Alle Nachteile des Öffentlichen Dienstes in einer Verwaltung vereint.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Dass einige Menschen sich leidenschaftlich für das THW einsetzen, auch wenn sie die Herausforderungen langfristig zu zermürben drohen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Dass sie gute Mitarbeiter ausbrennen lassen und zu wenig für Veränderung getan wird. Es wird viel unter den Teppich gekehrt oder auf das BMI geschoben, anstatt sich den Herausforderungen zu stellen.
Verbesserungsvorschläge
Einige Führungskräfte überprüfen, Vorschläge aus der Belegschaft persönlich einholen, duales Studium unter tragbaren Bedingungen ermöglichen, Einarbeitung überarbeiten und sicher stellen, Mitarbeiter mit Kindern und Pflegebedürftigen während Einsätzen mehr unterstützen ( z.B. Betriebskindergarten oder mit mobilien Pflegediensten kooperieren), Rufbereitschaft überarbeiten, Wachsamkeit für Diskriminierung erhöhen, an den richtigen Stellen zentralisieren, mehr Wertschätzung.
Arbeitsatmosphäre
Intern gliedert sich das THW in drei Abteilungen (Verwaltung, Einsatz und Ehrenamt), welche sich gegenseitig in ihrer Arbeit nicht angemessen unterstützen und sogar teilweise behindern, in dem sie Entscheidungen nicht zusammen treffen und wieder überwerfen. Führungskräfte tragen ihren Unmut und ihre Konflikte offen vor neuen Mitarbeitern aus. Es gab Geschrei, Türen wurden geknallt und allgemein herrscht in der Belegschaft Unzufriedenheit. Einerseits liegt das an der unterirdischen Organisation oder an Benefits, welche nur der Leitung zur Verfügung gestellt werden und nicht den anderen Organisationseinheiten. Andererseits an dem grenzenlosen Personalmangel, der durch die Verwaltung nicht adäquat behoben wird. Den zweiten Stern gibt es nur für die Mitarbeitenden auf der direkten Arbeitsebene (EG 5-11), da sie den Herausforderungen mit schwarzem Humor begegnen, die Probleme seit Jahren akzeptieren und belächeln müssen und trotzdem Neuen helfen möchten, die Klippen zu umschiffen.
Kommunikation
Es gibt keine vollständige aktuelle Telefonliste für alle Mitarbeiter. Geschweige denn eine vollständige Ansprechpartnerliste mit jeweiligen Funktionen. Die vorhandene Datenbank ist ungepflegt. Den richtigen Ansprechpartner zufinden gleicht am Anfang einer Schnitzeljagd mit zahlreichen Mails, Anrufen und Nachfragen. Die Kommunikation vom Landesverband zu den Regionalstellen läuft halbwegs reibungslos, falls man von der Leitung Informationen braucht, sollte man sich auf eine Wartezeit von 2-4 Wochen einstellen, es sei denn man kennt die gewünschte Person persönlich. In manchen Teilen der Organisation erhält man keine Rückmeldungen und ist auf sich allein gestellt. Intern läuft die Kommunikation meist über Mails in diversen Postfächern. Die Erwartungshaltung der Führungskraft alle ca. 7500 Mails, welche vor meinem Arbeitsbeginn in den Postfächern landeten ebenfalls im Blick zu behalten, war überzogen.
Kollegenzusammenhalt
Im Einsatzreferat und Ehrenamtsreferat scheint der Zusammenhalt gut zu sein. Kollegen und Kolleginnen unterstützen sich gegenseitig vorrangig in und nach Einsatzlagen. Auch die meisten Mitarbeitenden im Referat U ( Verwaltung) behalte ich in guter Erinnerung und wünsche Ihnen persönlich nur das Beste und weiterhinviel Kraft. Viele Mitarbeiter identifizieren sich stark mit der Organisation und brechen im Einsatzfall ihre Urlaube ab, um personell zu unterstützen oder sind noch zusätzlich ehrenamtlich im THW aktiv, was von der Verwaltung nicht angemessen gewürdigt wird (z.B. müssen Ehrenamtliche in der Verwaltung ihre Führungskraft überreden, um in den Einsatz zu dürfen und werden nicht, wie alle anderen Ehrenamtliche, am nächsten Tag frei gestellt).
Zudem gibt es einen sehr engagierten Personalrat, der die Probleme des THW genau kennt und bemüht ist eine Veränderung herbeizuführen. Leider ist ihre Wirksamkeit sehr beschränkt.
