Forscher fanden heraus: wer seine Mitarbeiter schätzt, sollte diese Dinge nicht mehr tun
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Diese Bewertung war nicht geplant, weil das Kapitel Business Insider Deutschland für mich eigentlich abgehakt war. Die von einem Vorredner erstellte überschwängliche 5-Sterne-Bewertung in allen Kategorien und ohne Angabe von Gründen (abgesehen von der Betonung der flachen Hierarchie und dem „hilfreichen und fairen" Vorgesetztenverhalten - srsly?) hat mich jedoch dermaßen getriggert, dass ich mich den zunehmenden kritischen Bewertungen anschließen will. Der Führungswechsel, der zeitgleich mit dem Umzug von Karlsruhe nach Berlin erfolgte, machte aus einem großartigen Arbeitgeber leider einen mittelmäßigen Betrieb, der reihenweise gute Leute verheizt.
Verbesserungsvorschläge
Wer nicht versteht, dass Mitarbeiter eine der wichtigsten Ressourcen eines Unternehmens sind, gehört heutzutage nicht mehr in eine leitende Position. Wer so sehr auf sein Chefsein beharrt, dass er nicht zu erkennen vermag, wie bedeutsam Input von ganz einfachen Angestellten sein kann, der ist in der Führungsebene schlecht aufgehoben. Man sollte meinen, gerade in einem dynamischen Medienunternehmen, das eine junge Zielgruppe ansprechen will und Mitarbeiter hat, die exakt dieser Zielgruppe angehören, habe man das verstanden. Hat man nicht.
Arbeitsatmosphäre
Die Bewertung der Arbeitsatmosphäre ist bitter, denn diese hatte BI Deutschland zu Karlsruher Zeiten ausgezeichnet. Großartiger Kollegenzusammenhalt, toller Team Spirit, offene und empathische Chefs, die ihre Mitarbeiter zu schätzen wussten und sie entsprechend behandelten. Ein Umgang, der auf gegenseitigem Respekt beruhte, denn Mitarbeiter wussten um die Kompetenz ihrer Vorgesetzten und umgekehrt. Mit dem Umzug nach Berlin und dem damit verbundenen Austausch der Führungsebene endete all das abrupt. Misstrauen, Planlosigkeit, Unverständnis, Empathielosigkeit und Druck ersetzten die bisherige angenehme Atmosphäre. Die bis dahin immer große Motivation des alten Teams, die nicht zuletzt durch die positive Stimmung aufrechterhalten wurde – und wesentlich dazu beigetragen hat, BI erfolgreich zu machen und damit überhaupt erst nach Berlin zu bringen – wurde innerhalb weniger Wochen sehr effizient zunichtegemacht.
Kommunikation
Von Kommunikation kann kaum die Rede sein. Große Entscheidungen und Neuerungen wurden viel zu kurzfristig und vollkommen undurchsichtig in Konferenzen verkündet, häufig auch nachdem sie eigentlich schon längst durchgesetzt waren. Kritische Rückfragen und Bedenken wurden abgekanzelt und als Affront gewertet. Oft machten Gerüchte und geplante Veränderungen längst die Runde unter Kollegen, bevor sich aus der Chefetage jemand dazu äußerte. Absolute Intransparenz sorgte für permanente Skepsis unter den Mitarbeitern.
Kollegenzusammenhalt
In den einzelnen Ressorts meist in Ordnung. Innerhalb der gesamten Redaktion allerdings kein Vergleich zu Karlsruher Zeiten. Hier wurde offenbar nicht verstanden, wie wertvoll Teamgeist und ein starker Kollegenzusammenhalt sind - stattdessen wurde zunehmend eine Ellbogen-Kultur forciert, um den Erfolg voranzutreiben. Erschreckend veraltete Ansichten für eine so junge Medienmarke.
Vorgesetztenverhalten
„Hilfreich und fair“ sind letzten Begriffe, die mir dazu einfallen. Bestenfalls wurde man ignoriert und in Ruhe gelassen, im schlimmsten Fall hat man es gewagt, seine Meinung zu vertreten und wurde dafür in irgendeiner Weise bestraft. Feedback gab es vor allem im negativen Sinn. Gespräche wurden anberaumt, wenn die Meinung oder das Verhalten eines Mitarbeiters der Führungsebene nicht zusagte. Kritik zu äußern bedeutete, die Kompetenz der Vorgesetzten infrage zu stellen – was stets als persönlicher Angriff gewertet und in keiner Weise professionell behandelt wurde. In der Konsequenz war die einstige offene Feedback-Kultur nach kürzester Zeit vergiftet. Übertrieben? Aus dem alten Team mit nach Berlin gegangen: nahezu alle. Innerhalb eines Jahres die Flucht ergriffen: nahezu alle. Ein ähnliches Schicksal scheint nun auch Gründerszene zu ereilen. Besonders irritierend: Ehemalige Kollegen, die maßgeblich zum Erfolg von BI beigetragen hatten, wurden nach ihrem Weggang offen schlecht geredet, ihre Arbeit wurde gering geschätzt und als wertlos abgetan. Aus professioneller Sicht kein Verhalten, das Vorgesetzten gut zu Gesicht steht. Aus menschlicher Sicht hier keines Kommentars würdig.
Gleichberechtigung
Was tun, wenn die eingesetzten männlichen Führungskräfte den Laden ganz offensichtlich nicht geschmissen kriegen? Na, noch ein paar Männer mehr dazunehmen, die für eine ausgewogenere Mischung in der Chefetage – ach, wer braucht das schon. Einfach möglichst viele männlich besetzte Führungspositionen aus dem Boden stampfen, viel hilft bekanntlich viel.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungsmöglichkeiten bietet der Konzern viele an. Mitarbeiter können frei aus dem von Springer angebotenen Schulungskatalog wählen. Davon richten sich zwar viele an Verwaltungs- und Führungspersonal, in der Regel wird man aber fündig.