Gute Einstiegsmöglichkeiten, aber begrenzte Entwicklungsperspektiven – besonders für ambitionierte Talente.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Ich war insgesamt 1 Jahr und 5 Monate in diesem Unternehmen tätig, wobei ich einige Monate in Vollzeit gearbeitet habe. Mein Praktikum habe ich ebenfalls hier absolviert, war aber überwiegend als Werkstudent tätig.
Die Firma bietet eine solide Grundlage für Studierende, die erste Berufserfahrung sammeln möchten. Wer bisher wenig Einblick in die Arbeitswelt, insbesondere im Consulting, hatte, kann hier wichtige Grundlagen lernen – vor allem durch den direkten Kundenkontakt und die hohen formellen Anforderungen an die eigene Arbeitsweise. Außerdem gibt es die Möglichkeit, früh Verantwortung zu übernehmen, was jedoch stark von der eigenen Initiative abhängt.
Die Unternehmenskultur ist, wie in den Stellenanzeigen beschrieben, sehr familiär, und es finden regelmäßige Mitarbeitergespräche statt, die zur persönlichen Weiterentwicklung beitragen können. Auch die meisten Kolleginnen und Kollegen sind freundlich und hilfsbereit. Werkstudenten und Praktikanten hatten zudem die Möglichkeit, an Teamevents teilzunehmen. Das IT-Equipment war auf einem modernen Stand.
In meinem Fall war die Bezahlung fair und entsprach dem üblichen Marktpreis für Werkstudenten und Praktikanten in diesem Bereich.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Nach meinem Austritt habe ich mir bewusst mehrere Monate Zeit genommen, um meine Erfahrungen objektiv zu reflektieren und mit anderen Unternehmen zu vergleichen. Erst durch diesen Vergleich wurde mir bewusst, dass vieles, was mir zuvor als besondere Chance oder Vorteil dargestellt wurde, in anderen Unternehmen als selbstverständlicher Standard gilt.
Aus meiner Perspektive als jemand, der über den Standard hinauswachsen möchte, habe ich allerdings einige Einschränkungen festgestellt. Die Führungsstruktur ließ für mich wenig Raum für fachliche Weiterentwicklung. Meine direkte Führungskraft wirkte in vielen Bereichen unsicher in der Mitarbeiterführung, was sich in unklaren Entscheidungen, fehlender Struktur, mangelnder Kommunikation und insgesamt schwacher Führung widerspiegelte. Wer schnell lernt und sich steigern möchte, kann hier an eine Wachstumsgrenze stoßen, da das fachliche Niveau innerhalb der Abteilung nicht durchgehend hoch war. Ich hatte oft das Gefühl, dass man eher „funktionieren“ als wirklich gefördert werden sollte.
Besonders herausfordernd war für mich das fachliche Niveau innerhalb meines Teams. Während ich stets darauf bedacht war, mich in meiner Arbeitsweise zu verbessern und neue Fähigkeiten zu erlernen, hatte ich oft das Gefühl, dass das Umfeld nicht genügend Raum für echtes Wachstum bot. In anderen Unternehmen ist es üblich, dass erfahrene Kollegen als Mentoren fungieren und ihr Wissen weitergeben – diese Art der Förderung habe ich hier kaum erlebt.
Zudem herrschte im Arbeitsumfeld eine Dynamik, die durch zwischenmenschliche Spannungen geprägt war. Gossip, Flurfunk und informelle Gespräche über Kolleginnen und Kollegen – insbesondere ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – waren keine Seltenheit. Gerade für jemanden, der professionell arbeiten und sich weiterentwickeln möchte, kann ein solches Umfeld hinderlich sein. Anstatt sich auf die eigene Leistung und Weiterentwicklung konzentrieren zu können, musste man sich gelegentlich mit internen Spannungen und persönlichen Befindlichkeiten auseinandersetzen.
Ein weiterer Punkt war der hohe Leistungsdruck, der mit der Arbeit verbunden war. Grundsätzlich schätze ich anspruchsvolle Aufgaben und hohe Standards, da sie die persönliche und berufliche Weiterentwicklung fördern. Doch in diesem Fall entstand der Druck nicht durch echte fachliche Herausforderungen, sondern vielmehr durch unklare Prozesse, ineffiziente Strukturen und fehlende Unterstützung. Statt eine konstruktive Wachstumsumgebung zu bieten, führte dies dazu, dass man sich oft überfordert fühlte, ohne wirklich gefördert zu werden. Im direkten Vergleich zu meiner jetzigen Arbeitssituation wird dieser Unterschied besonders deutlich. Heute arbeite ich in einer Umgebung mit noch höheren fachlichen Anforderungen, klaren Prozessen und gezielter Unterstützung, wodurch echter Fortschritt möglich ist. Während dort hohe Erwartungen mit professioneller Begleitung und strukturierten Entwicklungsmöglichkeiten einhergehen, fehlte es in meiner vorherigen Position an genau diesen Faktoren. Der Druck entstand weniger aus einer tatsächlichen fachlichen Herausforderung als aus organisatorischen Mängeln, die das Arbeiten unnötig erschwerten.
Auch mein Austritt verlief nicht reibungslos. Ich hätte mir einen professionelleren und vor allem faireren Umgang mit administrativen Prozessen wie der letzten Gehaltsabrechnung und der Zeugniserstellung gewünscht. Diese Vorgänge dauerten länger als erwartet und waren unnötig kompliziert – weit entfernt von der Professionalität, die ein Unternehmen in solchen Angelegenheiten zeigen sollte. Besonders frustrierend war die Doppelmoral, die sich in diesem Prozess offenbarte. Während intern stets hohe Ansprüche an Struktur, Effizienz, Fairness und Professionalität gestellt wurden, zeigte sich gerade in diesen entscheidenden Momenten das Gegenteil.
Erst nach meinem Ausscheiden wurde mir endgültig bewusst, wie die Unternehmenskultur tatsächlich ist. Der Umgang mit ausscheidenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern machte deutlich, dass Wertschätzung oft nur solange galt, wie es für das Unternehmen von Vorteil war. Das Leben als Student wurde dabei unnötig erschwert – anstatt einen klar geregelten und fairen Austrittsprozess zu ermöglichen, zog sich alles unnötig in die Länge, was zusätzlichen Stress verursachte. Gerade im Vergleich zu meiner jetzigen Arbeitserfahrung ist mir bewusst geworden, wie unprofessionell hier gehandelt wurde, und dieser Prozess hat mir nochmals vor Augen geführt, welche Unternehmenskultur dort tatsächlich herrscht.