Auf dem Scheideweg...
Gut am Arbeitgeber finde ich
Den Zusammenhalt, die hoffentlich nicht nur vorgespielte neue Aufbruchstimmung.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die desaströse Kommunikationspolitik und die eher maue Vergütung.
Verbesserungsvorschläge
Endlich einmal klare Kommunikationspolitik betreiben, allem voran. Konzepte konkretisieren und verbindlich machen, Kontrollmechanismen sowohl für die Stellenkraft als auch die oberen Instanzen schaffen.
Arbeitsatmosphäre
Eigentlich eher 2,5 Sterne. Anspruch und Realität klaffen hier weit auseinander.
Es wird viel über Zusammenhalt und Exzellenz gesprochen und tatsächlich wurden vielen Teams in letzter Zeit die notwendigen Werkzeuge in Form moderner Auswertungsprogramme, etc in die Hand gegeben, um effizienter und kennzahlenorientiert zu arbeiten. Leider bleibt es dann aber auch dabei: Groß angekündigte Konzepte werden bestenfalls als grobe Empfehlungen statt als verpflichtend empfunden, nach jeder Saison sind dann die Blicke ratlos und der Prozess geht von vorne los.
Die neue, recht junge HR-Abteilung hat nach Jahren der Stagnation oder wohlwollenden Laissez-Faires aus der Richtung sehr viele aufregend und frisch klingende Konzepte und Projekte auf den Weg gebracht, die aber eine Unternehmenskultur voraussetzen, die so (noch) nicht existiert. Unterm Strich steht man sich auf vielen Ebenen einfach zu sehr selbst im Weg und es gibt keine echten Kontrollmechanismen oder den Willen, solche wirkungsvoll ein- und umzusetzen.
Kommunikation
Definitiv eine große Schwachstelle, die einerseits aus der vorhin beschriebenen Struktur herrührt und diese gleichzeitig auch bedingt. Es herrscht sehr, sehr viel "Flurfunk", gleichzeitig gibt es viele Expertenkreise, die planen und entscheiden, ohne dass konkrete Ergebnisse kommuniziert und erklärt werden, sodass das Fußvolk vieles für sich selbst ergründen muss.
Probleme, ob sie einen nun offen ins Gesicht schauen oder sich gerade erst ankündigen, werden, wenn überhaupt, immer nur vorsichtigst und indirekt angesprochen, Lösungsfindungen, so überhaupt angestrebt, werden dann aufgeschoben oder in übermäßig komplizierten und abstrakten Konzepten ausgearbeitet.
In letzter Zeit findet eine Anstrengung statt, das Unternehmen mit einem tiefergreifenden Social Board als Alternative zum herkömmlichen Intranet zu vernetzen, was begrüßenswert ist, aber eher mau angenommen wird.
Kollegenzusammenhalt
Ein sehr positiver Aspekt im Unternehmen. Es herrschen Teamgeist und Offenheit untereinander, sodass das Zur-Arbeit-Gehen Spaß macht. Man kann sich aufeinander verlassen und weiß, dass jeder für den jeweils anderen einstehen wird.
Es gibt allerdings sehr viele persönliche Cliquen, die nicht aktiv ausgrenzen, aber sehr wohl mehr aufeinander abgestimmt sind, was Arbeitsprozesse angeht. Zusammen mit der schlechten Kommunikationskultur entsteht so die paradoxe Situation, dass man aus einem guten Team zusammenarbeitet, aber innovative Ideen, etc nur von "einsamen Wölfen" kommen, die dieses intellektuelle Kapital höchstens mit ihren persönlichen Freunden teilen.
Leider ist dies ein zweischneidiges Schwert, da beispielsweise durch diese Bereitschaft, auch mal etwas zu erledigen, was nur indirekt mit einem zu tun hat, die relative Kopflosigkeit "von oben" belohnt bzw. langfristig nicht korrigiert wird.
