunde sehr lange an mir festgehalten hatte, so dass es bei mir noch so etwas wie Kontinuität gab. Leider war ich in dem Projekt unterfordert und bin deutlich unter meinen Möglichkeiten geblieben. Weiterbildung wird, wenn sie nicht im direkten Zusammenhang mit dem Projekt steht, in den seltensten Fällen bezahlt oder sonst unterstützt. Es wird erwartet, dass man dies in der Freizeit oder zumindest projektfreien Zeit und auf eigene Kosten macht.