Worse everyday
Gut am Arbeitgeber finde ich
Einen großen Teil der Kolleginnen und Kollegen
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Art der Führung
Verbesserungsvorschläge
Ehrliche Selbstreflexion seitens der Chefredaktion. Sonst wird die Fluktuation weiter ihren Lauf nehmen.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist solange angenehm, bis man es mit der Chefredaktion zu tun bekommt. Es herrscht Druck, vor allem, da die Redakteurinnen und Redakteure bestimmte Trafficziele erreichen sollen. Das wäre an sich in Ordnung, so ist eben das Geschäftsmodell im Onlinejournalismus. Problematisch ist, dass Storys, die nicht in den am besten performenden Geschichten auftauchen, absolut nicht gewürdigt werden - auf keiner Ebene. Das demotiviert und dahinter steht ein für mich extrem fragwürdiges Verständnis von "Journalismus".
Kommunikation
Die Führungsetage trifft Entscheidungen zu 100% intransparent. Auch die Mitarbeitenden, die extra für bestimmte Bereiche zuständig sind und dafür eingestellt wurden (vorgeblich), um ebenjene Entscheidungen zu treffen, werden bewusst übergangen. Um besagte Entscheidungen zu verkünden, gibt es zwei bewährte Formate. Format eins: ein Zwiegespräch mit der Person, die von der Entscheidung betroffen ist. Aus eigener Erfahrung und Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen kann ich sagen, dass diese Gespräche im besten Fall irritierend verlaufen, im schlimmsten Fall entwürdigend.
Format zwei: das wöchentliche Meeting. Hier wirft das C-Level mit so vielen Nebelkerzen und englischen Phrasen um sich, dass die Mitarbeitenden am Ende i.d.R. nicht mit einem Erkenntnisgewinn, sondern einem Erkenntnisverlust hinausgehen. Das geschieht meiner Einschätzung nach keineswegs "aus Versehen", sondern hat System. Es handelt sich um gezielte Desinformation, um Missmanagement zu verschleiern.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt war hoch, die Chefredaktion hat es bei allem Führungsversagen stets geschafft (wie ich vermute durch Glück und nicht durch Menschen- oder Fachkenntnis), fachlich und menschlich Top-Leute zu sich zu holen. Leider sind besagte Personen im Lauf der Jahre reihenweise weggegangen - und wurden teilweise durch Charaktere ersetzt, die sich vor allem durch ihre Lautstärke und ihr kritikloses Einverständnis mit diversen fragwürdigen Entscheidungen der Vorgesetzten auszeichneten. Wer von "Guten" verblieb, fühlte sich den anderen vor allem im Leid verbunden.
Work-Life-Balance
Für die Work-Life-Balance musste man selbst sorgen, da Führungskräfte hier keinerlei Verantwortungsgefühl an den Tag legten. An sich okay, schließlich arbeiten bei B.I. erwachsene Menschen. Wenn Chefredakteure allerdings, angesprochen auf eine noch ausstehende Regelung für Überstunden, davon sprechen, dass wir den Job doch alle "aus Idealismus" machten und man nicht verstehe, was die Zählerei unbezahlter Arbeitsstunden da zu suchen habe - dann muss man sich doch fragen, an was für eine Art Arbeitgeber mit was für einer Art Menschenbild man da geraten ist.
Vorgesetztenverhalten
Wo anfangen? Problem eins: Ein großer Teil derjenigen, die bei B.I. Deutschland das Sagen haben, verstehen von ihrem Handwerk nichts: dem Journalismus. Es fehlt Berufserfahrung, Schreiberfahrung, ein Gespür für gute Geschichten. Was ganz besonders fehlt: ein Bewusstsein dafür, dass man all das nicht kann.
Problem zwei: Führungsversagen gepaart mit einer ungesunden Ausprägung narzisstischer Persönlichkeitszüge. Teile des C-Levels können Persönliches nicht von Beruflichem trennen - und schlagen verbal um sich, sobald sie sich gekränkt fühlen. Kritik nehmen sie nicht an. Mitarbeitende, die kündigen (wollen), werden beleidigt, ihnen wird Kompetenz abgesprochen, sie werden zu Verrätern erklärt. Problem drei: eine Folge aus Problem zwei. Gute Mitarbeitende werden nicht gefördert, sondern absichtlich klein gehalten - wohl, weil sie vom C-Level als Bedrohung empfunden werden. Teilweise bekommen betreffende Teammitglieder sogar explizit gesagt, dass sie für eine Beförderung, eine Gehaltserhöhung oder ein bestimmtes Projekt nicht geeignet seien, zu wenig leisteten, zu wenig "selbstbewusst" seien. Das ist schlicht und ergreifend zynisch.
Interessante Aufgaben
Man kann bei B.I. vieles machen und ausprobieren. Damit wirbt die junge Marke auch. Das Problem: Das Bild von der "grünen Wiese", auf der man als Mitarbeiter*in ausprobieren könne, worauf man Lust habe, wird als Feigenblatt genutzt - dafür, dass sich einfach niemand um einen kümmert. Du willst ein neues Format entwickeln? Cool, mach! Budget? Gibt's nicht. Coaching? Gibt's nicht. Das geht nur mit Überstunden? Tja, deine Entscheidung, wenn du's trotzdem machst.
Klappt das Format aber dann, tja - dann ist es ein Erfolg "von Business Insider" und vor allem, Überraschung, von den Chefs, die einen ja stets "gefördert haben".
Zusammenfassend würde ich sagen: Die Führungsetage gibt an dieser Stelle eine ihrer Kernaufgaben einfach an der Tür ab: nämlich den Mitarbeitenden die Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sie am besten arbeiten und sich entwickeln können.
Umgang mit älteren Kollegen
Ältere Kollegen gibt es kaum. Hm. Die lassen sich ja auch nicht so leicht formen (und ausbeuten) wie Mittzwanziger.
Arbeitsbedingungen
An den Arbeitsbedingungen habe ich vor allem geschätzt, dass seit Corona wirklich großzügige Home-Office-Regelungen eingeführt wurden. So hatte man die Chance, dem Wahnsinn zumindest vor Ort zu entkommen. Die guten Kolleginnen und Kollegen, die man gerne sah, konnte man zum gemeinsamen Coworking oder privat treffen.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt ist okay. Erhöht wird es aber nur dann, wenn man droht, zu kündigen - und auch darauf würde ich nicht setzen.
Image
Es ist interessant, dass Business Insider Deutschland es weiter schafft, nach außen als hippe, junge Marke zu gelten, die charmant alles "anders" macht als die großen, etablierten Medien. Mag sein, dass man das so wahrnimmt. Aber ich kann nur sagen: In vielen Punkten trügt der freshe Schein. Wie die Mitarbeitenden behandelt werden, ist kein bisschen "aware" oder "fortschrittlich". B.I. Deutschland ist meiner Erfahrung nach streng hierarchisch und hemmt die Entwicklung vieler toller Potenziale. Mit Absicht.
Karriere/Weiterbildung
Weiter kommt, wer der Chefredaktion nach dem Mund redet und keine Bedrohung darstellt. Wer dagegen eigene Gedanken hat - oder, Gott bewahre, gar Kritik vorbringt - kann das mit dem Aufstieg schneller wieder vergessen als er "Better everyday" sagen kann.