Mehr Schein als Sein: Planlose Agentur mit wenig Expertise
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Es gibt keine Experten und keine klare Ausrichtung. Es gibt keinen Mitarbeiter, der HR gelernt dasselbe gilt IT. Es gibt bei boy Strategie und Kommunikation niemanden, der Strategie gelernt hat. Die Strategie erarbeitet ein Teil der Geschäftsführung und ob die es gelernt hat, weiß ich nicht.
Es gibt keine standardisierten Vorgänge, nicht mal beim Schreiben von Angeboten oder bei der Teilnahme an Ausschreibungen. Es gibt keinen Mitarbeiter für Finanzen/Controlling bzw. eine Ausbildung in dem Bereich vorweisen kann. Es gibt keinen, der Social Media gelernt hat oder Erfahrungen im Bereich PR hat.
Außer Grafik und Projektmanagement ist kein Know-How vorhanden. In Angeboten wird es jedoch nicht durch Mark-up deutlich gemacht. Man schlägt hier und dort etwas auf, wie man denkt und vertuscht die zahlreichen wechselnden externen Partner.
Beispiele für Dinge, die boy nicht inhouse kann:
- Produktion von Foto
- Produktion von Video
- Texten
- Website (Erstellung der Struktur und Bau der Seite)
- Kampagnenplanung und/oder -auswertung
- Social Media (meta, LinkedIn, youtube etc.)
- Physische Events
- Digitale Events
Verbesserungsvorschläge
Ein Plan für Wachstum: Wen stellen wir ein mit welchem Ziel? In welchem Bereich, wollen Expertise aufweisen können.
Ich rate davon ab, weiterhin ausschließlich Personen einzustellen, die entweder frisch von der Uni sind oder lange auf Arbeitssuche waren und wenig Arbeitserfahrung mitbringen.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist ungesund. In dem stundenlangen Montagsmeeting hängt die Stimmung meist von der Laune der Geschäftsführung ab. Oftmals fühlte ich mich danach entweder genervt, gelangweilt oder gehetzt.
Gerne wurde in diesem Forum auch über Entlassungen und Kündigungen informiert. Es ist tatsächlich nicht untertrieben zu behaupten, dass das Team binnen eines Jahres aufgrund der hohen Fluktuation nicht wiederzuerkennen ist. Der Hauptgrund für das Ausscheiden von Mitarbeitern war entweder deren "under performance" aus Sicht der Geschäftsführung oder der zu hohe Druck aus Sicht des Angestellten.
Es ist der Agentur während meiner Zeit nicht geglückt, die einzelnen Standorte enger zusammenzubringen. Links und rechts vom Mutterschiff in Kiel dümpeln die anderen Boote in der Ferne und versuchen ihren Kurs zu finden.
Dennoch finden sich auch bei boy nette Kollegen. Die vermögen es jedoch nicht, die allgemein gehetzte, gestresste und unkoordinierte Atmosphäre auszugleichen. Es war mein Eindruck, dass die Zeit zum Helfen und füreinander da sein aufgrund des hohen Workloads nicht ausreichend vorhanden war.
Kommunikation
Die Kommunikation zwischen den Standorten war schwach. Die Kommunikation zu der Geschäftsführung musste hart und wiederholt erkämpft werden. Informationen suchte man überall, gesendet wurde auf 1001 Kanälen und ohne Struktur.
Kollegenzusammenhalt
Mit Glück hatte man die richtigen Kollegen im Projekt, um gemeinschaftlich und kollegial die Projekte zu bewältigen.
Work-Life-Balance
Überstunden wurden täglich und auch am Wochenende regelmäßig gemacht. Monatlich würde ich schätzen waren es zwischen 20 und 30 Stunden. Anreisen zu Dienstreisen konnten auch mal auf einen Sonntag fallen, der nicht ausgeglichen wird.
Die Masse an Überstunden ist der Geschäftsführung durchaus bekannt. Alle Stunden werden erfasst und den Projekten zugeordnet, um die an Kunden zu berechnenden Stunden zu tracken. Diese, so wurde es berichtet, wurden der Geschäftsführung alle 2 Wochen vorgelegt. Konsequenzen erwuchsen daraus keine. Die Überstunden durften nicht durch freie Tage ausgeglichen werden, Urlaub durfte nicht länger als für 2 Wochen eingereicht werden.
Mein Eindruck war jedoch, dass diese Problematik eher den Projektmanagern bekannt war, als den Mitarbeitenden in der Grafik. Durchaus möglich, dass die Work-Life-Balance dort besser zu bewerten ist.
Vorgesetztenverhalten
Als Vorgesetzten fungiert die dreiköpfige Geschäftsführung. Obwohl die Agentur seit ihrer Gründung deutlich gewachsen ist, wurde verpasst, Hierarchien beispielsweise in Form von Teamleitern einzuziehen. Möglicherweise ist dies beabsichtigt, um einen Austausch auf Augenhöhe zu ermöglichen und das Gefühl eines geschlossenen Team zu stärken.
Die Geschäftsführung hat es jedoch nicht geschafft, ihrer Rolle als Führung nachzukommen. Dies hat zur Folge, dass man völlig planlos und ohne Ziel versuchte durch den Arbeitsalltag zu manövrieren. Niemand gab Guidance und Feedback. E-Mails wurden ignoriert oder vergessen, einige wurden nicht zugestellt, weil das Postfach erneut voll war. Auf Anrufe wurde nicht reagiert und so kämpfte man sich weiter führungslos durch die Projekte.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben können durchaus sehr vielfältig sein. boy hatte nicht wenige Kunden und die wiederum haben unterschiedlichste Wünsche. Nicht jedes Projekt ist interessant (Busfahrplan, Poster o.ä.), aber abwechslungsreich sicherlich.
Gleichberechtigung
Ich empfand keine Ungleichheit. Einige Mitarbeiter wurden sicherlich deutlicher hervorgehoben, insbesondere die wenigen, die bereits länger als 3 Jahre an Bord sind.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt nur wenige ältere Kollegen, da der Altersdurchschnitt sehr niedrig ist. Ich empfand den Umgang mit denen jedoch als absolut in Ordnung.
Arbeitsbedingungen
30 Tage Urlaub, Vertrauensarbeitszeit (viele Überstunden), Handy, Laptop, Bildschirm, Airpods, schöne Büros.
Gehalt/Sozialleistungen
Insbesondere zu Beginn meiner Zeit, war ich mit meinem Gehalt sehr zufrieden. Als sich das Ausmaß des Chaos und der Arbeitslast zeigte, empfand ich es nicht mehr als angemessen.
Image
Insbesondere in Kiel ist die Agentur bekannt und hat ein positives Image. Außerhalb von Schleswig-Holstein ist boy nicht bekannt. Ich selbst kann nur sagen, dass das positive Image nicht der Realität entspricht.
Karriere/Weiterbildung
Mir ist nicht bekannt, dass man aufsteigen kann. Es gibt keine Hierarchieebenen, die man erklimmen könnte.
Weiterbildungen schien es zu geben, ich hatte keine. Wenn, dann handelte es sich glaube ich im eintägige Seminare.
Zudem gab es ein jährliches Meeting in Norddeutschland. Das wurde auch als Workshop o.ä. verkauft. Tatsächlich traf man dort nur auf die wie immer zahlreichen neuen Mitarbeiter und traute sich meist nicht, die Geschäftsführung bei ihren Vorträgen zu unterbrechen oder ehrliche Meinungen auszutauschen.