Team gut, Führungsebene intransparent, Kommunikation ausbaufähig
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Das operative Team, das ungezwungene Miteinander.
- Das Lernpotential, besonders zu Beginn des Jobs. (Onboarding mit Rallyes in verschiedenen Teams ist sehr gut.)
- Schöne Büroräume, ausreichend Platz für interne Veranstaltungen.
- Sommerfest und Weihnachtsfeier, bei der man mal das ganze Team trifft.
- Austausch mit den globalen Teams (Spanien, Brasilien, etc.) und den Kolleg:innen von anderen Standorten.
- Vielseitige Kompetenzen sind vertreten, wodurch ein passives Lernpotential entsteht. Finde ich gut.
- Weiterbildungsbudgets.
- Grundsätzlich lockerer Umfang auf sozialer Ebene.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Fehlende Transparenz und nachvollziehbare Argumentation, besonders bei strategischen Entscheidungen.
- Fehlende Professionalität in der Kommunikation. (nach innen und außen)
- Fehlende Wertschätzung von Mitarbeitenden.
- Selbst definierte Unternehmenswerte werden nur unzureichend gelebt/umgesetzt.
- Defensive Argumentation, wenn Gehalt oder Themenpriorisierungen angesprochen werden. (Verantwortung wird auf äußere Faktoren geschoben.)
Verbesserungsvorschläge
- Mitsprache ermöglichen.
- Echte Transparenz leben.
- Unternehmenswerte wirklich vertreten.
- Mitarbeitende wertschätzen. (z. B. in Gesprächen nicht ernsthaft als "Arbeitsmaterial" bezeichnen)
- Seine repräsentative Rollen ernst nehmen und das Vertrauen der Mitarbeitenden in das Management durch echte Verbesserungen stärken.
- Konflikte aushalten und Probleme miteinander bearbeiten.
- Professionell kommunizieren (nach innen und außen).
- Interne Bedarfe und Bedürfnisse ernst nehmen, gemeinsam besprechen und konstruktive Handlungsschritte daraus ableiten.
- Symptome (sich häufende Burnout-Ausfälle und Kündigungen) als Effekte der Arbeit und nicht als persönliche Einzelfälle betrachten.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre war von der Teamkonstellation abhängig. In meinem war das Miteinander stets positiv und konstruktiv. Bei der Zusammenarbeit mit dem strategischen Management war es jedoch eher schwierig. Vor allem in der gemeinsamen Zielsetzung, Priorisierung und Bedarfsanalyse.
Kommunikation
Das operative Team stand größtenteils in guter, offener Kommunikation und stützte sich gegenseitig.
Von der Führungsebene fehlte jedoch eine glaubhafte Transparenz und klare und glaubwürdige Aussagen, die mit den Handlungen und (strategischen) Entscheidungen übereinstimmten.
Entscheidungen waren meiner Meinung nach teilweise nicht klar begründet. Mitbestimmung der Mitarbeitenden wurde äußerst kritisch bewertet. Wiederholte Male wurden auch personelle schwerwiegende Entscheidungen getroffen, ohne mit den betroffenen Teams zu sprechen.
Auf formeller Ebene war es mehr eine Top-Down-Kommunikation als ein Miteinander. Der nach außen progressive Charakter deckt sich leider nicht mit der internen unternehmerischen Realität.
Teilweise entstanden soziale Gruppen, die die offiziellen Kommunikationswege umgingen. Auf beruflicher Ebene wurde das Vertrauen zueinander meiner Meinung nach dadurch höchst negativ beeinflusst.
Positiv war der lockere Umgang außerhalb der beruflichen Themen und Prozesse. Man wurde integriert und konnte schnell auch außerhalb der Arbeitszeit miteinander ins Gespräch kommen.
Kollegenzusammenhalt
Die Kolleg:innen auf operativer Ebene hielten gut zusammen und haben einander geholfen. Jedoch gab es auch viel Flurfunk und leider auch persönliche Befindlichkeiten, die z. B. in repräsentative Rollenbilder eingebracht wurden. Dadurch fehlte mir auf professioneller Ebene das Vertrauen zueinander.
Auch fühlte ich mich leider sehr schlecht von der Geschäftsführung repräsentiert. (Siehe Vorgesetztenverhalten: Messepartys und ähnliche Rahmen.)
Intern im Team und auf operativer Ebene war es gut, ab einem bestimmten Positionslevel war man abhängig vom Wohlwollen der einzelnen Person. Meiner Meinung nach leider unprofessionell.
Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance wurde je nach Stellung im Unternehmen entweder respektiert oder lange Zeit nicht besprochen. An Lebenssituation angepasste Homeoffice-Regelung waren bspw. offiziell nicht gewünscht, trotzdem entstanden individuelle Absprachen, die jedoch nur mündlich getroffen wurden.
Obwohl in der Coronazeit die Heimarbeit durchaus gute Ergebnisse lieferte, wurde den Mitarbeitenden die Selbstverantwortung danach nicht mehr zugetraut.
Seit 2020 wurde das Team personell stärker, die Aufgaben und Prozesse wurden jedoch nicht in entsprechendem in dem Maße angepasst, was auch zu Überlastungen führte, die vom Management sinngemäß als "individuelle Narrative" bewertet wurden.
Nach Feierabend waren öfter (spontane) Zusammenkünfte und gute Gespräche entstanden. Sozial also ein Plus, jedoch verbessert dies nicht die Qualität der Arbeit und deren Rahmenbedingungen.
