Viel Schatten wenig Licht.. Man könnte vieles bewegen aber die Führungsebene steht sich selbst im Weg.
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Interessante Einblicke in die Abgründe der Bundesverwaltung
- Die beratende Funktion ist spannend und man kann in kleinen Schritten dazu beitragen Dinge zu verändern
- Sicherer Job mit guter Absicherung
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Leiter/innen der Prüfungsgebiete und teilweise auch Abteilungsleiter verhalten sich wie kleine Könige ausgestattet mit zu viel Macht. Das Vorurteil Home-Office = Urlaub ist noch in vielen Köpfen drin, trotz Corona und trotz der Tatsache dass selbst Führungskräfte Home-Office nutzen.
Verbesserungsvorschläge
- Habt mehr Vertrauen in eure Mitarbeiter und Beamten in Sachen Home-Office. Während Corona hat es doch auch funktioniert!
- Transparenz und Informationsverteilung in der ersten und zweiten Führungslinie
- Zentrale Dinge sollten auch zentral geregelt werden ohne dass eine/r der kleinen Prüfungsgebietskönige oder -königinnen das ganze mit mündlichen Anweisungen konterkariert
- Den kollegialen und fördernden Führungsstil nicht nur auf dem Papier beschreiben sondern auch bei den Führungskräften aktiv durch Weiterbildung und Workshops verankern
- Führen aus der Ferne sollte das neue normal sein. Es sollten alle Ausschreibungen grundsätzlich für alle drei Standorte offen sein.
Arbeitsatmosphäre
Unter den Kollegen herrscht Einigkeit und Hilfsbereitschaft. Wir sind vereint im gemeinsamen Beklagen der Zustände. Schade ist, dass die Arbeitsatmosphäre teilweise so schlecht ist, dass sich gestandene Mitarbeiter nicht trauen, ihre Rechte bei der Führungskraft einzufordern. So gibt es Kollegen, die >80db Baulärm im Büro ertragen, statt die zentral vorgegebene Möglichkeit der zusätzlichen Home-Office Tage zu nutzen. Und das nur weil die zuständige Führungskraft diese einzeln genehmigen müsste. Die darauf folgende Diskussion, um die Notwendigkeit der zusätzlichen HO-Tage mag keiner mit der Führungskraft bestreiten.
Es ist wirklich schade, dass das Klima so vergiftet ist. Es ist keine offene und ehrliche Kommunikation möglich, sondern nur solche, mit der man persönlich am wenigsten bei den Führungskräften aneckt.
Kommunikation
Die Kommunikation findet hauptsächlich über das Intranet und einigen Rundmails statt. Informationen aus erster Hand von der Führungskraft? Vergesst es. Die Führungskräfte schotten sich ab und man bekommt höchstens Informationshappen zugeworfen.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt unter den Kollegen ist gut. Die Arbeit wird erledigt und man unterstützt sich gegenseitig. Es bleibt aber alles dienstlich. Nach der Arbeit bleibt jeder für sich.
Work-Life-Balance
Die Work-Life Balance hinkt dem allgemeinen Trend weit hinterher, selbst wenn man als Vergleich andere Bundesbehörden heranzieht. Es gibt die Möglichkeit auf 2 Tage Home-Office pro Woche, die man einzeln jede Woche beantragen muss. Feiertage oder Krankheitstage reduzieren den Anspruch in der Woche aber. Es ist nicht absehbar, dass die 2 Tage auf 3 oder -gottbewahre- 4 Tage erhöht werden. Da sträuben sich bei allen Führungskräften die Nackenhaare - trotz der positiven Erfahrung aus der Coroanazeit.
Es ist absolut unverständlich, wie man in diesem Bereich, der essentiell ist für die Anwerbung junger Mitarbeiter so rückwärtsgewandt agiert.
Vorgesetztenverhalten
Hier liegt der Hase im Pfeffer. Es gibt einzelne Top Führungskräfte die mit Augenmaß und nach modernen Führungsstilen agieren. Wenn man Pech hat landet man bei einer der Führungskräfte die kein Verständnis für die Belange der Mitarbeiter hat und für die das Label Beruf und Familie nicht mehr ist als ein Sticker auf der Webseite.
Es ist schon bezeichnend, dass es keine regelmäßige Mitarbeiterbefragung gibt.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben als Prüfer sind durchaus interessant und abwechslungsbereich. Je nach Prüfungsgebiet bekommt man Einblicke in die Arbeitsweise verschiedenster Bundesbehörden. Einen Stern Abzug gibt es für das Cherry Picking bei der Prüfungsplanung. Dort ist kein konsequenter risikoorientierter Planungsprozess nach den üblichen Standards erkennbar.
Gleichberechtigung
Der Bundesrechnungshof fördert aktiv die Gleichberechtigung.
Arbeitsbedingungen
Es gibt überwiegend Einzel- und Doppelbüros. Leider lädt keiner der drei Dienstsitze zu einem kollaborativen Arbeiten ein. Die Erkenntnis, dass räumliche Umbauten und moderne Nutzungskonzepte für ein gelungenes kollaboratives Zusammenarbeiten notwendig sind fehlt bei den Führungskräften und der HR Abteilung völlig. Dazu kommt die fehlende Klimatisierung im Sommer. Alle Kollegen schwitzen sich schön einen ab.
Die eingesetzte Technik wird durch Virtualisierung künstlich verlangsamt. Es fühlt sich an wie ein Trabant, der einen Pflug übers Feld ziehen muss. Irgendwie schafft er es aber es braucht halt alles seine Zeit.
Gehalt/Sozialleistungen
Enstprechend dem einer obersten Bundesbehörde. Die Verbeamtung ist obligatorisch. Das Gehalt ist grundsätzlich okay. Richtig interessant wird es aber erst im höheren Dienst mit mehreren Kindern. In dieser Konstellation erreicht man teilweise marktübliche Gehälter (vor allem im IT-Bereich).
Die Beförderung bis zum Endamt erfolgen vergleichsweise schnell. So positiv das ist gibt es doch einen entscheidenden Nachteil. Sobald man das Endamt erreicht hat, bspw. A15, kommt man von dieser Behörde kaum noch weg. Es ist wortwörtlich ein Lock-in-Effekt weil alle umliegenden Bundesbehörden meist nur Stellen bis A14 ausschreiben. Ich bin aber zuversichtlich, dass die anderen Bundesbehörden ihre Stellenbewertungen anhand des zunehmenden Fachkräftemangels anpassen werden.
Image
Das Image nach außen hin ist top. Schaut man hinter die Kulissen bröckelt das ganze etwas.
Karriere/Weiterbildung
Die Karrieremöglichkeiten sind wie überall. Das Angebot an Stellen wird nach oben hin aber verständlicherweise immer knapper. Der Bundesrechnungshof betrachtet sich teilweise noch als der Leuchtturm unter den Bundesbehörden. Es wird als normal betrachtet, dass Personal aus anderen Bundesbehörden abzusaugen. Den Führungskräften fehlt leider die Einsicht, dass das keine Einbahnstraße ist und durchaus auch andersherum funktionieren kann. Das einzige was das heute noch verhindert ist die schnelle Beförderung in die Endämter bei denen die anderen Bundesbehörden (noch) nicht mitziehen.
Für Weiterbildungen ist eigentlich immer genug Budget vorhanden. Der Knackpunkt ist, die eigene Führungskraft muss immer aufwändig überzeugt werden. Meist wird es auch an geplante Prüfungen geknüpft. Das ist grundsätzlich okay erschwert aber die Auffrischung und Weiterbildung in Nischen- und auch Grundlagenbereichen.