Mangelnde Mitarbeiterführung, keine Wertschätzung der Mitarbeiter, niedrige Gehälter
Gut am Arbeitgeber finde ich
Internationale Kollegen sind durchweg freundlich und höflich. Schönes Gebäude und internationales Umfeld.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das Management ist autokratisch. Kritik ist nicht erlaubt. Auch wenn Entscheidungen nicht richtig scheinen, traut sich keiner etwas zu sagen. Entscheidungen werden rücksichtslos durchgesetzt, die Konsequenzen aber den unteren Ebenen oder nachfolgenden Managern überlassen.
Verbesserungsvorschläge
Mit den Mitarbeitern offen reden und in die Entscheidungsfindung mit einbeziehen. Rücksicht auf die private Situation der Mitarbeiter nehmen. Angemessene Gehälter zahlen.
Arbeitsatmosphäre
Hängt von der Abteilung ab. Eine Abteilung hatte schon lange zu kämpfen, wegen mangelnder Führung der Abteilungsleitung. Insgesamt ist die Stimmung jetzt aber sehr schlecht, weil die Geschäftsführung ohne Rücksicht auf chinesische und lokale Mitarbeiter entschieden hat, den Firmensitz von Hamburg nach München zu verlegen. Gespräche zwischen der Geschäftsführung und den lokalen Mitarbeitern, ob diese mitgehen oder eine Abfindung erhalten, finden nicht statt. Die Abteilungsleiter haben Schwierigkeiten, die Entscheidung umzusetzen, aber trauen sich nicht, wie die anderen chinesischen Mitarbeiter, Einwände zu erheben. Alle leiden unter der Entscheidung, die große Probleme sowohl für Mitarbeiter als auch für den Betrieb verursacht. Aber die Problembewältigung wird einfach nach unten delegiert. Zuerst hieß es, Geld spielt keine Rolle, aber jetzt werden keine Mehrkosten mehr genehmigt. Es werden schon neue Mitarbeiter in München gesucht, obwohl die GF noch nicht einmal versucht hat, mit den zum Großteil langjährigen Mitarbeitern in Hamburg über einen Umzug zu verhandeln. Die GF ist anscheinend nicht bereit, höhere Gehälter zu zahlen, welche dem Niveau in München entsprechen.
Kommunikation
Die Geschäftsführung erklärt sich und Entscheidungen in der Regel nicht. Mitarbeiter müssen sich untereinander heimlich austauschen, um etwas zu erfahren. Es wird angewiesen und nicht diskutiert.
Kollegenzusammenhalt
Die meisten lokalen und chinesischen Mitarbeiter halten sehr gut zusammen und unterstützen sich gegenseitig.
Work-Life-Balance
Es war ein harter Kampf, für Mütter eine Stundenreduzierung durchzusetzen. Gleitzeit und flexible Arbeitszeiten sind unbekannt. Obwohl eine Abteilung notgedrungen versucht, diese starren Vorgaben so gut es geht zu umgehen. Die chinesischen Mitarbeiter müssen ständig erreichbar sein, viele Überstunden machen und auch in der Freizeit für die Firma und Delegationen verfügbar sein. Das gilt nicht für lokale Mitarbeiter.
Vorgesetztenverhalten
Dass Leiter einer Abteilung zu sein, auch bedeutet, Mitarbeiter zu unterstützen und zu führen, ist für die Manager nicht üblich. Aber dafür sind sie in der Regel sehr höflich und werden nie ausfällig. Eine direkte Konfrontation vermeiden alle chinesischen Abteilungsleiter. Aber zumindest ein Abteilungsleiter versucht auch aktiv, sich für seine Mitarbeiter einzusetzen und ist ein respektierter Vorgesetzter. Grundsätzlich gibt es leider keine Wertschätzung den Mitarbeitern gegenüber. Wenn ein Mitarbeiter sich bemüht, seinen Job gut macht und verlässlich zur Arbeit kommt, darf er nicht darauf hoffen, dass das vom Vorgesetzten honoriert wird. Vorgaben vom Mutterkonzern oder Entscheidungen der GF wie jetzt zum Umzug werden einfach durchgeführt. Seien sie noch so undurchsichtig oder fragwürdig. Fragen oder Probleme sind nicht erlaubt.
Interessante Aufgaben
Es ist eben viel Sachbearbeitung dabei. Wichtige Entscheidungen "dürfen" nicht von lokalen Mitarbeitern getroffen werden. Aber dadurch, dass sie lokal sind, müssen die lokalen Mitarbeiter teilweise doch sehr selbstständig handeln.
Gleichberechtigung
Geschlechtergleichberechtigung ist kein Thema. Eher die Frage, ob der Mitarbeiter zum Mutterkonzern in China gehört oder nicht.
Umgang mit älteren Kollegen
Es wird Rücksicht auf die wenigen älteren Mitarbeiter genommen. Abgesehen vom Umzug. Da ist es der Geschäftsführung egal, dass einige Mitarbeiter, so kurz vor der Rente, ganz sicher nicht woanders einen neuen Job finden werden.
Arbeitsbedingungen
Schönes Gebäude, in schöner Umgebung. Equipment ist vielleicht nicht das allerbeste, aber ausreichend. Wenn ein Bürostuhl kaputt ist, wird problemlos ein neuer, günstiger bestellt. Mittagessen wird gestellt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Weit davon entfernt.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehälter werden nicht regelmäßig angepasst. Es ist immer ein Kampf, überhaupt eine Gehaltserhöhung zu erhalten, und häufig ist er auch erfolglos. Die Inflationsrate ausgleichen, geht so nicht. Wenn eine Gehaltserhöhung stattfindet, dann vielleicht nur alle 4-6 Jahre und nur minimal. Einige lokale Mitarbeiter erhielten schon viele Jahre gar keine Gehaltserhöhung. Die Geschäftsführung achtet sehr darauf, dass dieses Thema nicht unter den Mitarbeitern besprochen wird.
Image
Welches Image? Die Entscheidung zum Umzug hat die Einstellung der Mitarbeiter sehr verändert. Aber auch schon vorher (eigentlich seit dem letzten Wechsel der Geschäftsführung) gab es, außer der Tatsache, dass Baosteel Europe Teil eines der größten Stahlkonzerne der Welt ist, kein Image, mit dem ein Mitarbeiter sich hätte identifizieren mögen.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildung gibt es nur in einer Abteilung. Aufstiegsmöglichkeiten gibt es nicht. Diese sind den Konzernchinesen vorbehalten.