Unterm Strich ist das Arbeiten bei Bookwire eben doch leider nur ein Job und die Angestellten ein Arbeitsmittel. Dieses Bild wurde 2023 von der Geschäftsführung durch entsprechende Haltungen, Handlungen und Aussagen verstärkt.
Vorgesetztenverhalten
Die Teamleads und Heads hatten ein offenes Ohr.
In meinem Fall war es ein sehr offenes und vertrauenswürdiges Verhältnis.
Leider kamen Projektvorschläge nicht bei der Geschäftsführung an oder die Wichtigkeit wurde – so wirkte es auf mich – wurde nicht gesehen..
Beispiel: Monatelang wurde ein wichtiges Thema immer wieder verschoben, bis es "plötzlich" akut wurde und die erforderlichen Kompetenzen nicht mehr im Unternehmen waren. Meiner Meinung nach eine schlechte Organisation und Planung auf strategischer Ebene.
Teilweise fehlten auch schlicht das Vertrauen in die Souveränität und Komptenz der Mitarbeitenden auf operativer Ebene, wodurch Missmut entstand.
Bei Messepartys und anderen Gelegenheiten in kleinerem Rahmen empfand ich das Verhalten einzelner hochrangiger Personen als unangemessen und sozial belastend. Ich fühlte mich unwohl dabei, wie sie sich Kund:innen und Mitarbeiter:innen gegenüber verhalten haben. Gewisse wiederkehrende Verhaltensweisen empfand ich als nicht vereinbar mit offiziellen repräsentativen Rollen der Personen.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben bei Bookwire waren vorwiegend interessant.
Vorschläge zur Verbesserung der Dienstleistungen oder internen Prozesse konnte man zwar einbringen, die Überlegungen über mögliche konkrete Umsetzungen wurden jedoch nicht transparent geführt. Hier war der Abstimmungsprozess nicht klar, sodass es auch mal zu Missverständnissen kam.
An sich war bei Bookwire aber immer wieder etwas (neuartiges) zu tun. Langweilig wird es nicht. Mehr Automatisierung der Routinetätigkeiten wäre zur Burnout-Prophylaxe und Unzufriedenheit durch vermeidbare Routineaufgaben wäre von Vorteil.
Gleichberechtigung
Gerne hätte ich hier etwas anderes geschrieben, aber aufgrund meiner Erfahrungen mit Bookwire muss ich leider mitteilen, dass eine Gleichberechtigung von Mitarbeitern nur auf formeller Ebene stattfindet. Aus "betrieblichen Gründen" wurde 2023 ein Großteil des Personals entlassen, dass sich im Jahr zuvor für Mitarbeiterrechte einsetzen wollte. Nun werden sehr ähnliche Jobprofile wieder ausgeschrieben. Das ist leider Fakt und leider auch sehr Schade.
Arbeitsbedingungen
Siehe Work-Life-Balance.
Für ein Tech-Unternehmen leider zu wenig Automatisierung für Routineaufgaben, gelebte Top-Down-Mentalität. Der autoritäre Führungsstil führte zudem immer wieder zu Unverständnis und wiederholten Drucksituationen.
Positiv war die zunehmende Ermittlung von internen Bedarfen und Bedürfnissen. Ob diese jedoch zu realen positiven Handlungen führen, kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht beurteilen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es wurde über Nachhaltigkeit und Möglichkeiten in einem dafür eingerichteten Team gesprochen. Konkrete Umsetzungen erfolgen jedoch nicht, da es kein priorisiertes Thema im Unternehmen war.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt wurde mir gegenüber oft als "branchenüblich" bezeichnet.
Dafür, dass Bookwire sich jedoch selbst als Tech-Unternehmen bezeichnet, sind die Gehälter in einigen Bereichen aber noch sehr un-tech.
Bei der Bewerbungsphase zu meinem Unternehmenswechsel waren meine potentiellen nächsten Arbeitgeber stets offen gegenüber meinen Gehaltsvorstellungen oder haben diese sogar proaktiv überschritten.
Bei Bookwire war es eher ein Kampf, eine finanziell angemessene Vergütung auch nur besprechen zu können. Gehaltsgespräche wurden auch mal um Monate verschleppt.
Image
Auf sozialer Ebene war es ein cooles Team und eine Erfahrung wert.
Je nach Charaktertyp ist das Arbeitsumfeld auf Dauer jedoch nur bedingt zu empfehlen.
Je nach Bereich niedrige bis mittelmäßige Bezahlung bei hohem Erfahrungspotential.
Karriere/Weiterbildung
Man kann viel lernen und als Einstiegsjob ist es okay.
Weiterbildung wurde angeboten – sowohl interne Schulungen mit Coaches als auch Möglichkeiten zur externen Weiterbildung.
Interne Karrieresprünge waren/sind aufgrund der vorherrschenden Strukturen bisher nur schwer möglich. Das liegt jedoch an der Unternehmensstruktur.
Bookwire ist ein relativ kleines Unternehmen mit enger Alterspanne. Karrieretechnischer Aufstieg kann also nur passieren, wenn jemand höherrangiges geht oder wenn neue Teams entstehen. Vorgesetzte wurden meist extern akquiriert. Ob die vorhandenen Kompetenzen im Unternehmen geprüft wurden, ist durch die teilweise intransparente Entscheidungsfindung für mich nicht abschätzbar.