Work-Life-Balance
Relativ im Rahmen, 30 Tage Urlaub, die innerhalb der Teams geplant und auch seltenst nicht so genommen werden können, wie man es sich vorstellt. Die Arbeitszeiten befinden sich im normalen Rahmen und die Gleitzeit bietet Flexibilität.
Vorgesetztenverhalten
Mein persönlicher Vorgesetzter ist super, aber leider kommen hier die Struktur- und Kommunikationsprobleme von vorher zu tragen, unter die auch Abteilungsleiter zu leiden haben.
Interessante Aufgaben
Die Branche ist sehr dynamisch und bietet eine gute Mischung aus Analyse und Kundenkontakt, so dass sehr viel Verschiedenes auf einen zukommt. Man muss allerdings in der Lage sein, selbstständig zu arbeiten, bzw. sogar sich die Arbeit selbst zu suchen, was dann wiederum ein großes Problem mit den mangelhaften Kontrollmechanismen und lauen Erwartungshaltungen darstellen kann.
Gleichberechtigung
Es gibt bemerkenswert weniger Frauen in Führungspositionen als Männer. Sehr viel Teilzeit für Mütter, große Benachteiligung kann ich nicht feststellen. Sollte es eine solche geben, so wird sie sicherlich nicht bewusst ausgelebt.
Umgang mit älteren Kollegen
Eine Mischung aus alten und jungen Kollegen, wobei erstere noch immer maßgeblich die Strukturen als auch die Unternehmenskultur bestimmen, was natürlich verständlich ist, da sie diese aufgebaut haben.
Arbeitsbedingungen
Die Ausstattung (Laptop, periphere Hardware) ist genügend, aber auch nicht mehr. Längst abgeschriebene Laptops fallen einem ein. Besseres Equipment bekommt man gefühlt nach Sympathiebonus zugestanden. Größenverstellbare Schreibtische sind ein Plus, dieses wird aber durch die nicht vorhandene Klimaanlage in großen Teilen der Arbeitsräume (insbesondere in schlecht insolierten Flachbauten, Innentemperatur = Außentemperatur mit tropischer Luftfeuchtigkeit) bei weitem nicht wettgemacht.
Neuerdings gibt es vermehrt kleine Benefits wie ein monatliches Angrillen im Sommer gegen einen kleinen Obolus, Eis zum Selbstkostenpreis und Müsli in der Kantine. Die Wertschätzung wird gern entgegengenommen, fühlt sich nach einer Durststrecke aber noch immer wie ein Tropfen auf dem heißen Stein an.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Als Modeunternehmen ist dies natürlich ein "wunder Punkt", aber es wird eine große Anstrengung im Bereich CSR unternommen, insbesondere bei der Marke camel active.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt eher im unteren oder mittleren Quartil, wie in der Branche leider üblich. Blankes Gehalt, keine Zusätze, Weihnachtsgehalt, etc. Gerade frisch übernommene Azubis werden mit einem Gehalt, das gelinde gesagt als Frechheit abgetan werden kann, abgespeist. Das Unternehmen ist nicht im Tarif und Lohnerhöhungen hat es lange nicht gegeben, das muss alles persönlich geregelt werden. Die Inflationsausgleichsprämie kam sehr spät und gefühlt nur mit Zähneknirschen, was sehr mit dem "Zusammenhalts"-Ethos in Konflikt tritt.
Image
Abermals die Frage nach Anspruch und Realität. Man wünscht sich, als Big Player in der Branche wahrgenommen zu werden, dies kann man allerdings nur dank der hart erkämpften Lizenzmarke camel active, auf der sich ausgeruht wurde. Innovation wird betrieben, aber plätschert insgesamt eher vor sich hin, als dass sie einen mitreißenden Strom erzeugt.
Karriere/Weiterbildung
Keine nennenswerte Förderung oder Einbezug bei persönlicher Entscheidung zur Weiterbildung. Wenn es hoch kommt, kann man in seiner Abteilung für eine Abschlussarbeit Kleinigkeiten bewirken.