Work-Life-Balance
Prinzipiell gut, da es Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit gibt. Home Office ist ebenfalls begrenzt möglich. Natürlich gelten diese Bedingungen während Einsätzen nicht. In großen Lagen wird in 12h Schichten gewechselt. Da man für die Besetzung des Stabs zu wenig Personal schult, verteilt sich die Arbeitslast sehr ungleichmäßig auf wenige Köpfe. So kommen pro Jahr bei engagierten Mitarbeitern ganz locker 150-300 Überstunden zusammen, die nicht nur durch Freizeit ausgeglichen werden können, aber zwanghaft abgefeiert werden sollen. Überlastungsanzeigen werden konsequent ignoriert. So behindert sich das THW selbst immer wieder im Vorankommen und der Unmut der Mitarbeiter stieg über die letzten Jahre an. Angesichts der künftigen drohenden Lagen z.B. vermehrt Hochwasser müsste hierfür dringend eine Lösung gefunden werden, damit die Kündigungswelle unterbrochen wird.
Vorgesetztenverhalten
Meine Vorgesetzte gilt innerhalb des THW nicht als sozialkompetente Person und mir wurde früh mehrfach nahegelegt, mich anderweitig umzusehen. Ich habe Grund zur Annahme, dass sie wegen meiner chronischen Erkrankung das Arbeitsverhältnis am letzten Tag der Probezeit plötzlich auflöste. Trotz erheblicher Einwände des Personalrats wurde mein Vertrag nicht verlängert, da sie eine weitere Zusammenarbeit mit mir konsequent ablehnte. Mit den meisten anderen Führungskräften lässt es sich sehr gut und vertraunesvoll zusammenarbeiten. Besonders in den von Frauen geführten Regionalstellen, erlebte ich sehr vorbildliches Führungsverhalten, daher 1 Stern.
Interessante Aufgaben
Grundlegend hätte ich laut Stellenbeschreibung interessante Aufgaben gehabt. Allerdings musste der Arbeitsstau der letzten Jahre, verursacht durch steigenden Personalmangel, aufgearbeitet werden. Meine Abteilung war, wie die meisten anderen in der Verwaltung, nicht mal zur Hälfte besetzt. Statt 5 Mitarbeitenden waren wir nur zu zweit und hatten während der Hälfte unserer Probezeit keinen erfahrenen Mitarbeiter vor Ort.
Ich wurde stetig mit spannenden Projekten betraut, die ich nicht zu Ende führen durfte. Auch Seminare und Einarbeitungstage in anderen Zweigstellen wurden mir verwehrt.
Gleichberechtigung
Es gibt Frauen in Führungspositionen und die jetzige Präsidentin will den Fokus auf mehr Gleichberechtigung setzen. Es herrscht eher weniger kulturelle Vielfalt. Der Status Quo bietet mehr als genug Entwicklungspotenzial.
Umgang mit älteren Kollegen
Konzepte für Alterteilzeit werden nicht weiter ausgebaut und sind rückläufig. Die Etablierung geteilter Stellen beispielsweise mit Berufsein- und aussteigern ist aufgrund der komplexen Stellenstruktur im Öffentlichen Dienst nicht umsetzbar. Die Chance für notwendigen Wissensaustausch wird hiermit verpasst und langfristig zu weiteren Problemen in der Einarbeitungsphase führen. Auch um eine adäquate Umsetzung von langjährigen Mitarbeitern wird sich nicht bemüht.
Arbeitsbedingungen
Sehr schöne Räumlichkeiten auf Landesverbandebene. Regionalstellen und Ortsverbände sind teilweise marode und einsturzgefährdet. Durch die künftigen Einsparungen der Öffentlichen Hand wird sich die Situation verschlimmern. Hoffentlich wird die Notwendigkeit eines konstant höheren Budgets fürs THW in der Politik erkannt, bevor die umliegenden Täler wieder volllaufen wie Badewannen und mit der Sicherheit der Bevölkerung gespielt wird.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es wurden eine Stelle und mehrere Projekte für Umweltschutz etabliert, die von der zuständigen Person sehr gewissenhaft und motiviert ausgeführt werden.
Es gibt Viele, die aufgrund ihrer sozialen Motivation fürs THW arbeiten und sich vollumfänglich für Andere einsetzen. Sie haben unseren größten Respekt und jede Anerkennung verdient. Schade, dass auf der Führungsebene nicht viel von Ehrungen der Hauptamtlichen gehalten wird. Würde dem gewünschten Employer Branding sicher gut tun.
Gehalt/Sozialleistungen
Der öffentliche Dienst hängt allgemein in diesem Bereich hinterher ist aber im Grunde solide. Die Gehaltsstruktur im THW liegt bei einigen Stellen unter dem Durchschnitt in Behörden. Es arbeitet fast keiner beim THW wegen des Geldes, soviel ist sicher.
Image
Das Image in der Bevölkerung ist in Ordnung. Innerhalb der Hilfsorganisationen eher mittelmäßig.
Karriere/Weiterbildung
Es wird versucht neue Konzepte einzurichten, allerdings findet im Grunde keine Personalentwicklung statt. Die Weiterbildungsmöglichkeiten sind nicht ausreichend.